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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0201

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1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

318

Bücherschau.

Der Zeitschrift fürbildendeKunst (Verlag
von E. A. Seemann in Leipzig) neuen (43.) Jahr-
ganges Nr. 2 und 3 sind als Doppelheft erschienen,
um den 58 Seiten langen Bericht über das am 18. Ok-
tober feierlichst eingeweihte Kaiser-Frie drich-
Museum zu Berlin aufzunehmen, der, mit 5 Farben-
tafeln, 2 Radierungen, 2 Lichtdrucken, wie mit 27
Textillustrationen glänzend ausgestattet, unter der
Leitung von Paul Clemen, von diesem und von
Paul Schubring, Adolph Goldschmidt und Ludwig
Justi erstattet ist, leine des gewaltigen, glanzvollen
Bauwerkes durchaus würdige Arbeit. Als ihre Auf-
gabe erscheint es, den neuen Rahmen zu beschreiben,
vielmehr die Eingliederung der Kunstgegenstände in
denselben; und diese Beschreibung ist so umfassend
und vielseitig, so sachverständig und interessant, daß
ein besonderer Hinweis auf die museographische Ab-
handlung wohl am Platze ist. I. Der Bau und
seine Geschichte wird von Clemen behandelt, der
weit ausholt, indem er zunächst das Schinkel'sche
Museum und seinen Inhalt, mit diesem die Entstehung
der Sammlungen prüft. Sodann erfolgt an der Hand
zahlreicher großer Abbildungen die Beschreibung des
1898 begonnenen, 1904 vollendeten Neubaues, seiner
wenig günstigen Lage hinsichtlich des Grundrisses,
Hauptportals usw.; trotz scharfer Kritik bleibt für den
Schöpfer Geh. Oberhofbaurat Ihne, den Ausführer
Baurat Hasak etc. die Anerkennung nicht aus. —
II. Die Neuauf Stellung und ihre Grundsät ze
werden von Clemen dargelegt, indem die Wandlungen
und Fortschritte auf dem Gebiete der Museen-Ein-
richtungen erörtert, die gemischten, geschlossenen In-
.terieurs geprüft und anerkannt werden. — Die Be-
handlung derselben im einzelnen wird in 7 Kapiteln
vorgeführt, nämlich III. Altchristlich byzan-
tinische Kunstwerke und IV. die persisch-
melische Kunst von Clemen, zwei sozusagen neue
Abteilungen. — V. Italienische Plastik von
Schubring, der fast ausschließlich von Bode ge-
schaffene Glanzpunkt. — VI. Abteilung der nor-
dischen Skulpturen von Clemen, mehr als die
Hälfte ebenfalls von Bode besorgt. — VII. Die
deutschen Gemälde, ein hochbedeutsames En-
semble; VIII. die niederländischen Gemälde
von Goldschmidt; IX. Die italienischen Ge-
mälde von Justi. — Für diesen ungemein anregenden
Rundgang, bei dem von den kompetentesten Führern
auf die frühere Ausstellungsart hingewiesen wird,
dienen 14 Aufnahmen von Sälen und Wänden als
schätzenswerte Orientierungs - und Anhaltspunkte.
Der überaus instruktive Umgang läßt den Eindruck
einer gewaltigen Schöpfung zurück, höchst wertvoller
vielseitiger Sammlungen in musterhaften Aufstellungen
und Gruppierungen, glänzender Erfolge des Zu-
sammenwirkens der berufensten Kräfte. — Dieser lange
Bericht ist gebunden erschienen als Festschrift
zur Eröffnung des Kais er-F riedrich-Mu-
seums zu Berlin, herausgegeben von P. Clemen.

Sehn ütgen.

Sammlung illustrierter Heiligenleben. Kö-
selsche Buchhandlung, Kempten und München.
I. Kaiser Heinrich II., der Heilige. Von

Dr. Heinrich Günter, Professor in Tübingen.
Mit 52 Abbildungen im Text und einer Kunstbei-
lage. (Pr. geb. 3 Mk.) — II. Der hl. Augusti-
nus, Bischof von Hippo. Von Dr. Augustin
Egger, Bischof von St. Gallen. Mit 17 Abbild, im
Texte und 4 Kunstbeilagen. (Preis geb. 4 Mk.)
Diese Sammlung bietet Aussicht, daß endlich die
größte Lücke in der theologischen Literatur Deutsch-
lands, der Mangel einer wissenschaftlichen Hagio-
graphie ausgefüllt werde. Die kritiklose Behandlung
der Heiligenleben: die Vernachlässigung des Histori-
schen, die Betonung des Legendarischen, die Unter-
schätzung des eigentlichen Seelenlebens, hat die
Heiligengeschichte in Mißkredit gebracht, so daß die
Gewinnung eines höheren Niveaus im Interesse der
Wahrheit und der Vorbildlichkeit zu einer dringlichen
Notwendigkeit geworden ist. Deswegen muß es
dankbar begrüßt werden, daß der leistungsfähige
Köselsche Verlag einen Stab geschulter und zuver-
lässiger Historiker und Theologen gewonnen hat, um
auf Grund eines durchaus befriedigenden Programms,
ein korrektes Lebensbild von Heiligen zu erhalten,
die durch ihr inneres Leben oder durch ihr äußeres
Wirken von besonderer Bedeutung gerade für unsere
Zeit sind. — Zwei hervorragende Gelehrte eröffnen
die Serie mit ihren heiligen Patronen, und beide nach
Inhalt wie Form gleich ansprechende Bände verdienen
warme Empfehlung.

I. Heinrich der Heilige wird in 4 Kapiteln im
Zusammenhange mit seiner Zeit, in seiner politischen
Tätigkeit, in seinen kirchlichen Interessen, endlich in
seiner Heiligkeitsentwicklung vorurteilsfrei und doch
warmherzig geschildert, ohne daß die Ausschaltung
der Legenden den Nimbus irgendwie verdunkelt.
Unter den interessanten; chronologisch, also ihrer Ent-
stehung gemäß geordneten, Illustrationen hätten
namentlich das herrliche XI. Grubenschmelz-Medaillon
(um 1160) auf dem Deutzer Schreine des hl. Heri-
bert, welches seine Versöhnung mit dem hl. Heinrich
darstellt, eine Stelle verdient, Erwähnung auch die
geistvolle Deutung des dem Bamberger Dom vom
Kaiser Heinrich geschenkten überaus reich bestickten
Chormantels (in dieser Zeitschr. Bd. XII, Sp. 321 ff.
und 361 ff.). — Die Ikonographie des Heiligen im
Anhang war bei E. A. Stückelberg in besten Händen.

II. Der hl. Augustinus wird hier von be-
rufenster Feder in drei Teilen behandelt, von denen
der 1. sein Leben bis zu seiner Bekehrung, der 2.
die Bekehrung selbst schildert, mit dem Erfolge eines
ungemein überzeugenden und ergreifenden Seelen-
gemäldes, das im 3. „Das Leben für Gott", seinen
Abschluß findet mit der Vorführung des heiligen, nur
für Gott lebenden und strebenden Bischofs, wie des
in seine Zeit und ihre großen Kämpfe gewaltig ein-
greifenden Kirchenlehrers. Auch hier ist die Ikono-
graphie von Stückelberg besorgt, das Illustrations.
material gut ausgewählt, das übrigens durch die Auf-
nahme der Szenen auf dem altniederländischen Ge-
mälde im Bd. XIV, Sp. 161—166 dieser Zeitschrift
eine dankbare Ergänzung erfahren hätte.

Für die Abbildungen, die gerade in so ernsten
und vornehmen Heiligenleben eine bevorzugte Auf-
 
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