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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902, [31]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0212

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333

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

354

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902.

XXXI. (Mit Abbildung.)

—^sMk

53. Spä tgothisch er Kruzi-
fix-Leuchter aus Messing
der Stiftskirche zu Cap-
penberg (Katalog Nr. 332).

Dieser spätgothische messinggegos-
sene Leuchter von 210 cm Höhe wird
von einem sechsseitigen Steinsockel ge-
tragen als runder, durch Ringe geglie-
derter Stamm, der sich auf Zweidrittel-
höhe zum Gabelkreuz verzweigt. Abge-
schnittene Aststücke markieren stark
den Charakter als Lebensbaum, den das
Kreuz schon im frühen Mittelalter in
Anspruch nahm. Der Übergang zur
Verzweigung ist in wirkungsvoller Deko-
ration durch maßwerkartige Nasenan-
sätze verziert, die in ein stilisiertes Blatt
auslaufen. Sie flankieren den edelbe-
wegten Christuskörper, dessen dornen-
gekröntes Haupt leicht geneigt, dessen
Hände den Seitenzweigen aufgeheftet
sind; und die Art, wie der Kruzifixus die-
sen ganzen Mittelpunkt ausfüllt, Stamm
und Zweige zu lebensvoller Einheit ver-
bindend, beruht auf feiner Empfindung.
Je ein kräftig profilierter Ring bezeich-
net wiederum die Mitte wie die Höhe
der Zweige, die, dem Mittelstamm
gleich, in feinprofilierte Teller aus-
laufen mit dem Dorn für die Kerzen.
— Diese im Mittelalter durch ganz
Deutschland, wie durch die Nieder-
lande stark verbreiteten, mannigfach
noch erhaltenen großen Gußleuchter,
die auch in fünffacher Verzweigung
(so in Köln: St. Kunibert; Perleberg

etc.), wie in siebenfacher (so in
Magdeburg: Dom; Mölln usw.)
vorkommen, knüpfen an den
siebenarmigen Tempelleuchter
in Jerusalem und seine, von demselben
konzentrierten Prinzip beeinflußten ro-
manischen Nachbildungen (wie im Mün-
ster zu Essen) an, haben aber durch das
Baummotiv dem Ganzen eine neue, in
dekorativer wie symbolischer Hinsicht
überaus dankbare Ausgestaltung gegeben,
deren Reiz die gotische Formensprache
noch gesteigert hat. Sie hatten vornehm-
lich die Bestimmung, am Eingang des
Chors das Triumphkreuz zu markieren
oder zu vertreten. Zugleich hatten sie
den Zweck, als Beleuchtungsapparate zu
dienen, Christus als das Licht der Welt
versinnbildend, wobei für die Zahl der
Lichter die Symbolik sich leicht ergibt.
— Da der Messingguß im Mittelalter,
namentlich am Schlufs desselben, nicht
nur in den Niederlanden (Maestricht,
Lüttich, Dinant),sondernauch in Deutsch-
land (Aachen) sehr verbreitet war, so mag
die Entstehung dieser Gußerzeugnisse
zumeist in der Nähe der Bestimmungsorte
zu suchen sein, die des vorliegen-
den vielleicht (der in Cappenberg
noch ein schwereres Seitenstück hat)
in Dortmund, wo hervorragende
, Gußstücke derselben Zeit bis heute
k sich erhalten haben namentlich in
der Reinoldikirche, ihrem Tauf-
brunnen, Adlerpult, Wandleuchter-
schmuck). Schnütgen.
 
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