Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Silbervergoldetes romanisches Leuchterchen im Privatbesitz zu Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0153

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
241

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 8.

242

Silberverg-oldetes romanisches Leuchterchen im Privatbesitz zu Köln.

(Mit Abbildung.)
ie Altar

und Devotionsleuchter der
romanischen Epoche, die sich in
verhältnismäfsig grofser Anzahl er-
halten haben, zeichnen sich viel-
fach durch phantastische Gestaltung und grofsen
Reichtum aus. Die mei-
sten sind in Bronze ge-
gossen und durch ani-
malische Bildungen be-
lebt, nur wenige aus
Silber gebildet. Als eines
der zierlichsten letzte-
rer Art darf das hier ab-
gebildete angesprochen
werden, welches (mit
dem rotkupfernen Dorn)
17 cm hoch, kurz vor
der Mitte des XIII.
Jahrh. am Niederrhein
entstanden sein dürfte.
Drei flache Tatzen mit
eingraviertem Zickzack-
Dessin leiten durch eine
vorzüglich modellierte
Löwenmaske zu dem
prismatichen Untersatz
über, welcher aus drei
filigranierten, steinver-
zierten Trapezen gebil-
det ist. Schmiegenartig
ansteigend sind sie auf
den Ecken durch eine
Rinne geschieden, und
ein dreiseitiges Plan-
chen bildet den Ab-
schlufs, zugleich die. Ba-
sis für die runde Büchse,
die als Schaft aufsteigt,
durch zwei Kristall-
knäufchen in Gestalt
flacher Kügelchen unter-
brochen. Diese drei Schaftbüchsen, die im
Inneren noch durch ein, unten angekeiltes,
Kupferröhrchen, also in der ursprünglichen
Art, miteinander verbunden, sind mit einer
kräftig wirkenden, weil stark gekörnten Dia-
mantmusterung versehen, die zugleich wegen
der Mannigfaltigkeit des Effektes — spiral-
förmig und Zickzack — von grofsem Wert ist.

Der kleine flache Tropfteller mit seinem ein-
getriebenen Linienornament bildet einen vor-
züglichen Abschlufs. — Das Leuchterchen ist
vortrefflich erhalten bis auf den Filigran-
schmuck, der in gekörnten Schneckenwindun-
gen besteht mit spora-
disch aufgelöteten Kü-
gelchen, wie sie zu den
in der spätromanischen
Periode besonders be-
liebten Verzierungsmit-
teln zählen, mit Ein-
schlufs der Cabochons,
um welche sich die

Ranken gruppieren.
Leider ist dieser Stein-
schmuck, der dem Fu-
fse Farbe und Leben
verlieh, abhanden ge-
kommen : die gröfseren
ovalen Bergkristalle und

die bunten runden
Steinchen. — Der ein-
fache klare Aufbau, der
feine Dekor und die
zierliche Form verleihen
dem kleinen nur 115
Gramm wiegenden Ge-
genstande einen unge-
meinen Reiz, wie er
für ein ähnliches Ge-
brauchsobjekt von kei-
ner Kunstperiode über-
troffen wird. Wäre er
nicht aus Silber gebil-
det, so würde er viel-
leicht auch mit Email
geschmückt sein, ob-
gleich dieser um seine
Entstehungszeit bereits
den Höhepunkt über-
schritten hatte, auch für kleine Stellen nicht recht
zur Verwennung kam. Für ein Hausaltärchen,
wenigstens für die Privatdevotion bestimmt,
würde er auch die Übertragung in eine gröfsere
Form ertragen, die ihn für den Altargebrauch
verwendbar machen würde, also für einen viel-
fach begehrten, der Berücksichtigung noch sehr
bedürftigen Zweck. Schnütgen.
 
Annotationen