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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Arntz, Ludwig: Die Wiederherstellung der ehemaligen Stiftskirche zu Schwarz-Rheindorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0148

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Abhandlungen.

Die Wiederherstellung der ehemaligen
Stiftskirche zu Schwarz-Rheindorf.

(Mit 11 Abbildungen.)

II. (Schlufs.)

Bauarbeiten in den
Jahren 1902 bis 1903.

ie Wiederherstellungsar-
beiten bezweckten eine
Sicherung, eine Er-
gänzung und eine Er-
weiterung des Baube-
standes nach Mafsgabe des
kirchlichen Bedürfnisses.

Die im Sinne dieser wesentlichen For-
derungen geplanten Bauarbeiten konnten im
einzelnen jedoch erst während der Aus-
führung erwogen und bestimmt werden,
nachdem der vorhandene Bauschaden oder
das vorliegende Baubedürfnis an Ort und
Stelle aufgedeckt bezw. festgestellt worden
war. Eine notwendige Vorarbeit war dem-
nach, alle wichtigen Bauteile, auch die ver-
deckten, durch Aufgrabung freizulegen oder
durch Rüstung zugänglich zu machen. Erst
nach erfolgter Einnistung konnte der Arbeits-
plan im einzelnen aufgestellt werden, wobei
angestrebt wurde, die Arbeiten ohne Störung
des Gottesdienstes durchzuführen.

Der Arbeitsplan erstreckte sich auf:

A. Die Wiederherstellung des äufseren Bau-
körpers;

B. die Wiederherstellung des südlichen und
nördlichen Anbaues;

C. die Wiederherstellung der Innenräume.

A.
Zu den wichtigsten Arbeiten, welche die
Sicherung des Bestandes bezweckten, gehörte
unstreitig der Umbau sämtlicher Dächer
mit Ausnahme des Turmhelmes. Hier zeigte
sich der bauliche Schaden weit gröfser und
umfangreicher, als er bei Aufstellung des Ent-
wurfes angeschlagen wurde. Denn infolge
der undichten, sehr mangelhaft unterhaltenen
Schieferdeckung und der fehlerhaften, unzu-
reichenden Dachanschlüsse war nicht nur die
Schalung durchgefault, sondern auch das Holz-
werk des Dachverbandes stark durch Fäulnis,

Schwamm und Wurmfrafs in Mitleidenschaft
gezogen. Die Dächer der Umgänge wurden
in der ursprünglichen, flacheren Neigung er-
neuert, hierbei war die wohlerhaltene massive
Firstdeckleiste und die Traufkante des Dach-
gesimses bestimmend, wodurch der denkbar
beste Dachanschlufs erreicht wurde. Um die
Beaufsichtigung dieser Dächer und die Zu-
gänglichkeit derselben tunlichst zu erleichtern,
sind in zwei einspringenden Winkeln geschmie-
dete Steigleitern angebracht. Auch die Dächer
der beiden Querschiffe mufsten unter Verwen-
dung des brauchbaren Holzes umgebaut wer-
den. Hier wurde ein guter Dachanschlufs
durch die Wiederherstellung der ursprünglichen
Giebeldeckleiste erzielt, während der Süd- und
Nordgiebel mit einem massiven, einfach pro-
filierten Deckgesims in der ursprünglichen
Neigung wieder hergestellt wurde. Auch das
Dach des Langschiffes verlangte eine gründ-
lichere Instandsetzung, als vorausgesehen wer-
den konnte. Auch hier wurde ein sicherer
Anschlufs an die Turmmauer ins Auge gefafst,
wobei auf den hier vorgelegten, massiv abge-
wölbten Treppenlauf Rücksicht zu nehmen
war (vergl. Abb. 4); auch der Westgiebel erhielt
wieder seine ursprüngliche Neigung und massive
Abdeckung. Der Turmhelm zeigte einen verhält-
nismäfsig guten Zustand und verlangte daher
nur Ausbesserungen im geringen Umfange.

Nächst dem Dachschutze erwies sich als
notwendig eine teilweise Sicherung und
Ergänzung des Mauerkörpers, der Bau-
stoffe und des Baugefüges. Es sei daher hier
zunächst auf die geschichtliche Mauertechnik
näher eingegangen. Das Mauerwerk des Ar-
nold'schen Baues weist sehr bedeutende Ab-
messungen auf und ist im wesentlichen als
Bruchsteinwerk ausgeführt unter Verwendung
des aus dem Siebengebirge stammenden Platten-
und Säulenbasaltes. Tuffstein aus dem Brohl-
oder Nettetal diente zur Ausgleichung der
Schichten, zur Herstellung schräger Laibungen,
Lisenen und Bögen, sowie zur teilweisen Ver-
blendung. Dagegen ist zur äufseren Sockel-
verblendung und -Quaderung, zu den Tür-
gewänden und den profilierten Sockel und
Gurtgesimsen der härtere und dauerhaftere
 
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