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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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157

1905-

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

158

Bücherschau.

Die Bau- und Kunst denkmäler des Regie-
rungsbezirks Wiesbaden. II. Band: Der
östliche Taunus: Landkreis Frankfurt, Kreis
Höchst, Obertaunus-Kreis, Kreis Usingen, bearbeitet
von Ferd. Luthmer. Frankfurt, Kommissions-
verlag von Heinrich Keller. (Preis in Leinwand-
band 10 Mk.)
Was über den I. Band in dieser Zeitschr. (Bd. XV,
*P- 189) hinsichtlich des Verfassers und seiner Leistung
anerkennend hervorgehoben wurde, hat vollste Geltung
auch für den II. Band, dessen Denkmäler freilich
hinter jenen erheblich zurückstehen. Der Grund liegt
darin, daß große Klosterbauten hier nicht entstanden,
für die Dorfkirchen und Rathäuser größere Mittel
nicht aufgeboten, die allerdings sehr zahlreichen
Adelsburgen zumeist Wehrbauten, die anderen zer-
stört sind. — Von den romanischen Kirchenbauten
verdient die Höchster Kirche wegen ihrer karolingi-
schen Bestandteile Erwähnung, deren Chor neben der
Kirche von Oberursel zu den besten Erzeugnissen der
Spätgotik zählt, die sonst in diesem Bezirke Hervor-
ragendes so wenig geschaffen hat, als die fruchtbare
Bauepoche des Barock und Rokoko — Bauliche
Einzelheiten (Erker, Kapitale, Konsolen usw.), sowie
Ausstattungsgegenstände (Altäre, Kanzeln, Taufbrun-
nen, namentlich Epitaphien des XV. u. XVI. Jahrh.)
sind in größerer Anzahl erhalten geblieben, liturgische
Gefäße und Geräte fast gar nicht. Von dem Reich-
tum an malerischen Fachwerkbauten hat das Land
noch Manches und recht Merkwürdiges aufzuweisen,
darunter Verschiedenes in Form von späteren An-
bauten an Kirchen und Burgen. — Alles dieses hat
der Verfasser, unter Beigabe von 188 zumeist auf
Zeichnungen beruhenden vortrefflichen Abbildungen,
durch einen knappen, aber höchst instruktiven Text zu
einem anmutigen, abgerundeten Bilde zusammenge-
setzt, in dem die vielfachen Wappenschilde nicht nur
ihrer Wirkung wegen sehr dankbar sind. Schnütgen.

Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Heft
XXXI. Herzogtum Sachsen - M ei ni ngen,
Amtsgerichtsbezirke Heldburg und Römhild.
Mit 11 Lichtdrucktafeln und 68 Abbildungen im
Text. Von Professor Dr. Lehfeldt f und Professor
Dr. G. Voß. Fischer, Jena 1904. (Preis 7 Mk.)
An diesem Hefte ist namentlich der Oberbaurat
Fritze beteiligt, der über die sehr beachtenswerte
Gruppe der Meiningenschen Holzbauten, hinsicht-
lich ihrer Eigentümlichkeiten der Konstruktion, des
Alters usw. an der Hand von Abbildungen ganzer
Straßen und einzelner Häuser, unter denen auch An-
bauten an Kirchen und Burgen, in einem eigenen
Kapitel instruktiv berichtet; außerdem beschreibt er
sehr eingehend das bei weitem bedeutendste Bauwerk
des ganzen Bezirks, die von ihm restaurierte Veste
Held bürg, die auf einem Hügel aus mehreren
Gruppen des XIV.—XVII. Jahrh. sich zusammensetzt,
innerlich und äußerlich von hohem baulichen und
kunstgewerblichen Wert. — Im Bezirk Römhild
steht im Vordergrunde die schon durch ihre doppelte
Chor-Anlage höchst interessante hochgotische Pfarr-

kirche mit manchen beachtenswerten Einzelheiten,

ebenso das Renaissanceschloß Glücksburg. __ Die

benachbarte Steinsburg (von Dr. Götze beschrieben)
würde jetzt noch eine der bedeutendsten frühen Be-
festigungsanlagen Deutschlands sein, wenn von ihr
nicht zuviel zerstört worden wäre. — Die Plastik ist
durch viele Grabsteine des XIV.—XVII Jahrh., sowie
durch einige reiche Barockmöbel, profaner wie kirch-
licher Art, gut vertreten. Die zahlreichen Dorfkirchen
gehören zumeist dem spätesten Mittelalter und der
Renaissance an und bieten nur Weniges, was der Ab-
bildung für würdig erachtet wurde. Schnütgen.

Spätmittelalterliche Wandgemälde im Kon-
stanzer Münster. Ein Beitrag zur Entwicklungs-
geschichte der Malerei am Oberrhein. Von Dr.
Josef Gramm. Mit 20 Tafeln und 4 Abbildungen
im Text. Heitz, Straßburg 1905. (Preis 6 Mk.)
Dieses Heft 59 der »Studien zur deutschen Kunst-
geschichte«, denen (nach Ausweis mancher Referate
unserer Zeitschrift) ältere und besonders jüngere For-
scher ihre gewöhnlich illustrierten Studien gerne ein-
verleiben, bietet die reife Frucht sorgsamer Unter-
suchungen von bislang wenig beachteten, aber sowohl
an sich, wie im Zusammenhange mit den Miniatur-
und Tafelmalereien des spätem Mittelalters, merkwür-
digen Wandgemälden. Sie befinden sich namentlich in
der oberen Sakristei und in der Nikolauskapelle des
Münsters zu Konstanz. Im Zusammenhange mit dem
überaus reichen Kunstschaffen auf der Reichenau,
speziell mit den Wandgemälden des X.—XI. Jahrh. in
den 3 Zellen, hatte sich schon früh in der Konstanzer
Gegend eine Malerschule gebildet, von deren Arbeiten
aber nur Weniges erhalten geblieben ist, bis das
XIV. Jahrh. im profanen wie im kirchlichen Betrieb
einsetzte, um sich bis ins XV. Jahrh. kräftig zu be-
haupten. —- Der Zyklus von Wandbildern (mit den
merkwürdigen Darstellungen der Bereitung von Lein-
wand und Seide) in einem Konstanzer Privathaus
scheint den Reigen zu eröffnen, das Sakristei-Kreu-
zigungsbild von circa 1348 ihn fortzusetzen, die
reiche (erst 1877 entdeckte) Legende des hl. Nikolaus
ihn um 1430 zu schließen. — Das gut erhaltene
Kreuzigungsbild geben 4 Tafeln wieder, im ganzen
wie in den Köpfen; die stellenweise stark mitgenom-
mene Legende 13 Tafeln; die weiteren Darstellungen
2 Tafeln. An diesen knüpft die sorgsame Unter-
suchung an, die zunächst die Kreuzigung be-
schreibt, dann den Meister hinsichtlich der Zeich-
nung, Technik, Koloristik prüft, und trotz des noch
etwas allgemeinen Typus, für Suddeutschland (vielleicht
für Konstanz) wohl mit Recht in Anspruch nimmt. —
Viel eingehender wird die Nikolauskapelle be-
handelt, zuerst kurz deren Innenarchitektur, frühere
und jetzige Ausstattung, dann die 12 Bilder aus
der Nikolauslegende, wie die 4 weiteren, ikono-
graphisch noch nicht festzustellenden Zyklusdarstellun-
gen, um der Kritik, vielmehr Charakteristik des Mei-
sters intensiv sich zu widmen mit gutem, an die
Miniatur anknüpfenden Beobachtungssinn. Als ein
mit Vorliebe der Natur nachgehender, die Konturen
 
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