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Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

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Beissel, Stephan: Die Kalkarer Bildhauer: auf dem Wege von der Gotik zur Renaissance
DOI Artikel:
Buchner, Otto: Zur Tiersymbolik, namentlich auf Grabmälern
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https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0231

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3Ö9

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

370

Marias (Abb. 3) ein feierliches Bildwerk ge-
schaffen, während Arnold van Tricht sich bei
Darstellung derselben Szene (Abb. 8) in hohles
Pathos ergeht. Würdiger hat doch Heinrich
die Gestalt Gottes des Vaters gebildet, auf
dessen Knie er die Weltkugel sicher ruhen
läfst, während Arnold diese Kugel so unten
auf den Boden legt, dafs sie durch den Druck
des Fufses eigentlich ins Rollen kommen und
herabfallen müfste.

Nicht minder lehrreich ist ein Vergleich
der abgebildeten Standbilder. Schon in dem
1528 von Douvermann dem altern geschnitzten
Marienbilde (Abb. 2) fangen die Falten an
sich freier zu bewegen. Freier, weiter, aber
auch geschwungener sind sie 1540 in dessen
Standbild des hl. Petrus (Abb. 5), flatterhaft,
schleifenförmig und dem neuen Geschmack
huldigend in Arnolds Bild des hl. Johannes
aus dem Jahre 1544 (Abb. 7).

Dieser Arnold van Tricht ist der letzte
Bildhauer Kalkars, über den urkundliche
Nachrichten vorhanden sind. Zu Xanten
stellte er die letzten Figuren auf im eben
vollendeten Mittelschiff des alten Domes des
hl. Victor, zu Kaikar den letzten Altar-
schrein. Hier wie dort besiegelt er den Unter-
gang der Kunst des Mittelalters und die Herr-
schaft der Renaissance, die er in seinen Werken
auch darum in trefflicher Weise einführt, weil
er aus der alten Zeit eine so tüchtige tech-
nische Schulung mitbrachte.

Armut und Religionszwistigkeiten hinderten
von jetzt am Niederrhein die Kunsttätigkeit.
Erst in den letzten Jahrzehnten ist dort wieder-
um durch Anlehnung an die Meisterwerke der
alten Kalkarer Bildschnitzer neues Kunstleben
entstanden, das die alten Schätze instand
setzte und neue hinzufügt.

Luxemburg. Steph. Beissel S. J.

Zur Tiersymbolik, namentlich auf Grabmälern.

eit der Zeit der Romantik, d.h. dem
beginnenden Interesse für die
deutsche mittelalterliche Kunst,
macht sich eine Richtung bemerk-
bar, welche daraufhinausgeht, die einstige Kunst
in ihrer ganzen Gedankenfülle, ihrem ganzen
Reichtum an symbolischen Beziehungen zu er-
gründen. Man hat dabei oft über das Ziel
hinausgeschossen, indem man den dekorativen
Zutaten vornehmlich der Gotik, den Tieren
und Ungeheuern gröfsere Bedeutung zulegte,
als ihnen wohl in der Tat gebührt. Dies gilt
auch von der Verwendung von Tieren auf
Grabsteinen.

Bereits Schnaase (»Geschichte der bilden-
den Künste« IV, 274) machte darauf aufmerk-
sam, dafs die symbolische Bedeutung von Tieren
auf Grabmälern sehr schwankend und unklar
sei. „Sonderbar genug ist es, dafs uns von
manchen Gebräuchen, denen offenbar eine Sym-
bolik zugrunde liegt, keine Erklärung über-
liefert ist."

Damit war eigentlich ein deutlicher Wink
gegeben, den ungelösten Fragen nachzuspüren,
doch blieb die Anregung Schnaases seither
unbeachtet. Noch heute gilt es als feststehend,
den Löwen zu Füfsen einer Grabfigur als Symbol
der Stärke, den Hund als das der Treue, den

zusehen, obgleich auch Schnaase schon als rein
äufserlichen möglichen Grund die Verwendung
von Tieren zur Verdeckung der Fufssohlen
annahm, eine Voraussetzung, der Otte (»Hand-
buch« I, 493) widerspricht. Inwieweit es ge-
stattet ist, sinnbildliche Beziehungen anzuneh-
men, dürfte sich am besten aus dem Befund
der Denkmale selbst ergeben.

Die Tiersymbolik spielt in der romanischen
Kunst, besonders in der Miniaturmalerei eine
bedeutsame Rolle. In der Architektur in-
dessen dienen sowohl Löwe als Drache, und
andere phantastisch-dekorative Geschöpfe, sehr
häufig als Träger. Die Frage aber, ob man in
derartigen Bildungen symbolische Beziehungen
oder im Sinne des Ornaments rein dekorative
Tiere zu erkennen hat, ist manchmal sehr
schwer zu entscheiden. Wenn — wie in
Wechselburg — am Nordportal der Kloster-
kirche Löwe und Drache im Tympanon ein-
ander gegenüberstehen, während daneben ein
anderes Tympanon als Schmuck das Gottes-
lamm aufweist, ist mit voller Bestimmtheit an-
zunehmen, dafs sich hier eine symbolische,
Deutung ergibt. Steht auf der Kreuzigungs-
gruppe aus Freiberg — nun im Museum des
Altertumsvereins zu Dresden — Maria auf
einer Schlange, dann erklärt sich diese Dar-

Drachen als das des überwundenen Bösen an- i Stellung aus der bekannten biblischen Ver-
 
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