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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902, [32]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0237

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1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

376

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902.

XXXII. (Mit 4 Abbildungen.) (Schluß.)

54. Holzfigur einer sitzenden Madonna mit Silberumkleidung im Domschatz

zu Münster (Katalog Nr. 537).
Diese 45,5 cm hohe, aus Eichenholz geschnitzte, ausgehöhlte Figur ist ganz mit vergol-
deten Silberlappen bekleidet, die in die Tiefen hineingeschlagen und aufgenagelt sind, bis auf
die polychromierten Karnationsteile. — Auf einem oben ausgeschweiften, ebenfalls mit ver-
goldeten Silberplatten beschlagenen, durch zwei gestanzte Reliefs

von Heiligen (wohl Apostel)
verziertem Sedile sitzt die
Gottesmutter, deren Füße auf
einem gleichfalls mit gepreß-
ten Borten geschmückten
Brett stehen. Der Schleier
ist, aus vergoldeten Silber-
streifen gebildet, um das
Haupt gelegt, das eine Krone
getragen zu haben scheint,
auf der Höhe eine Versen-
kung für Reliquien zeigt. Die
Tunika des Kindes ist auch
ganz mit Silber überzogen,
um den Hals mit steinen-
verziertem Filigranband, an
den Ärmeln mit gestanzten
Borten besetzt. Der rechte
Unterarm und die linke Hand
der Mutter sind spätere Er-
gänzungen. Die gut model-
lierte, edel geformte, auch
durch ihre, für diese Zeit un-
gewöhnliche Technik hoch-
interessante Figur hat noch

romanisierende Anklänge
und dürfte gegen den Schluß
des XIII. Jahrh. in Westfalen
angefertigt sein.
^P1

55. Silbergetriebene, fast ganz vergol-
dete Standfigur der hl. Agnes im Dom-
schatz zu Münster (Kat. Nr. 539).
Die 48 cm hohe, in jeder Hinsicht vorzüg-
lich behandelte, gemäß der Sockelinschrift 1520
(wohl in Münster) entstandene Figur stellt die
hl. Agnes im reichen Kostüm der allerersten
Renaissance dar; der ausdrucksvolle Kopf, der
(wie die Hände nebst Mieder und Lamm) in
Silber belassen ist, trägt ein Goldnetz, aus
dem das Haar in fünf dicken Strähnen über
den granatapfelgemusterten Kragen herabfällt.
Dieser ist mit, zum Teil nur dekorativer, Ma-
juskelinschrift, gleich dem Mantelsaum, rings-

um geschmückt, um den Hals durch ein ge-
triebenes Rankenbörtchen geschlossen, unter
dem, über dem Miederornament, zwei Gold-
schnüre den Mantel zusammenfassen. Die
Rechte hält voll Grazie den Ring, die Linke
das gravierte Buch; das schlanke Lämmchen,
dessen zottiges Fell ganz herausgetrieben und
ziseliert ist, springt am Mantel in graziöser Be-
wegung herauf. Die Draperie des Mantels ist
sehr knitterig und dieser gewinnt dadurch eine
große Leichtigkeit und Lebendigkeit, die der
Figur zu außerordentlicher Eleganz verhelfen,
als einer der edelsten Erzeugnisse der späte-
sten Gotik. —
 
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