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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Mattar, Stephan: Die neue St. Pauluskirche in Köln am Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0034

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Abhandlungen.

Die neue St. Pauluskirche in
Köln a. Rh,

(Mit Lageplan und 5 Abbildungen.)

er Kirchenvor-
stand der Pfarr-
kirche zum hl.
Paulus in Köln
schrieb am
15. Dezember
1903 unter den
in Rheinland
und Westfalen
^^^^^^^^^^^^ wohnenden
oder geborenen
Architekten einen Wettbewerb zwecks Er-
langung von Entwürfen für eine katholische
Pfarrkirche, auf dem in beigedrucktem
Lageplan bezeichneten Platze, aus. Die
Kirche sollte für 2400 Personen Raum
bieten und außer den allgemeinen, das
sonst übliche nicht übersteigenden Anforde-
rungen sollte eine besondere Kapelle, dem
Andenken des hochseligen Kardinals Paulus
Melchers gewidmet, angegliedert werden.
Der Baustil sollte romanisch oder gotisch sein.
Der Wettbewerb hatte das Ergebnis von
78 Entwürfen. Das am 6. und 7. April 1904
zusammengetretene Preisrichterkollegium, be-
stehend aus dem Herrn Domkapitular Professor
Dr. A. Schnütgen, Köln, Kgl. Professor Carl
Hocheder, München, Reg.- und Baurat
Dombaumeister Tornow, Metz, Pfarrer Peter
Haas, Vorsitzender des Kirchenvorstandes
von St. Paul in Köln und Architekten Adolf
Nöcker, Stadtverordneter in Köln, verteilte
die zur Prämiierung verfügbare Gesamtsumme
in fünf Preise, und mit dem I. Preise wurde
der vorliegende Entwurf ausgezeichnet. Der
Kirchenvorstand von St. Paul beschloß, den-
selben durch den Unterzeichneten zur Ausfüh-
rung bringen zu lassen.

Kurz und sachlich mögen in folgendem die
künstlerischen Grundsätze, welche bei Aufstel-
lung des Entwurfes leitend waren, ihren Aus-
druck finden.

Es kann nicht geleugnet werden, daß die
kirchliche wie auch profane Baupraxis des ver-
flossenen Jahrhunderts in den weitaus meisten

Fällen mehr die künstlerische Durchbildung
des betreffenden Bauobjektes erstrebte, als daß
sie ihr Augenmerk darauf richtete, dasselbe in
seiner Gesamterscheinung mit der Natur bzw.
seiner Umgebung, abgesehen von rein stilisti-
schen Fragen, in innigere Beziehung zu bringen.
Jedes Bauwerk ist von Einfluß auf die Physiog-
nomie eines Straßen- oder Platzbildes; jeder
Baukünstler hat die Pflicht, sich bestehenden
Werten dieser Art von Fall zu Fall anzupassen,
an einer Stelle unterzuordnen, anderwärts zu
vervollständigen, gegebenenfalls zu steigern.
Der für die Kirche bestimmte Bauplatz bildet
hier mit der vorliegenden Gartenanlage, ein-
gefaßt und scharf begrenzt durch schöne Baum-
reihen, ein geschlossenes Dreieck. Naturgemäß
erscheint zur Betrachtung des gesamten Platz-
bildes die dem Sachsenring, dem schönsten
Teile der durch die Kölner Neustadt gebildeten
Ringstraße zu gelegene Dreieckspitze als die
geeignetste. Es ist eine unumgänglich künstle-
rische Notwendigkeit, bei der Art der Aufstel-
lung des Objektes in der Massenentwicklung,
dem allmählich sich erbreiternden Platze zu
folgen und zwar nicht allein in der Breiten-
sondern auch in der Höhenentwickelung der
verschiedenen Baukomplexe, mit anderen Wor-
ten, der Schwerpunkt der Baumasre muß nach
hinten gelegt werden. Diese Anordnung gewähr-
leistet allein schon aus physikalisch-optischen
Gründen die Entstehung eines dem Auge wohl-
tuenden übersichtlichen Gesamtbildes.

Diese Absichten wurden in vorliegendem
Falle durch die Stellung des Hauptturmes über
dem Chor erreicht. Wegen der großen Breiten-
ausdehnung des Platzes an dieser Stelle ist eine
bedeutende Breitenausdehnung des Turmes ge-
boten und fand Beifall bei weitblickenden
Kunstkennern und kompetenten Baukünstlern.

Das oben erwähnte, der Natur entnommene
Prinzip, der Abstufung der Baumassen und Vor-
bereitung höherer Bauteile durch vorgelagerte
niedere Bauteile, das sich von den Bauwerken
der frühesten Kulturzeiten durch alle Stil-
epochen bis ins XIX. Jahrh. hinein ver-
folgen läßt, wurde nicht allein auf das Haupt-
schaubild angewandt, sondern konsequent für
die gesamte Bauanlage durchgeführt. Auch sei
bemerkt, daß der allgemein gültige Grundsatz
befolgt wurde, wonach die einzelnen Teile eines
 
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