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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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127

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

128

Kunstgeschichte von Prof. Dr. Max Schmid
(Aachen) nebst einem kurzen Abrifs der Geschichte
der Musik und Oper von Dr. Clarence Sher-
wood (Berlin). Neumann, Neudamm 1904. (Preis in
Leinen gebunden Mk. 7,50 )
Als Band XIV vom »Hausschatz des Wissens« ist
vor kurzem dieses Lehr- und Lesebuch der Kunst-
geschichte erschienen, das auf 842 Seiten an der
Hand von 411 Originalabbildungen nicht nur über
die Denkmäler der bildenden Kunst von ihrem Ur-
beginn an bis in unsere Tage informiert, sondern auch
noch über die Musik (mit Einschluis der Oper), wie
sie sich von Anfang an bis jetzt entwickelt hat. —
Schon beim Durchblättern merkt man es dem in
seinen Illustrationen und Erörterungen durchaus di-
daktisch angelegten Buche bald an, dafs es aus Vor-
lesungen herausgewachsen ist, und dafs diese auf
einen gröfseren Kreis berechnet waren, verrät sofort
der Umstand, dais einzelne Denkmäler, Meister,
Kunststätten herausgehoben werden, um als typisch
für gewisse Richtungen, Schulen, Zeiten hingestellt zu
werden. Beide Eigentümlichkeiten, die dem Buche
in der überreichen kunstgeschichtlichen Literatur des
letzten Jahrzehnts eine besondere Stellung anweisen,
sind als Vorzüge zu betrachten von denjenigen, die
in einem Überblick über die gesamte Kunstgeschichte
mehr nach den für jede Periode maisgebenden Haupt-
belegstücken und Gesichtspunkten Umschau halten, als
nach dem Zusammenhang der einzelnen Meister und
Schulen. Hierbei hat der Verfasser aber mit Recht
nicht unterlassen wollen, von dem Eintritt in die
drei Hauptteile, die sich ihm in der allgemein
üblichen Weise ergaben, in einer längeren Ein-
leitung über Theorie und Technik der Baukunst,
Malerei und Plastik sich klar und anschaulich, daher
sehr instruktiv zu äufsern. Im Altertum bleibt
kein Kulturvolk von der Charakterisierung ausge-
schlossen und auch dem Mittelalter, obgleich es
im ganzen geprefst erscheint, sind doch noch volle
100 Seiten gewidmet. Sehr ausgiebig ist die Neu-
zeit behandelt. — Trotz der Bestimmtheit der Aus-
sprache herrscht im ganzen ein mafsvoller Ton. Die
Illustration, in der sogar viele Photochrome, zeichnet
sich durch ungewöhnliche Originalität aus, und wenn
auch manche Zeichnungen etwas skizzenhaft gehalten
sind, so tut das ihrer Verständlichkeit durchaus keinen
Eintrag. Der Preis ist erstaunlich wohlfeil. ß.

vorige Jahrhundert verfolgt, ihre Zerstörung im Jahre
1288 erzählt, ihre neue glänzende Herstellung durch
Erzbischof Friedrich III., die Auszeichnungen und
Behelligungen, die sich in den folgenden Jahrhunderten
daran knüpften mit Einschlufs der vielfachen Zoll-
verhandlungen. Die dreischiffige Kirche des Jahres
1408 wurde leider 1876 durch einen Neubau ersetzt.
— Im III. Teil weifs der Verfasser: „Aus der
Zonser Chronik- manches Interessante bis in die
jüngste Zeit nachzutragen. Würden die noch vor-
handenen Baudenkmäler, die architektonisch, forti-
fikatorisch, malerisch sehr anziehend, so manchen
Touristen zu Fufs und zu Schiff verlocken, etwas
mehr berücksichtigt sein, auch durch einige Ab-
bildungen, so wäre damit dem Büchlein ein noch
gröfserer Leserkreis gesichert. S.

Zons am Rhein. Bearbeitet von A. Otten,
Pfarrer in Zons. Schwann, Düsseldorf 1904 (Preis
Mk. 1,60).
In die reiche und interessante Geschichte seines
Pfarrortes hat der Verfasser sich mit Liebe und Ver-
ständnis hineingearbeitet, so dais er seinen Pfarrkindern
und den zahlreichen Besuchern des bekanntlich durch
seine verhältnismäßig gut erhaltene, spätmittelalterliche
Befestigung berühmten Ortes von dessen Schicksalen
ein zuverlässiges Bild bietet. — Im I. Teil wird
nach den etymologischen Erklärungsversuchen des
Ortsnamens, das Haus Bürgel behandelt, das, obwohl
jetzt auf der anderen Rheinseite gelegen, die Grün-
dung von Zons veranlafst hat, wie hier die Mutter-
kirche stand, zu der das Pfarrverhältnis bis zur fran-
zösischen Revolution dauerte. — Im II. Teil wird
die Geschichte der Stadt von ihrem Beginn bis in das

Die Darstellung des ersten Menschenpaares
in der bildenden Kunst von der ältesten Zeit bis auf
unsere Tage, von Josef Kirchner. Mit 105 in den
Text gedruckten Abbildungen. Stuttgart 1003.
Enke. (Preis 10,60 Mk.)
Das Thema ist heikel und schwierig, setzt nicht
nur kunst- und kulturgeschichtliche, sondern auch
theologische Kenntnisse voraus, die hier mit den ikono-
graphischen Fragen besonders eng verbunden sind.
Es ist daher nicht zu verwundern, dafs dem Verfasser
zuweilen „der Mut sank"; er hat aber im Bewufstsein
des „Willens, unparteiisch zu sein", die Schwierig-
keiten auch durch manche kühnen Wendungen zu über-
winden gesucht, von denen einzelne freilich der theo-
logischen Korrektheit entbehren, wie die über den
Schöpfungsakt, den Cölibat, das Klosterleben usw.
Verschiedene symbolische Beigaben sind übersehen,
andere mifsverstanden, die natürlichen Gesichtspunkte,
wie Schönheit, Häfslichkeit, Erdenfreude und
Menschenleid, zu sehr betont gegenüber den über-
natürlichen. Im übrigen ist an der Hand der ein-
zelnen Stilperioden das Entwicklungsbild mit emsigem
Fleifs und unter Verwertung eines grofsen Abbildungs-
apparates dargestellt, der allerdings aus der Miniatur-
malerei der romanischen, wie aus der Portalplastik der
gotischen Epoche noch um verschiedene Züge hätte
bereichert werden können. D.

Die plastische Nachbildung in bemalter Terra-
kotta der Mittelgruppe von Raffael's berühmtem
Sposalizio und die in Elfenbeinmasse hergestellte
Reproduktion der von Alfredo Neri in Bologna aus-
geführten Büste Papst Pius X. bietet die Verlags-
handlung von Bernhard Poetschki in Berlin
(Dennewitzstraise 19) als sehr empfehlenswerte Fest-
geschenke an. — Das Grüppchen, 32 cm hoch,
ist den drei Hauptfiguren des herrlichen Mailänder
Gemäldes, das die ganze Innigkeit der umbrischen
Schule zeigt, recht geschickt in Haltung und Aus-
druck nachmodelliert, auch in der Farbe des Origi-
nals polychromiert, unter Verstärkung der die Tiefen
der Falten füllenden Schatten; dasselbe macht daher
einen anmutigen Eindruck, so dafs es den Zweck, zu
dem es vornehmlich bestimmt ist, Eheleuten dauernde
schöne Erinnerung zu sein an ihre Vermählung,
wohl zu erreichen vermag. — Das fein modellierte
B üs tche n, 24 cm hoch, gibt vom hl. Vater ein treues,
gut gestimmtes, lieblich wirkendes Bild, das durch
den Elfenbeinton an Anmut noch gewinnt. Q.
 
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