Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0062

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
93

1903.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3

94

Bücherschau.

Pfarrkirche und Stift im deutschen Mittel-
alter. Eine kirchenrechts-geschichtliche Unter-
suchung von Dr. Heinrich Schaefer in Köln.
Stuttgart 1903. Enke. (Preis 6,40 Mk.)
Je mehr in der Kirchengeschichte des Mittelalters,
namentlich auch in Deutschland, Pfarrkirche und Stift
hervortreten, um so notwendiger ist es, deren Begriff
genau festzustellen, der bisher noch Unklarheiten und
Schwankungen unterlag. Es ist dem jungen Doktor
daher als Verdienst anzurechnen, dafs er diese Klar-
stellung in einer Monographie versucht, allem An-
scheine nach auch erreicht hat. Dafs er für seine Ar-
beit vornehmlich die germanisch-fränkische Kirchen-
geschichte durchforscht hat, mit dem an Pfarr- und
Stiftskirchen so reichen Mittelpunkte Köln, erscheint
als ihr besonderer Vorzug. — Im I. Kapitel werden
die wesentlichen Merkmale der Pfarrkirchen zusammen-
gestellt, im II. die verschiedenen Namen für den
Träger des Pfarramts im Mittelalter. Der Entstehung
und Entwicklung der Stiftskirchen mit besonderer Rück-
sicht auf Pfarrgottesdienst und Seelsorge ist das III.,
wichtigste Kapitel gewidmet, welches zunächst durch
zahlreiche Beispiele den Beweis liefert für die bisher
durchweg beanstandete Talsache, dafs in Stiftskirchen
Pfarrgottesdienst gehalten wurde. Hieran schliefst sich
von selbst die Frage nach dem Wesen und der ur-
sprünglichen Bedeutung der sogen. Stiftskirchen oder
Kollegiatstifler, und ihre Beantwortung setzt die
scharfe Fixierung des Titels „canonicus" voraus, an
die sich die Untersuchung knüpft über die Mehrheit
der Geistlichen an einzelnen Kirchen, auch an den
ältesten Pfarrkirchen, sowie über die Gründe für diese
Mehrheit. Mit der vita canonica und dem Pfarrgottes-
dienst nebst- Seelsorge an den Kollegialkirchen be-
schäftigt sich der letzte Abschnitt. — Die vorstehende
Übersicht zeigt den reichen Inhalt des Buches, welches
die schwierige Materie an der Hand der Urkunden in
klarer Weise behandelt. Schnütgen.

Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten in
Preufsen von E. v. Czihak. Mit 25 Lichtdruck-
tafeln und 17 Textabbildungen. Schwann, Düssel-
dorf 1903. (Preis 20 Mk.)
Als die Frucht achtjähriger, mit Fleifs, Geschick
und Glück betriebenen Studien erscheint das vor-
liegende Buch, welches die Gold- und Silberschmiede-
kunst zu behandeln beginnt, wie sie sich auf dem
Gebiete des ehemaligen Ordenslandes Preufsen bis um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts entwickelt hat.
Zunächst beziehen sich die Untersuchungen auf Ost-
preufsen, (Westpreufsen und das Ermland sollen
nachfolgen). — Der I. Teil bietet Allgemeines,
der II. Königsberg als die Haupt-, eigentlich ein-
zige Stätte des Betriebes. — Die Anfänge des
Goldschmiedehandwerks in Preufsen fallen
nicht vor die Mitte des XIV. Jahrh. und die inschrift-
lich datierten Werke gehören erst dem letzten Viertel
desselben an, in welchem für das Hochmeisterschlofs
der Marienburg, wie für Kirchen und Ordenskonvente
bereits mancherlei Gerät ausgeführt wurde von nach-
gewiesenen Meistern. Diese vereinigten sich bald zu
Werkgenossenschaften, und ihnen widmet der

Verfasser ein eigenes, ungemein instruktives Kapitel,
i in dem auch einige Goldschmiedesiegel zum Abdruck
gelangt sind. Daran schliefsen sich die „Verord-
nungen über die Goldschmiede aus der hoch-
meisterlichen Zeit", sowie ein sehr wichtiger
Exkurs über „Feingehalt, Gewicht und Preise
des Edelmetalls". — Nach diesen Präliminarien,
die auf Grund der Urkunden sehr viel Neues bieten,
erscheint Königsberg, welches volle 80 doppel-
spaltige Seiten füllt. Das Geschichtliche beginnt
erst mit 1501, liefert aber schon 1515 eine wichtige,
„Die Willkür der Königsberger Gold-
schmiede" bezeugende, hochmeisterliche Verordnung,
welche vielfaches Nachspiel hatte. Weitere Bestim-
mungen, die sich namentlich auf Stempel und Stadt-
zeichen bezogen, folgten im Laufe der Zeit bis ins
XIX. Jahrh., und enorm ist die Zahl der mit Namen
angeführten Goldschmiede. Den Werken derselben
ist der folgende Abschnitt gewidmet, der zunächst von
vielen Zerstörungen berichtet, aber auch von vielen
erhaltenen Gegenständen, von denen nur zwei dem
XV. Jahrh. angehören, namentlich das (auch abgebil-
dete) Zierschlüsselpaar. Spärlich sind auch die Über-
bleibsel aus dem XVI., desto zahlreicher aus den beiden
folgenden Jahrhunderten, und von manchen derselben
werden vorzügliche Abbildungen im Text und im An-
hang geboten. Von besonderer Wichtigkeit ist der
Abschnitt über die Stempelung mit dem Stadtzeichen,
den Jahresbuchstaben und dem Meisterzeichen (die
abgebildet sind), sowie das Meisterverzeichnis,
welches 395 Künstler, die meisten mit ihrem Ab-
zeichen, aufführt. Das Verzeichnis der in Kö-
nigsberg wohnenden Silberarbeiter, natür-
lich mit ihren Marken, wie der Goldschmiede in den
kleineren ostpreufsischen Städten bildet den Schlufs
des in jeder Hinsicht vortrefflichen Werkes, welches
ähnlichen, sehr dringlichen, Untersuchungen als Vorbild
dienen kann. Schnütgen.

Bilderwerk Schlesischer Kun s t d enkmäler,
Drei Mappen — Ein Textband. — Im Auf-
trage des Provinzial-Ausschusses von Schlesien be-
arbeitet von Hans Lutsch, Konservator der
Kunstdenkmäler des Preufsischen Staates, Geheimem
Regierungsrat. Herausgegeben vom Kuratorium des
Schlesischen Museums der Bildenden Künste. Breslau
1903. (Preis 80 Mk.)

Das beschreibende Verzeichnis der Kunst-
denkmäler Schlesiens, welches derselbe Ver-
fasser 1886 bis 1903 in 6 Bänden veröffentlichte, über-
trifft durch Genauigkeit und Zuverlässigkeit, wie durch
einheitliche Behandlung die meisten der beiläufig 30
deutschen Inventarisationswerke, und wenn es hinsicht-
lich der ihm bisher ganz fehlenden Illustrationen hinter
den meisten derselben zurückstand, dann überragt es
jetzt alle in dieser Hinsicht, denn der Bilderatlas,
der ihm nunmehr beigegeben ist, läfst an Glanz und
Gröfse alles übrige Abbildungsmaterial hinter sich
zurück, nicht nur das, der Regel nach, in den Text
aufgenommene, sondern auch — Dank seiner Tafel-
gröfse von 49 : 32 cm — das apart behandelte (Bayern,
Württemberg etc.). Dieses Format hat freilich etwas
 
Annotationen