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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [17]: 33. Spätgot., silbervergold. Ciborium der Stiftskirche zu Fritzlar (Kat.-Nr. 395)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0176

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281

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

282

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.

XVII. (Mit Abbildung.)
silbervergold. Ciborium

33. Spätgot.,
der Stiftskirche zu Fritzlar (Kat.-Nr.395).
Harmonische Verhältnisse zeichnen dieses
silbervergoldete, 40 cm hohe, Ciborium aus,
welches um die Mitte des XV. Jahrh. in Mittel-
deutschland entstanden sein mag. Der durch
seine ganz glatten Flächen um so kräftiger
wirkende, sternförmige Fufs hat knappen, aber
stark betonten Übergang zum mafswerkgravier-
ten, von ebenso behandeltem wuchtigen Knauf
unterbrochenen Schaft, aus dem ein auffallend
kleiner glatter Trichter herauswächst. Desto
gröfser ist die von diesem getragene Platte, als
der Boden der sechsseitigen Kuppa, die durch
die stark betonte, nur infolge der Abstufungen
und Durchbrechungen leichter wirkende Eck-
pfeileranlage einen ungewöhnlich reichen Ein-
druck macht, der noch erhöht wird durch die
unten abzweigenden konsolenartigen Haken,
wie sie sonst an diesen Stellen zuweilen be-
gegnen, um herabhangenden Wappenschildchen
als Ösen zu dienen. Die quadratischen Füllun-
gen sind mit kräftig gravierten, eigentlich aus-
gesparten Blattwerkornamenten geschmückt, die
in vorzüglicher Verteilung die Flächen beleben.
Am Fufse des langen Helmes, der seine ur-
sprüngliche Scharnierrorrichtung mit Rosette
und Haken bewahrt hat, bildet ein gegossener
Blattfries zugleich den Abschlufs der Kuppa,
und aus ihm steigen in entsprechender Ver-
jüngung die Krabbenleisten auf, die sich in
dem bekrönenden Knäufchen vereinigen. Zwi-
schen ihnen entfalten sich die mit Schindel-
gravuren versehenen Helmflächen, die, unge-
wöhnlich hoch, langweilig wirken würden ohne
die aufgelöteten, langen Giebel mit ihren Fenster-
schlitzen nach vorn und auf den Seiten, etwas
zurückliegend und dadurch in den Höhenzug
um so gefälliger einstimmend. Das Bekrönungs-
knäufchen, das, für sich allein genommen, einen
viel zu schwachen Abschlufs bilden würde, trägt
ein gegossenes Kreuz mit Kruzifixus, der in
Bewegung u. Lendentuchdrapierung trotz seiner
Kleinheit die Ursprungszeit mit Sicherheit er-
kennen läfst. Auch die in Kreuzblumen endi-
genden Balken gliedern sich dem Ganzen vor-
trefflich ein, das in formeller Hinsicht als muster-
haft bezeichnet werden darf, in praktischer Be-
ziehung aber, wegen Mangel an Handlichkeit,
einigen Bedenken unterliegt. Schnitt gen.
 
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