Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

DOI Artikel:
Tafel 2
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0027

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
31

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

32

Bischof auf seine Entwicklung eingewirkt haben,
wie seit 1860 das öffentliche Wirken unter dem
Druck der Zeitverhältnisse, besonders der sozialen,
größere Wellen schlug, wie dann Einflüsse größten
Stils in den Hirtenschreiben sich geltend machten,
wird so eingehend geschildert, daß für die Wirksam-
keit als Papst nur wenig Raum erübrigte. Ein
großes Aufgebot mannigfaltiger Kenntnisse, reiches
Kombinationstalent, gewiegtes Urteil, geschicktes
Darstellungsvermögen kommen hier in fesselnder Weise
zur Geltung. Trotz der, wenn nicht gerade Wider-
sprüche, so doch Wandlungen im Leben des großen
Papstes erscheint er als eine tief gründende,
fest geschlossene, erhabene Persönlichkeit, und die
Verehrung, die ihr hier ausgiebig entgegengebracht
wird, teilt sich von selbst dem Leser mit. — Wenn
der Papst (S. 183) hinsichtlich seines „Kunstempfin-
dens" als „bloßer Ästhetiker" bezeichnet wird, „ohne
schöpferische Gedanken", so mag diese, übrigens
etwas vage Bezeichnung vielleicht nicht ganz unzutref-
fend sein, hinreichende Begründung ist aber dafür
nicht geboten. B.

Kirchliche Schreiner- und Holzbildhauer-
Arbeiten von Hermann Houben. Otto Maier
in Ravensburg.
Dieses im Bd. XVII, Sp. 286 hier angekündigte
Lieferungswerk hat nunmehr seinen Abschluß ge-
funden: 6 Hefte, ä2Mk.; 45 Verlagen auf 24 Tafeln.
Kirchenbänke, Chorstühle, Beichtstühle, Predigtstühle,
Sakristeischränke, Kommunionbänke, namentlich Hoch-,
Seiten-, Schaualtäre werden hier in romanisierenden
und gotisierenden Stilarten geboten. Da die in Süd-
deutschland herkömmlichen, etwas freieren Formen
hier bevorzugt sind, so zeigen die meisten Entwürfe
einen gewissen Reichtum wie der Architektur- und
Maßwerkformen, so auch der Ornamente, wodurch
die konstruktive Behandlung stellenweise etwas be-
einträchtigt erscheint. Gerade sie ist für die Kirchen-
möbel besonders zu betonen, auch die einfachsten
nicht ausgenommen, die fast ausschließlich in den
Bereich des Schreiners fallen, daher vor allem gut in
den Verhältnissen, kräftig in den Gliederungen, richtig
in den Profilen sein müssen. Das Streben nach
Reichtum führt hier leicht auf Abwege, zumal die-
jenigen, die weder fest in den Formen, noch vertraut
mit den Sinnbildern sind. — Das vorliegende Werk, das
den Andachtsformen der Gegenwart (Herz Jesu, Hl.
Familie, Immerwährende Hülfe usw.) entgegenzu-
kommen bestrebt ist, dürfte manchem Künstler will-
kommen sein, weil es ihm hinsichtlich seiner Entwürfe
allerlei Fingerzeige zu geben vermag. b.

M. Feuerstein. Via Crucis, Benziger & Co.,

Einsiedeln. (Preis in Chromolithographie mit weißem

Papierrand 7 Mk.).

Von dem seiner innigen Empfindung und gewandten

Darstellung wegen hochgeschätzten Meister stammt

dieser Kreuzweg, der in der Beschränkung auf drei

bis höchstens fünf Personen und in dem Verzicht

auf alles überflüssige Beiwerk gewiß das Richtige
trifft. Dasselbe gilt von dem Anschluß an den Typus
der flandrischen (und süddeutschen) Figuren aus der
Spätzeit der Gotik, in derem Sinne auch die Kostüme
gehalten sind. Die gutgezeichneten, scharf charakte-
risierten, eindrucksvollen Figuren sind durchweg klar
und geschickt gruppiert, so daß jede Szene eine
sehr bestimmte, sofort verständliche Sprache redet,
die durch den vortrefflichen Farbenakkord noch ver-
nehmbarer klingt. Der blaue, mit Recht etwas ver-
waschene Hintergrund hätte das etwas groß geratene,
fast verschwindende Rankenornament vielleicht ganz
entbehren können; ihn bringen farblich vorzüglich
zum Abschluß die kräftige Unterschrift wie die obere
Ranke, an deren Stelle eine geometrische Musterung
noch zutreffender sein würde. Die Gestalt des
Heilandes, dessen weiße Tunika der Drapierung viele
Schwierigkeiten bietet, kommt überall hinreichend
und im Sinne ergreifenden Mitgefühls zur Geltung,
ohne das richtige Maß zu überschreiten, im Unter-
schied von den an einigen Stellen wohl etwas über-
triebenen Schergen. Bei der Kreuzigung, die durch
das Format auf ein Quadrat angewiesen ist, wirkt
das Hinaufreichen der beiden Seitenfiguren bis zu den
Armen des Kruzifixus. gar deren Unterbrechung durch
die Nimben, nicht günstig, auch die Annagelungsszene
wird durch dieses Format erschwert. Schnütgen.

Kühlens neuestes Kommunion-Andenken
von Com m ans besteht in einem sehr gut gezeich-
neten, recht ansprechenden und erbaulichen Medaillon,
welches den vor einem Vorhange sitzenden Heiland
im Überwurf und Stola mit Kelch und erhobener
Hostie darstellt; vor ihm steht in Kniestückhöhe ein
vom Schutzengel geführtes Kinderpaar. In quadra-
tischen Rahmen mit bekrönendem Kreuzmedaillon
gefaßt, macht das feingestimmte Bild einen vor-
züglichen Eindruck. Als eine Art von Behang er-
scheint unter ihm die Monogrammdecke, deren Mittel-
stück ein Spruchband für die Aufschrift bildet, so
daß man den darunter angebrachten Schrifttitel für
überflüssig erachten möchte. Die beiden Farben-
drucke Nr. 1.(1 und 60 '/., (ä 30 bezw. 78 Pf.) sind
trotz der vielen I'one und Abtönungen aufs sauberste
ausgeführt, walue Meisterwerke der Chromographie,
und auch dt r Schwarz druck Nr. 60 S (ä 15 Pf.)
läßt nichts zu wünschen übrig. Schnütgen.

Farbige H e r z-J e su-B ilder, sowohl in ganzer
Figur, wie namentlich in Büstenform versendet als
Andachtsmittel, besonders als Kommunion-An-
denken verschiedener Größe und Preise (von 4 bis
zu 20 Pf.) die „St. Norbertus"-Verlagshandlung in
Wien III, Seidigasse 8. Dieselben stellen den Hei-
land dar: mit dem fast die ganze Brust bestrahlenden,
daher etwas zu prunkvollen Herzen in der Linken,
mit dem Herzen inmitten eines kleinen Lichthofes auf
der Brust, entweder mit hinweisender Gebärde oder
mit segnend erhobener Rechten. Die ganze Haltuni;
ist feierlich, der Ausdruck ernst und milde, die Falten-
gebung breit und gefällig; die Farbenstimmung ist
sehr kräftig und doch harmonisch. (,.
 
Annotationen