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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Bücherschau
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189

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 6

190

Bücherschau.

Dictionnaire d'arch e'ologi e chre"tienne etde
liturgie publik par le R. P. dorn Fernand Ca-
bro], Be'ne'dictin de Solesmes. Paris, Letouzey
et An 6. 12 rue du Vieux-Colombier.
Neben dem Dictionnaire de la Bible und dem
Dictionnaire de Theologie catholique läfst der überaus
rührige Pariser Verlag den vorbezeichnelen Diction-
naire erscheinen, der 4 Bände in 4° umfassen soll in
Lieferungen von 320 Spalten (Preis 5 Fr.). — Die
Herausgabe hat der bekannte Liturgiker Cabrol über-
nommen, und er, wie seine Mitarbeiter, von denen
namentlich Leclecrq der bekannte Archäologe, dorn
Besse, dorn Gallard, Ermoni, Allard genannt seien,
bürgen für durchaus gediegene Leistung, welche den
enormen Fortschritten der Wissenschaft auf diesen,
durch neuere Forschungen und Entdeckungen wesent-
lich erweiterten Gebieten vollkommen gerecht wird
und das reiche Material in klarer, gründlicher und
zuverlässiger Weise behandelt. — Seit dem Erscheinen
des (in Deutschland zur Zeit durch Kraus eingeführ-
ten) Dictionnaire des antiquit6s chre'tiennes von Mar-
tigny hat die altchristliche Archäologie (in
ihrer Ausdehnung bis auf die karolingische Epoche)
vielfach eine neue Gestaltung gewonnen auf dem
Gebiete der Kunst, noch mehr auf dem der Ge-
bräuche und Kostüme, der Ikonographie,
Symbolik, Paläographie u. s. w. Auf dem
Gebiete der Liturgik, der Lehre von den einzelnen
Riten und ihren vielseitigen Entfaltungen fehlte es
bisher noch ganz an einem zusammenfassenden gröfseren
Werke. — Die Aufgabe, welche die Verfasser sich
gestellt haben, ist also gewaltig und der Umstand,
dafs sie den Text durch zahlreiche Illustrationen be-
gleiten wollen, steigert die Hoffnung auf ein durchaus
instruktives (also alphabetisch geordnetes) Lexikon.
— Die I.Lieferung desselben von A-ii bis „Accu-
sation" (contre les Chrgtiens) liegt vor, und 61
sehr scharfe zumeist ganz neue Abbildungen erläutern
den etwas klein, aber ungemein deutlich gedruckten,
höchst übersichtlich geordneten Text. — Jeder Artikel
beginnt mit einer knappen Disposition und an der
Hand derselben ist die Orientierung sehr leicht. Mit
der gröfsten Sorgfalt ist die ungemein ergiebige Lite-
ratur unter dem Text vermerkt und in diesem selber
die von zahllosen Notizen, Zusammenstellungen, illu-
strativen Einzelheiten durchwobene Entwicklung so an-
schaulich, dafs die Lektüre des an sich ernsten Buches
erheblich erleichtert wird. — Der erste Artikel A-ii
ist eine geradezu erschöpfende Darlegung des weit-
schichtigen Materials, der Artikel „Abbaye" eine
manches Neue bietende Studie, „Abgcedaire" eine
sehr gelehrte Abhandlung, „Abercius" eine höchst
eingehende, klare Behandlung dieser viel ventilierten
Inschrift, nicht minder „Abgar" und noch mehr
„Abrasax" und „Abriviations". Auch „Abside" bietet
viel Neues, erst recht „Accent" mit vielen Noten, sowie
„Acclamations" (ohne Erwähnung der Kirschschen
Schrift) mit manchen Abbildungen. — Also ein hoch-
bedeutsames Werk, welches für die deutschen Studien
gerade sehr gelegen kommt, daher gewifs grofse Be-
achtung finden wird. Schnütgen.

Der Brunnen des Lebens von Hans Holbein,
von Artur Seemann.
Dieser Sonderabdruck aus der »Zeitschrift für bil-
dende Kunst« Seite 197—206 bringt eine Farbentafel
von dem mehrfach besprochenen, aber bislang nicht
abgebildeten, im königl. Schlosse zu Lissabon befind-
lichen, figurenreichen, merkwürdigen Gemälde, welches
die in einer Landschaft vor einer Bailustrade thronende
Gottesmutter in der Umgebung von Heiligen und
Engeln darstellt und die Signatur trägt: JOANNES
HOLBEIN FECIT1519. Diese mannigfach, nament-
lich von den Vertretern des niederländischen Ur-
sprungs angefochtene Aufschrift hält der Verfasser
wohl mit Recht für authentisch und prüft an der Hand
eines sehr ausgiebigen und instruktiven, urkundlichen
wie literarischen Materials und mehrfacher Abbildungen
von Gemälden, Reliefs, Handzeichnungen, die Frage,
ob das Bild von Hans Holbein dem Aelteren, seinem
jüngeren Bruder Sigmund, oder seinem Sohne Hans
herrührt, mit dem Ergebnis, dafs Hans Holbein der
Jüngere es im Alter von 22 oder 23 Jahren als sein
Meisterstück gemalt hat. Die mancherlei Erwägungen
und Gründe, die der Verfasser in geschickter Kom-
bination geltend macht, sind wohl geeignet, die Ur-
heberschaft von dem Vater, für den die meisten
Kunstkritiker plädieren, auf den Sohn zu übertragen.

Seh nütgen.

Beschreibende Darstellung der älteren Bau-
und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen.
XXIII. Heft. Die Kreise Halberstadt Land
und Stadt. Bearbeitet von Dr. Os kar Doering,
Provinzialkonservator in Magdeburg. Halle 1902,
Hendel. (Preis 20 Mk.)
In diesem lange vorbereiteten Bande tritt der Halber-
städter Landkreis an Bedeutung weit hinter dem,
allerdings ganz ungewöhnlich reichen Stadtkreis zurück,
obgleich es auch in jenem nicht an hervorragenden
Denkmälern fehlt, wie die romanischen Anlagen in
Deersheim, Grofs-Quenstedt, Rhoden, Stötterlingenburg,
Ströbeck, Wehrstedt, Westerburg, die frühgotische
Kirche in Derenburg und namentlich in Osterwieck,
wo noch sonstige Merkwürdigkeiten auch auf dem
Gebiete der durch den ganzen Kreis verbreiteten Fach-
werkbauten. — Dem Stadtkreise ist eine lange ge-
schichtliche Einleitung gewidmet und die Stadt-
topographie behandelt a) Burgmauer, Stadtmauer,
Tore; b) Strafsen; c) Märkte; d) Begräbnisplätze und
nicht mehr vorhandene kirchliche wie weltliche Ge-
bäude, dann die noch vorhandenen kirchlichen
Gebäude, die, 7 an der Zahl, bei 200 Seiten füllen,
die Klöster, Hospitäler, Kommisse, Rathaus,
die zahlreichen hochbedeutsamen Wohnhäuser, zu-
letzt Sammlungen und Brunnen. Den Ausgangs- und
Mittelpunkt bildet der Dom, der als Bauwerk und
besonders hinsichtlich der Ausstattung kaum seines
gleichen hat, und an ihn schliefsen sich aus der roma-
nischen Zeit an die überaus merkwürdige Liebfrauen-
kirche, St. Moritz, St. Paul, St. Burchard, aus der
gotischen Periode die Martini-, Andreas-, Katharinen-,
Pauli-Kirche u. s. w., alle hinsichtlich ihrer Bauart, wie
 
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