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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf: 23. Reliquienbuch der katholischen Kirchengemeinde zu Wetzlar, 24. Deckel eines Reliquienbuches in demselben Besitz
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0024

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27

1903.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

28

24. Deckel eines Reliquienbuches in
demselben Besitz.
Dieser Deckel (Nr. 716), 32 cm hoch, 22J/2
cm breit, 31/2 cm dick, gleichfalls aus Buchen-
holz gebildet, ist ringsum mit einfachem Mes-
sing beschlagen, oben mit vergoldetem Messing
und mit Silberbörtchen in der Umfassung.
Profilierte vergoldete Leisten gliedern die
Tafel, deren

Mittelfeld
mit fünf ge-
gossenen Me-
daillons der
Kreuzigung
und der
Evangelis-
tensymbole
in ungefafs-
ter, unorga-
nischer An-
ordnung ge-
schmückt
sind. Das-
selbe Kreuzi-
gungsrelief
ziert die vier
Ecken, und
die zwischen
ihnen liegen-
den Streifen
bestehen in
getriebenen
Rankenzügen
von Wein-
laub oben
und unten,
von Eichen-
laub an den
Seiten. Die
Ausführung
derselben ist
handwerks-

mäfsig, aber korrekt, auch hinsichtlich der hoch-
gotischen Stilisierung, in der ebenfalls die Me-
daillons gehalten sind, wie sie um die Wende
des XIV. Jahrh. zu den Modellbeständen jedes
ordentlichen Goldschmiedes gehörten. Dieser
figurale Besitz und die Verfügung über die
einfachen Blattornamente genügten, bei hin-
reichender Vertrautheit mit der Technik, für
die Ausführung von Geräten, die trotz ihrer
Einfachheit und Wohlfeilheit als würdig und

formschön bezeichnet werden dürfen. Es darf
daher auch der Nachahmung solcher Tafeln,
seien sie zu Buch- oder Kästendeckeln be-
stimmt, das Wort geredet werden, freilich mit
dem Ratschlag, dafs für das Mittelfeld eine
einheitliche figurale Darstellung gewählt werde,
etwa die Majestas Domini, so dafs dann auch
die Evangelistensymbole für die Ecken reser-
viert bleiben.
— Im übri-
gen bilden
diese kleinen
flachen' Re-
liefs , zumal
in gestanzter
Technik, ein
sehr dank-
bares Verzie-
rungsmittel
nicht nur für
Deckel und
Kreuze, son-
dern auch
für Sticke-
reien, denen
sie als Pail-
letten einge-
fügt, zu
grofsem
Glänze ver-
helfen , wie
ihn beson-
ders im XIV.
Jahrh. die
norddeut-
schen Frau-
enklöster mit
Vorliebe an
Paruren, An-

tependien,
Korporalien-
schachteln,

also an gestickten Flachgebilden anbrachten,
die nicht auf den Faltenwurf berechnet waren.
Auf diesen sind sie in der Regel derart befestigt,
dafs sie entweder von einer Sammetunterlage
als aufgenähte Ornamente glanzvoll sich abheben,
oder den Mittelpunkt bilden, sei es von farbigen
Stickereien, sei es auch, was gewöhnlich der Fall,
von ebenfalls aufgehefteten Loth- oder Schmelz-
perlen, auch Korallen, mit denen sie sich zu
reicher Wirkung vereinen. Schnutgen.
 
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