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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Firmenich-Richartz, Eduard: Ein Madonnenbild nach Dürers Vorlagen von Marinus van Roymerswale
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Witte, Fr.: Albenstickerei des XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0018

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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herausmodelliert, aber ihnen fehlt der Charme
einer subtilen Stoffwiedergabe. Diese Folianten,
gerolltes Pergament, Beutel, Spiegel, Glasgefäße,
verstreute Münzen, Aktenbündel, Schachteln,
Leuchter, Schreibmaterial wirken nur aufdring-
lich, es fehlt dem Maler der Sinn für Raum-
darstellung, er unterscheidet kaum zwischen
Organischem, Lebendigem und der toten Masse.
Trotzdem erfreute Marinus sich eines weiten
Rufes. LodovicoGuicciardini nennt ihn unter den
vorzüglichsten vlämischen Meistern als Marino
di Sirissea (Zierikzee), ebenso wurde er auch von
Giorgio Vasari15) in seine Übersicht nordischer

ls) Vasari, »Le vite etc.« Milanesi-Ausgabe
(Firenze 1881) VII S. 587.

Maler als Marino di Siressa aufgenommen. In
seinem Schilderboeck widmet ihm Carel van
Mander16) eine kurze Erwähnung als Marinus
van Zeeuw. Der frühe Vertreter des hollän-
dischen Sittenstücks im Gefolge des Massys
hieß eigentlich Marinus Claeszon (er selbst
signiert Marinus van Reymerswale) und mag um
1497 auf Zeeland geboren sein. Daten auf
seinen Bildern reichen von 1520 bis 1558.
Stets blieb er der volkstümlichen nationalen
Richtung treu und verschloß sich vor dem
entlehnten Formalismus der Italienfahrer.

Bonn.

E. Firmenich-Richartz.

16) H. Hymans, »Le livre des peintres de Carel
van Mander« (Paris 1885) II S. 03 mit Literaturan-
gaben.

Albenstickerei des XVI. Jahrhunderts.

(Mit Abbildung.)

]as hier wiedergegebene Muster ist
eine Parura, also ein Schmuckstück

IH lü^^l lul <lic A11;ie' un<1 befindet sich im
" wSl Museum zu Brighton (England).
Die Technik ist eigenartig, insofern die Muster
in Seide und Kordel appliziert faufgenäht) sind.
Der Grundstoff ist moosgrüne, einfarbige Seide,

den vier Blättern. Das Blau ist ziemlich hell
das Rot purpurn, das Gelb im Ockerton, die
Konturen, welche die Rosetten einschließen,
sind goldgelbe Kordeln in der Stärke eines
Streichholzes. Die Querbänder, welche die
Kordelranken zusammenfassen, sind aus zwei
nebeneinander gelegten Kordeln in grau ge-

die aufgesetzten Muster sind ausschließlich in
den drei Grundfarben, blau, rot und gelb, ge-
halten, nur die kleinen Blümchen am Ende
der Konturen sind weiß mit roter Kordelum-
randung. Die große Rosette und die beiden
kleineren zur Seite sind mit weißer Kordel ein-
gefaßt, bei der größeren, mittleren außerdem
die Rose in der Mitte und die Trauben zwischen

bildet. Wir geben auf unserer Zeichnung die
Farben mit Zahlen an: 1 bedeutet rot, 2 gelb,
3 blau, & weiß, 5 grau.

Dieses Muster dürfte sich sehr zur Nach-
ahmungempfehlen, da es (sorgsam ausgeschnitten
und aufgetragen) recht gut wirkt und ungemein
einfach zu arbeiten ist.

Münster i. W. Fr. Witte.
 
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