Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 16.1903

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4075#0238

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
383

1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

384

Bücherschau.

Winke für dieAnfertigung und Verzierung
derParamente von Jos. Braun, S.J. Mit zwei
Tafeln und 74 Abbildungen im Text. Ergänzung zu
der Sammlung von „Vorlagen für Paramentensticke-
reien". Herder, Freiburg 1904. (Mk. 6,40.)
Zu den am Schlufs des Jahres 1902 erschienenen,
soeben bereits neu aufgelegten 200 Vorlagen
(vergl. diese Zeitschrift XV, 286/287), ist das obige
Handbuch eine äulserst willkommene Ergänzung ; viel-
mehr als dieses, eine überaus zeitgemäfse, ja dringend
notwendige Anleitung für die Beschaffung der Para-
mente, ihr Material, ihre Form, ihre Ausstattungsart.
Die letztere wird durchweg von weiblichen Kräften
besorgt, (zu denen freilich in den letzten Jahren, von
Frankreich und Belgien ausgehend, männliche Sticker
vereinzelt hinzugekommen sind, auch im Dienste von
Paramentengeschäften, die vielfach zur Verbreitung
„billiger und schlechter" Stoffe, wie zur Verwässerung
der Verzierungen beigetragen haben). Neben den
in der Regel von künstlerisch ungeschulten Unter-
nehmern betriebenen Geschäften, gibt es leider nur
wenige eigentliche Berufsstickerinnen, denn ihnen
wird durch jene Konkurrenz die Tätigkeit sehr er-
schwert, zumal, im Unterschiede von den früheren
Jahrhunderten, für eigenartigen und reichen Dekor
nur selten grölsere Summen geopfert werden. Da
solche auch nur in seltenen Fällen zur Verfügung
stehen, so ist die Mitwirkung von Dilettantinnen,
namentlich von freiwilligen, die für dieses edle
Frauenschaffen im Dienste des Heiligtums das rich-
tige Verständnis haben, durchaus erwünscht, und,
wer ihnen die Arbeit erleichtert, durch gute Vor-
bilder und Anweisungen, erfüllt eine wichtige, er-
habene und verdienstvolle Aufgabe. Sie ist nicht
leicht, denn sie setzt nicht nur viele kunsthistorische
Kenntnisse, sondern auch gründliche kunsttechnische
Erfahrungen voraus, und gerade die letzteren sind
nur äuiserst mühsam zu erringen, daher nur wenigen
eigen. — Über Beides verfügt, dank der sorgsamsten
Studien, in ungewöhnlichem Malse der Verfasser, der
die liturgischen Gewänder zum Spezialgegenstand
seiner Forschungen gemacht hat, mit der Fabrikation
der Stoffe vertraut, in den Spitzen- und Stickerei-
Arten durchaus bewandert ist, endlich die Stilgesetze
kennt, so dafs er genau weifs, welche Formen von
den einzelnen Techniken gefordert, bzw. gestattet
werden. — Aus dieser Grundlage ist das vorliegende
Buch herausgewachsen, die erste erschöpfende und
ganz zuverlässige Anleitung, die unter Verzicht auf
theoretische Erörterungen, überall den praktischen
Zwecken dient durch klare, illustrierte Unterweisungen.
Diese beziehen sich im I. Teil auf die Para-
mente, die zuerst im allgemeinen behandelt
werden, also hinsichtlich des Stoffes, der Ausstattung,
der Verzierungsmittel, der liturgischen Farben, sodann
im besonderen, insoweit zunächst die liturgischen
Gewänder in 13 Rubriken besprochen werden, dann
die stoffliche Ausrüstung des Altars und der gottes-
dienstlichen Geräte (20 Rubriken), endlich sonstige
Paramente: Kirchenfahnen, Wandbehang etc. (acht
Rubriken). Der Behandlung der Paramente ist der
dritte Abschnitt gewidmet, so dafs auf alle ein-

schlägigen Fragen ausgiebige, durchaus bestimmte
und korrekte Antwort erteilt wird. — Fast ebenso
umfänglich ist der II. Teil, der sich eingehend mit
den Spitzen beschäftigt, natürlich noch spezieller
mit den Stickereien; hier werden Stick-Material,
-Stiche, -Techniken, -Arten in fünf Kapiteln so
genau analysiert, praktische Bemerkungen für die Aus-
führung von Stickereien und für die Eigenschaften
der Stickmuster so instruktiv beigefügt, dafs kaum
etwas von Bedeutung vermifst wird. — Das Kapitel
über die Restauration schadhafter Sticke-
reien, (an die schon vorher zutreffende Mahnungen
geknüpft waren), hätte die Warnung zur Vorsicht
fast noch stärker betonen sollen, denn bei dieser
Prozedur erscheint manches alte Kunstwerk gefährdet,
für dessen Herstellung, wenn sie überhaupt noch
möglich und ratsam ist, nur der allergrölste Respekt
und die allergeschickteste Hand ausreicht. — Der
Anhang bringt eine Auswahl von Inschriften,
deren Verwendung sich sehr empfiehlt, vorausgesetzt,
dafs die Schriftzüge durchaus korrekt sind und von
guter dekorativer Wirkung. — An ganz gewandten
Zeichnern für Paramentenslickerei ist grofser Mangel,
der sich vornehmlich durch den leidigen Umstand
erklärt, dafs ihre Dienste wenig begehrt und mit
Widerstreben ordentlich honoriert werden; auch hier
sollten weibliche Kräfte alles aufbieten, den höchsten
Ansprüchen zu genügen. — Bei der staunenswerten
Fülle des Gebotenen mag die eine oder andere Er-
gänzung persönlicher Verhandlung mit dem verehrten
Verfasser vorbehalten bleiben. — Alle, die Interesse
haben für die Paramentik, Priester wie Laien, Künstler
wie Besteller werden ihm Dank wissen für seine vor-
trefflichen „Winke", hinter denen sich eine wahre
Hochflut von klaren und verlälslichen Unterwei-
sungen versteckt, so dals wohl endlich der Unfug auf
diesem Gebiete aufhören wird. Schnütgen.

Moderner Cicerone der Union: Deutsche Ver-
lagsgesellschaft in Stuttgart. Zu den in dieser Zeit-
schrift XVI, Sp. 191, bereits besprochenen beiden
Bänden ist Rom III: DieUmgebungRoms hinzu-
gekommen. Von Dr.Thass il o v. Scheff er. Mit 86
Abbildungen und einer Karte. Gebunden 2,50 Mk.
Derselbe behandelt zunächst die Campagna,
wie sie sich nach vier Seiten, nämlich vor der Porta:
S. Sebastian, San Paolo, Pia und del Popolo aus-
breitet, die Entwicklung und Hauptpunkte beschrei-
bend, insoweit sieden Geschichts- und Kunst-
freund, aber auch den Naturfreund interessieren.
In der gleichen Umfänglichkeit werden die Sabiner-
und Albanergebirge besprochen, viel knapper
die Seeküste. — Der Verfasser versteht es, bei
dem überall veranstalteten Rundgange das Wesent-
liche zu betonen, den Zusammenhang zwischen der
Innenstadt und den Aulsenorten zu markieren und an
der Hand vorzüglich ausgewählter und ausgeführter
Bildchen die Hauptpunkte zu beleuchten, so dals die
Rundfahrt so unterhaltend wie belehrend ist.

Rom I, Antike Kunst, soll demnächst folgen und die
geschickte Feder Holtzingers wird dieser vielleicht
schwierigsten Aufgabe ohne Zweifel gerecht werden, s.
 
Annotationen