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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902, [26]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0117

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175

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

176

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902.

XXVI. (Mit 6 Abbildungen.)

46. Drei Mefskelche des XIV. Jahrh. aus
Stahle, Paderborn, Bützow (Katalog Nr.
673 a, 588, 319).

Die hier abgebildeten Kelche, welche sich
auf den Beginn, die Mitte und den Schlufs des
XIV. Jahrh. verteilen, haben den nicht mehr
allzuhäufig anzutreffenden Vorzug, dafs sie sich
noch in der ursprünglichen Fassung befinden,
also noch die alte Vergoldung besitzen, sowie
die erste Befestigungsart, die stets in der aller-
dings sehr primitiven, aber doch langbewährten
Einführung eines Stiftes durch den Unterschaft
und die innere Büchse bestand, bis die Re-
naissance allmählich die Schraube einführte.

I. Sehr gute Verhältnisse, grofse Handlich-
keit, einfache, aber sehr würdige und wirkungs-

goldeten Medaillons ist der Grund nieliiert,
mithin diese, ohnehin damals seltener ver-
wendete Technik, gerade durch die Ver-
goldung, erschwert. Die Reihe beginnt mit
der Majestas Domini, dem breit be-
handelten, sitzenden Heilande, der mit hoch
erhobener Hand segnet und in der Linken
weitab das Buch hält. — In der Verkündigung
steht der Engel mit der Weltkugel vor der an
ihrem Sedile neben der Spindel stehenden, von
der dextera manus Dei gesegneten Jungfrau. —
In der Geburt liegt Maria mit dem Kind
unter Ochs und Esel, während Joseph schläft.

— Im Gastmahl erscheint Maria Magdalena.

— In der Kreuzigung kniet der Donator,
von dessen Bild zum Rand die eingravierte

volle, aus aufgelötetem Blattwerk und gravierten
Darstellungen sich zusammensetzende Orna-
mentik zeichnen diesen 17 cm hohen Kelch
aus. Die untere Partie bis zur Kuppa wird
noch von romanischen Reminiszenzen be-
herrscht: unten die flache Kehle, der trichter-
förmige Fufs, der runde Knauf in Form einer
gedrückten Kugel, und namentlich der kurze
Schaft mit seinen wulstartigen Ringen, und seiner
palmettenartigen Schale für die eiförmige Kuppa,
während diese selbst bereits die volle Gotik
zeigt. Sechs aufgelegte und eingefügte, von
Perlstab umrahmte Medaillons schmücken den
flachen Fufs, und die Zwickel zwischen den-
selben sind durch aufgeschmolzene Stengel mit
Weinlaub und Lilie, die zu einer Art von
Andreaskreuz mit Längsbalken sich zusammen-
setzen, ganz vortrefflich gefüllt und so ihrer
Isolierung enthoben. An den gut gezeichneten
und kräftig gravierten, fast gemeifselten, ver-

Majuskelinschrift f GODGBRIDYS ausgeht.
— In der Auferstehung steht auf dem ge-
schlossenen Grabe zwischen vier Leuchtern über
einem schlafenden Wächter der Heiland. —
Diese Szenen sind mithin sämtlich auch im
Sinne der spätromanischen Symbolik aufgefafst,
und auch die Zeichnung verrät überall den
Anschlufs an die dieser Zeit eigentümliche
Behandlung. — In derselben Stilart und Technik
sind die acht Köpfe gehalten, welche die
runden, ebenfalls durch aufgelötete Weinblätter
geschiedenen Pasten des Nodus in vortreff-
licher Wirkung verzieren: Christus, Petrus,
Paulus, ein gekrönter Heiliger und vier männ-
liche Köpfe. — Zwanglos und in vortrefflicher
Vermittlung dieses oft durch seine Öde ver-
letzenden Überganges wächst aus dem Schaft
die knapp gehaltene Schale heraus, die der
Kuppa unten als Fassung dient. — Die Glanz-
zeit der mittelalterlichen Goldschmiedekunst
 
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