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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Prill, Joseph: Die neue Pfarrkirche in Langenberg (Rheinl.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0013

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Abhandlungen.

Die neue Pfarrkirche in Langenberg
(Rhein!.).

(Mit 5 Abbildungen.)
jenn ich, der freundlichen Anregung
des Herausgebers dieser Zeitschrift
folgend, die im Jahre 1900 voll-
endete Kirche zu Langenberg im
Kreise Mettmann in einfachen Linienzeichnungen
veröffentliche, so glaube ich allerdings nicht der
Welt ein grofses Kunstwerk zu enthüllen, wohl
aber für ähnliche bescheidene und beschränkte
Verhältnisse einen nützlichen Wink zu geben.
Langenberg ist eine Diaspora-Gemeinde von
etwa 2400 Seelen, von denen reichlich die
Hälfte in dem anmutigen Städtchen selbst
wohnen. Seit der Reformation hat es dort
eine katholische Gemeinde nicht mehr gegeben
bis zum Beginn des XVIII. Jahrh. Die wenigen
noch ansässigen Katholiken gehörten zur
Pfarre Hardenberg (Neviges). Infolge merkwür-
diger, für sie günstiger Umstände, konnten im
Jahre 1724 die an Zahl allmählich gewach-
senen Katholiken sich wieder zu einer Gemeinde
zusammenschliefsen und eine kleine Kirche
bauen, die aber im Laufe der beiden Jahr-
hunderte und namentlich in den letzten Jahr-
zehnten sich immer mehr als zu klein erwies
und überdies auch in baulichen Verfall geriet.
Ein Neubau wurde dringend notwendig. Die
unermüdliche Tatkraft des Pfarrers, die freudige
Opferwilligkeit der Gemeinde, die Mithülfe aus-
wärtiger Wohltäter ermöglichten denn am
Schlüsse des letztverflossenen Jahrhunderts die
Inangriffnahme des Baues. Durch eigentümliche
Beziehungen wurde der Unterzeichnete genötigt,
sich der Sache anzunehmen.

Nachdem der Versuch, ein freieres Grund-
stück für den Kirchenbau zu erwerben, fehl-
geschlagen war, mufste man sich entschliefsen,
den Neubau an der Stelle des alten Kirchleins
zu errichten, und zwar so grofs, dafs er auch
bei mäfsiger Vermehrung der Gemeinde noch
ausreiche. Der Platz bot allerdings besondere
Schwierigkeiten, sowohl weil er von allen Seiten
sehr eingeengt, dazu noch ganz unregelmäfsig
gestaltet war, als auch, weil der alte Bau nicht
einmal vor Beginn des neuen ganz niedergelegt
werden konnte, da kein Platz zu finden war,

wo man das noch brauchbare Material hätte
niederlegen können. An der jetzigen Chor-
seite läuft nämlich der Eisenbahndamm, an der
Epistelseite — die Kirche konnte nicht orientiert
werden — ein öffentlicher Weg vorbei, an der
entgegengesetzten Seite stöfst ein Nachbargrund-
stück an, der Hauptzugang kommt von der
schmalen Turmseite her. Hier konnte glück-
licherweise ein kleineres Dreieck hinzu-
gewonnen, aber erst nach Fertigstellung des
Baues in Besitz genommen werden. Die ziemlich
tiefen Fundamente mufsten daher stückweise
angelegt werden, wie die Folge gezeigt hat,
ohne Nachteil für die Festigkeit des Gebäudes.
Die Enge des Platzes führte auch zu dem aus
Abbildung 1 und 2 ersichtlichen Auskunfts-
mittel, einen Umgang um die Kirche da-
durch frei zu halten, dafs man die Mauer-
ecke abschnitt und den Druck der oberen
Teile durch einen Bogen auf einen auf der
Grenze stehenden Pfeiler übertrug.

Der Grundrifs konnte im wesentlichen nichts
anderes als ein glatt durchgehendes Viereck
sein, wenn aber dieses Viereck nicht als Hallen-
kirche ausgebildet wurde, sondern als basilikale
Anlage mit Kreuzschiff, so geschah es, weil
diese Form kleinere Abmessungen zuliefs und
hierdurch wie durch das freie Heraustreten des
kreuzförmigen Oberbaues dem nur aus der
Nähe genauer sichtbaren Gebäude immerhin eini-
ges Leben verlieh. Um ein Geringes tritt das
Querschiff vor die Seitenschiffsmauer vor.

Aus dem Grundrifs (Abb. 1) ist ersichtlich,
wie der Raum verteilt und ausgenutzt wurde.
Die Eingänge sind — wegen des stark ab-
fallenden Bodens — sämtlich in die Turmseite
gelegt, die Halle des vortretenden Turmes ist
dann aber vollständig für das Innere nutzbar
gemacht dadurch, dafs sie sich zur Kirche hin
in fast voller Breite öffnet; aut den Seiten des
Durchgangsbogens ist nur soviel Mauer stehen
geblieben, als die statischen Rücksichten und
der bequeme Anschlufs des Gewölbes ver-
langten. Dasselbe gilt von der oberen, für die
Orgel bestimmten Turmhalle. Die weite Öffnung
derselben ermöglichte eine sehr angenehme
Einrichtung, indem die Orgel auf die beiden
Seiten verteilt wurde, den hinteren Raum unter
 
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