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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Kleinschmidt, Beda: Der mittelalterliche Tragaltar, [8]
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Cremer, Franz Gerhard: Zur Darstellung des Nackten in der bildenden Kunst und die Modellfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0112

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165

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

166

das von seinen Propheten vorausverkündete
reine Speiseopfer allerorts Gott dem Ewigen
dargebracht werden sollte. Mag auch uns,
unter ganz anderen Verhältnissen Lebenden,
der tiefere Sinn des reichen ikonographischen
Schmuckes, den nicht Willkür und Gedanken-
losigkeit schuf, sondern die von dem grübeln-
den Verstände des Theologen geleitete Hand
des einfachen Laienkünstlers in der Mönchs-
zelle, auf den ersten Blick nicht immer ver-
ständlich erscheinen, so ist es doch aufserZweifel,
dafs die mittelalterliche Symbolik niemals
Rätselbilder hat schaffen wollen, auch am
Tragaltare „die gemeinsame Arbeit des Künst-
lers und Gelehrten keineswegs zu einer nur
den Eingeweihten verständlichen Hieroglyphen-
schrift gelangte, sondern Klarheit des Ge-

dankens bei durchsichtigen Formen anstrebte.
Denn die Symbolik des Mittelalters wurzelte,
wie die ganze mittelalterliche Kunst, der sie
geweiht war, in dem tiefempfundenen Streben
nach den Wahrheiten und Schönheiten der
Heilslehre",194) in. unserem Falle aber in dem
gröfstenund staunenswertesten Geheimnisse der-
selben, in dem blutigen Opfertode des Menschen-
sohnes am Kreuze und in der geheimnisvollen
Wiederholung dieser wunderbaren Gottestat
durch die hl. Messe auf dem Altare.

Roma. Beda K leinschmid t, O. F. M.

191) Richard von Mansberg, »Das hohe liet
der maget. Symbolik der mittelalterlichen Skulpturen
der goldenen Pforte an der Marienkirche zu Freiburg
i. S.«, (Dresden 1888), S. 5.

Zur Darstellung des Nackten in der bildenden Kunst und die Modellfrage.

IV. (Schiurs.)
ir haben aber in der christlichen
Kunst unweigerlich mit dem
Nackten zu rechnen; wir brauchen
uns nur der Darstellungen des
leidenden und gekreuzigten Heilandes, der
Martyrien der hl. hl. Sebastianus, Bartholomäus,

Durch ein unliebsames Versehen der Druckerei ist
in dem II. Teile dieser Abhandlung (lfd. Jahrgang,
Heft 3) die Korrektur des Autors unberücksichtigt und
damit eine grüfsere Zahl von Druckfehlern stehen ge-
blieben. Zum richtigen Verständnis ist eine Berich-
tigung der hier angegebenen, den Sinn störenden,
Fehler erforderlich.

Spalte 83 Zeile 4 von oben Urheberin statt
Urheber; Sp. 83 ZI. 15 von unten Parrhasios statt
Paarhasios; Sp. 85 in Anmerk. 16, ZI. 10 Figur statt
Gefahr; Sp. 85 in Anmerk. 17, ZI. 3 bietet statt bil-
dete; Sp. 85 in Anmerk. 17, ZI. 4 j e ner statt seiner;
Sp. 86 ZI. 20 von oben um statt uns; Sp. 86. ZI. 15
von unten voll statt von; Sp. 87 ZI. 27 von oben
nach statt noch; Sp. 88 ZI. 21 von unten einzu-
schalten ist nach „an sich", (der ganze Satz ist
infolge unrichtiger Stellung der Interpunktionszeichen
nicht verständlich; er mufs lauten: ... er wäre der
Inbegriff alles Wohlgefallens, unterläge er nicht der
Verderbnis; an sich ist die Freude an ihm kein Übel,
sie wird es blofs, wo die Sünde sich einmischt.)
Sp. 88 ZI. 10 und 19 von unten Augustinus statt
August; Sp. 89 ZI. 20 von oben Werke« statt Bil-
des; Sp. 89 ZI. 9 von unten andere statt an die.

Erasmus usw. zu erinnern, und weil sie
zu weit Höherem hinführt, als das Heidentum
auch nur zu ahnen vermochte, so bleibt für
den Darsteller solcher Werke das Studium des
Nackten eine ernste, ja eine heilige Pflicht.
Damit kommen wir zu dem in Vielen Bedenken
erregenden, zuweilen mifsdeuteten oder mifs-
verstandenen — leider auch oft mifsbrauchten
— Modellstehen!

Mancher sieht mit Verachtung oder doch
einer gewissen Mifsbilligung auf die, welche
sich diesem Geschäfte widmen, doch darf dies
hier oder dort vielleicht berechtigte Mifsfallen
nicht auf die Gesamtheit ausgedehnt werden.
Auf eine lange Praxis zurückblickend, wobei
weitere Kreise mit einbezogen seien — was
im Folgenden noch bestätigt wird — darf ich
behaupten, dafs das Modellstehen an sich
nicht anstöfsig zu sein braucht und so wenig
Verachtung oder Tadel verdient, wie die Hin-
gabe eines Weibes zu klinischem Studium. —
Wenn liederliche Dirnen und gleichgeartete,
gleichwertige, die Kunst und die gesamte
Künstlerschaft schändende Gesellen — solche,
die den Ehrennamen eines Meisters oder
Künstlers nicht verdienen — zur Darstellung
skandalöser Atelierszenen bedauerlicherweise
Anlafs gegeben haben, dann ist dies gewifs tief
zu beklagen; aber ich frage diejenigen, die
sich mit Recht darob erzürnt und zu derber
 
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