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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Effmann, Wilhelm: Die Kirche von Valeria zu Sitten und ihr Lettner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0086

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Abhandlungen.

Die Kirche von Valeria zu Sitten
und ihr Lettner.

(Mit 10 Abbildungen.)

itten (lat. Sedunum, franz.
Sion), das älteste Bis-
tum der Schweiz, eines
der ältesten diesseits
der Alpen, führt seinen
Ursprung bis in die

Zeiten der Römer-
herrschaft hinauf. Der
hl. Theodorus (Theo-
dul) erscheint um 349
bis 391 als der erste Bischof dieser Diöcese,1)
die ursprünglich in Martinach (lat. Octodurum,
frz. Martigny),
an dem von
den Römern
viel begange-
nen Alpenpafs
über den gro-
fsen St. Bern-
hard ihren
Mittelpunkt
hatte, bis gegen
Ende des VI.
Jahrh, durch
den Bischof He-
liodor die Re-
sidenz rhone-
aufwärts nach
Sitten verlegt
wurde. Anknüpfend an einen im Rathause
von Sitten aufbewahrten, dem III. Jahrh.
zugeschriebenen Grabstein, der berichtet, dafs
Titus Campanius, Sohn der Valeriana, römi-
scher Konsul gewesen und im Alter von 43
Jahren gestorben sei, erzählt die Überlieferung,

') Wahrscheinlich sind aber die ersten Anfange
des Walliser Diöcesanverbandes noch über Theodul
hinaus anzusetzen. Vergl. die über das schweizerische
Kirchensystem in trefflicher Weise orientierende, eine
Erweiterung des bezüglichen Abschnittes in dem Pracht-
werke »Die katholische Kirche unserer Zeit und ihre
Diener in Wort und Bild« (2. Band München 1900)
bildende Schrift von Büchi, ■•Die katholische Kirche
in der Schweiz« (München 1902) S. 68. [Besprochen
in dieser Zeitschrift Bd. XV, Sp. 191/92. D. H.]

Abb. 1.

Ansiebt der Stadt Sitten
Tourbillon

dafs auf dem einen der ostwärts von Sitten be-
legenen Bergkegel sich die Residenz der römi-
schen Statthalter befunden habe, die mit einem
später zu einer christlichen Kirche umgestalteten
Tempel versehen gewesen sei. Nach anderer Les-
art soll auf dem Valeria-Berge ein Palast der
Valeriana gestanden haben, der von dieser in
eine Kirche umgewandelt worden sei.

Einen Anhalt für den römischen Ursprung
der Bauten auf Valeria hat man in dem Um-
stände finden wollen, dafs der Unterbau des
Chores der jetzigen Kirche die Merkmale römi-
schen Mauerwerks zeige. Ob diese Angabe
zutreffend ist, mufs dahingestellt bleiben; dafs
die Überlieferung an bestimmte Tatsachen an-
knüpft, ist aber wohl anzunehmen. Jedenfalls

hatte, als der

Bischofssitz
nach Sitten ver-
legt wurde, das

Christentum
hierlängstWur-
zel gefafst. Eine
fernere im Rat-
hause zu Sitten
aufbewahrte

Marmor-
inschrift aus
dem Jahre 377,
die älteste da-
tierte christ-
liche Inschrift
der Schweiz, die
drittälteste in ganz Gallien, berichtet nämlich,
dafs zu dieser Zeit der römische Statthalter
Pontius Asclepiodotus unter dem (christlichen)
Kaiser Gratian die durch Maximian zerstörten
christlichen Kirchen habe wiederherstellen
lassen.2) Der Umstand, dafs auf der isolierten
Bergkuppe von Valeria eine Kirche sich erhob,
deren Bestehen bis in das erste Jahrtausend
hinein verfolgt werden kann, dafs diese Kirche

von Westen mit den Bergkuppen von
und Valeria.

2) Text der Inschrift vielfach veröffentlicht. Vgl.
Egli »Die christlichen Inschriften der Schweiz vom
IV. bis IX. Jahrhundert«. Mitteilungen der antiqua-
rischen Gesellschaft zu Zürich, Band XXIV (Zürich
1895), 1. Heft, S. 5 ff.
 
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