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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Beissel, Stephan: Miniaturen aus Prüm, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0042

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49

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

50

plar28) wird aber erst im ersten Viertel des XIII.
Jahrh. entstanden sein.Sein bestes Bild,eineaußer-
ordentlich feine Federzeichnung, stellt Pippin
und Emma dar, welche die Echternacher Kirche
so halten, wie Pippin und Karl diejenige von
Prüm in den Abbildungen 8 u. 13 tragen. Sie sind
aber nicht stehend, sondern
thronend dargestellt. Weitere,
teils in Deckfarben, teils in
Federzeichnungen im Beginn
des XIII. Jahrh. ausgeführte
Miniaturen zeigen eine Köni-
gin mit einem Bischof, dann
zwei Könige, endlich wieder-
holt einen einzelnen Herr-
scher. Alle thronen. Sie sind
so trefflich gezeichnet und
koloriert, daß sie klar dartun,
wie weit Echternachs Kunst
auch im XIII. Jahrh. die-
jenige von Prüm überflügelte.
Wäre das aus Berlin zur
Düsseldorfer Ausstellung ge-
sandte Meßbuch29) aus Prüm,
in der genannten Abtei ge-
schrieben und ausgemalt, so
würde es freilich für das

Abb. 11. Papst Nikolaus u. Kaiser Ludwig.
(Aus dem Chartular von Prüm.)

Er gibt feste Konturen, benutzt reine Deck-
farben, zeichnet besonders die Gesichter sehr
fein. Er folgt, wie auch andere taten, der für
die damaligen Prachthandschriften der franzö-
sischen Großen herrschenden Mode und über-
trägt sie aus weltlichen Handschriften in das
für eine Benediktinerabtei
bestimmte Meßbuch. Wie
nämlich die Ränder jener
französischen Bücher mit so-
genannten Droleries,Karrika-
turen und geistreich ge-
gebenen Genreszenen aus-
gestattet wurden, so setzt er
in die Initialen und an die
Anfänge neuer Abschnitte
seiner Handschrift feine Mi-
niaturen, worin er religiöse
Gegenstände schildert, auf
denRand aber neben religiöse
Sachen die drolligsten Fi-
guren. So finden wir S. 11
in der Initiale Kain und Abel,
unten im Rande Affen und
Füchse, S. 13 beim Beginn
des Kanons einen am Altar
betenden Priester (Abb. 14),

XIV. Jahrh. einen so großen Aufschwung jener darunter einen Mönch mit Tierfüßen, daneben
Abtei beweisen, daß Echtemach vor ihr zurück- ' ein Bild der von einem Benediktiner verehrten

treten müßte. Daß
das Missale für Prüm
angefertigt wurdebe-
weisen einerseits viele
seiner Bilder, worin
Benediktinermönche
dargestellt sind, an-
derseits die Meßfor-
mulare und der Ka-
lender, worin zum
25. Juli das Fest der
Weihe der Kirche
des Erlösers ange-
geben ist. Der Maler
ist in Lothringen oder

inFrankreich gebildet ______

worden und ahmt die schönen, damals in
Metz und Paris entstandenen Miniaturen nach.

Abb. 12. Widmungsbild.
(Aus dem Chartular von Prüm.)

28) Kunsthistorische Ausstellung, n. 514, Eigen-
tum der Herzoglichen Hof bibüothek zu Gotha I, 71.
Eine Abbildung der oben genannten Federzeichnung
in »Stimmen aus Maria-Laach«, LXVII. (1901), 177.

291 Ausstellung zu Düsseldorf, (1904), N. 553 a;
Berlin, Kgl. Bibliothek, Ms. theol. lat. fol. 271.

Madonna. S. 17, bei
den Worten: „Ad te
Domine levavi ani-
mam meam", erhebt
David kniend auf
seinen Händen ein
kleines, die Seele
sinnbildendes, unbe-
kleidetes Kind. Er
nimmt überdies, um
Gott, der oben im
Brustbilde erscheint,
zu grüßen, die Krone
vom Haupte. Ihm
gegenüber öffnet ein
Tierkopf seinen Ra-
umschließt die Initiale ein Bild
Christi, der Rand zeigt zwei

chen. S. 33
der Geburt
schöne musizierende Engel, zwei kämpfende
Ritter, zwei an Blättern nagende Hasen und
einen von zwei Hunden verfolgten Hirsch.
S. 131 hat der Miniator den Einzug Christi in
Jerusalem in die Initiale gemalt, auf den Rand
zwei Propheten, zwei gekrönte Sirenen (einen
 
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