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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Teichmann, E.: Petrarka und der antike Symbolismus
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0042

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1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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hohe, große Bäume absägen und zu Boden
stürzen kann". Mit einem Worte, das ist der
Ur oder Auerochs, von dem die Wälder Po-
lens und des östlichen Deutschlands noch
einige seltene Exemplare bergen, und das
wegen seiner Wildheit unnahbar ist. Sind aber
nicht diese Tiere ein treffliches Symbol für
den schrecklichen Triumphwagen des Todes?

Wohl bleibt noch die Frage offen, wie Pe-
trarka, abgesehen von dem letzten Sinnbild,
das offenbar aus einem abendländischen Werke
stammt, Kenntnis von dem Tierbuche der
Cyraniden erhalten hat; aber was F. de MeJy
uns bietet, ist so überzeugend, daß wir ihm
für seine Belehrung Dank schulden, wie für
seine schönen Illustrationen.

Aachen. E. Teichmann.

Bücherschau.

Kleinasien. Ein Neuland der Kunstge-
schichte. Kirchenaufnahmen von J. W. Crowfoot
und J. J. Smirnov. Unter Benutzung einiger Ergeb-
nisse der Expedition nach der asiatischen Türkei
des kaiserl. Legationsrates Dr. Max Freiherr von
Oppenheim, der Isaurischen Expedition der Gesell-
schaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst
und Literatur in Böhmen, Beiträgen von Bruno Keil,
Otto Puchstein, Adolf Wilhelm u. a., bearbeitet von
Josef Strzygowski. Mit 162 Abbildungen.
Hinrich, Leipzig 1903. (Preis 28 Mk.)
Teils auf Grund eigener Studien in Syrien, im
westlichen und nördlichen Kleinasien, teils unter Ver-
wendung fremder Aufnahmen im östlichen Kleinasien
hat der Verfasser umfängliches, neues Material zu-
sammengestellt zur Begründung seiner These, daß
das Abendland seine Kunsttypen in der altchristlichen
korolingischen und selbst in der romanischen Periode
nicht von Rom, sondern aus dem Orient erhalten
habe. Zu diesem Zwecke kommentierte er im I. Ka-
pitel die Aufnahmen Crowfoots von Binbirti-
lisse, Jedikapulu, Uetschajak, um in dem mehr als
100 Seiten umfassenden II. Kapitel die kleinasia-
tischen Bautypen zu analysieren: Die Basilika,
das Oktogon, die Kuppelbasilika, die Kreuzkuppel-
kirche. Das III. Kapitel sucht Datierungsfragen
zu lösen, während das IV. Kapitel Kleinasien als
den Vermittler zwischen Orient, Hellas, Rom und
Byzanz erklärt, für dasselbe auch auf dem Gebiete
der Plastik und Malerei die Anregung in Anspruch
nehmend, sowie den Ausgangspunkt für die Haupt-
bestandteile der romanischen Denkmäler. — Hier
liegt also ein weiterer Schritt vor auf dem Wege,
den der Verfasser (vor 4 Jahren) zuerst betreten hatte
durch sein Buch »Orient oder Rom«, weiter verfolgt
hatte durch seine Studie »Hellas in des Orients Um-
armung«. Dieser weitere und weiteste Schritt be-
rührt uns um so näher, als er ins Herz unserer
eigenen Kunst, in die Denkmäler des Mittelalters vor-
dringt, manche bisherige Anschauungen mit Gewalt
auf Seite schiebend. Die erste Frucht dieses Vor-
gehens war die Streitschrift: »Der Dom in Aachen
und seine Entwicklung (hier besprochen Bd. XV,
Sp. 347/349); sie hat auf die Bestrebungen des un-
aufhaltsam vordringenden Verfassers in weiten Kreisen
die Aufmerksamkeit hingelenkt, manche Zustimmung,
noch mehr Widerspruch erfahren, jedenfalls ungemein

anregend gewirkt, so daß die bedeutungsvolle Frage
von der Tagesordnung nicht mehr verschwinden wird.

Sehn ü tgen.

Die Paramentik vom Standpunkte des Ge-
schmackes und Kunstsinnes, Von Helene
Stummel. Mit 10 Abbildungen. Kevelaer, Jos.
Thum. (Preis 1,50 Mk.)
Daß die kirchliche Paramentik hinsichtlich der
Stoffe und ihrer Zierraten, in Farbe, Zeichnung,
Technik der Reform sehr bedarf, ist in dieser Zeit-
schrift von jeher stark betont worden. Jeder Jahrgang
derselben hat durch Abbildung und Beschreibung alter
und neuer Vorlagen mancherlei Verbesserungsvor-
schläge gemacht und dem Krefelder Reformbetrieb
kräftig das Wort geredet. Der Rekurs auf die mittel-
alterlichen Muster und Töne beherrschte die ganze
Unterweisung und trug wesentlich zu dem Fluß bei,
in den die ganze Angelegenheit erfreulicherweise
gelangt ist. Als eine sympathische Welle erscheint
das vorliegende Büchlein, das die Paramentik, an der
sicheren Hand der alten Vorbilder, von einer Art
höheren Standpunktes behandelt, nämlich des vor-
nehmen, hauptsächlich auf die harmonische Erscheinung
begründeten Kunstgeschmackes. Für ihn spielt natür-
lich die Farbenstimmung eine große Rolle, und
dankbar sind die bezüglichen Ausführungen der Ver-
fasserin zu begrüßen. Sie verurteilt aufs schärfste
die neuen, angeblich „kirchlichen" d. h. grellen Stoffe,
die sie in schroffer. Gegensatz nicht nur zu den
alten Geweben bringt, sondern auch zu den modernen
profanen. Die eigentliche Ursache dieser, vielleicht
etwas zu stark aufgetragenen Erscheinung, liegt in
der neuerdings besseren Schulung der weltlichen
Kräfte gegenüber den geistlichen, die dem gedämpften
Kirchenlicht ungesunde Kontraste gegenüberstellen.
Die allgemeinen Regeln der Farbenharmonie reichen
aber nicht aus, der individuelle Farbensinn muß hinzu-
kommen, und der ist nicht jedermanns Sache. Die
Bestimmung Hegt leider fast immer in den Händen
der Besteller und der entweder nicht urteilsfähigen,
oder nicht selbständigen Geschäfte, die fast aus-
schließlich den Markt gewinnsüchtig beherrschen. —
Auch in bezug auf die Stickerei als Verzierungs-
mittel stellt die Verfasserin die farbige Behandlung
in den Vordergrund, die stilistischen Eigentümlich-
keiten der Zeichnung bei der kurzen Beschreibung
 
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