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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Braun, Joseph: Die St. Andreaskirche zu Düsseldorf, ihre Stuckdekoration und ihre Stellung zu den übrigen rhein. Jesuitenkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0062

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81

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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ft

einzelne Bogen also mit 7 fl., die 10 Bogen,
welche auf den Kapitellen der Pfeiler aufsetzend,
Mittel- und Seitenschiff scheiden und nach dem
Vertrag mit Engelsköpfchen ornamentiert wer-
den sollten — in Wirklichkeit wurden sie mit
Rosetten versehen — auf je 5 fl., im ganzen
also auf 50 fl. 40 andere Bogen sind mit
160 fl. berechnet, die Pfeiler und Kapitelle mit
120 fl., die 12 unteren Fenster der Seiten-
schiffe mit 72 fl., die 12 oberen mit 36 fl.,
das Fenster demnach mit 6 bzw. 3 fl. Dazu
kommen 16 „Gestell
zu großen Bildern",
d. i. die Konsolen zu
den Apostelstatuen
an den Pilastern der
Seitenschiffe mit je
6 fl., zusammen mit
96 fl. Die Gesamt-
kosten der Stuck-
arbeiten beliefen sich
demnach auf 1431 fl.
Man einigte sich auf
die Summe vonl400fl.
zusätzlich 10 Malter
Korn und 12 Eimer
Bier. Die Stuckdeko-
ration der Neuburger
Kirche hatte Wolf-
gang Wilhelm be-
deutend mehr ge-
kostet. FürdieHaupt-
arbeiten hatte er hier
laut Kontrakt vom
November 1616 3500
fl., für Ergänzungs-
arbeiten gemäß Kon-
trakt vom 19. No-
vember 1618 1540 fl. bezahlen müssen, im ganzen
also fast das Dreifache der Auslagen für die Düssel-
dorfer Kirche.6) Wie lange die Arbeiten ge-
dauert, ist nicht festzustellen.7) 1641 wurde
ein Kalkschneider namens Zettel angenommen,
um an 3'/o Pfeiler und 8 Engelsköpfen Neu-
arbeiten und Änderungen vorzunehmen.

Was die Stuckdekorationen der Andreas-
kirche vor vielen anderen des XVII. Jahrh.

Abb. 2. Rechtes Seitenschiff der St. Andreaskirche.

") Gras egger, »Die Entstehung der Hofkirche
zu Neuburg« im »Neuburger Kollektaneenblatt« 1845
S. 42 f.

7) Die Verhandlungen zwischen Wolfgang Wilhelm
und Kuhn wegen der Stuckarbeiten befinden sich im
Königl. Staatsarchiv zu Düsseldorf und wurden bereits

auszeichnet, ist nicht ihre künstlerische Durch-
arbeitung und insbesondere der künstlerische
Wert des Bildwerks. In dieser Beziehung
bieten sie nichts, was ihnen eine über den
Durchschnitt hinausgehende Bedeutung ver-
leihen könnte. Die Ornamente sind sauber,
geschmackvoll und vornehm, die figürlichen
Darstellungen flott und mit einer gewissen
Bravour hingeworfen, edel, ruhig, ohne Über-
treibung in Haltung und Bewegung, im übrigen
aber sind die einen wie die anderen, wenn

ein künstlerischer
Maßstab an das ein-
zelne angelegt wird,
doch nur gute hand-
werksmäßige, von
tüchtiger technischer
Schulung zeugende
Leistungen.

DerWert der Stuck-
arbeiten liegt viel-
mehr anderswo, und
zwar zunächst in ihrer
harmonischen Ge-
samtwirkung (Abb. 2).
Es ist in der Tat ein
reizvollesGesamtbild,
welches sie bieten.
Alles, die Dekoration
der Pfeiler und Ka-
pitelle, die Ornanien-
tierung der Bögen,
auf denen die Galerien
ruhen, der Schild-
bogen zwischen dem
Mittelschiff und den
Seitenschiffen, der
Quergurte wie der
Rippen der Gewölbe, der Umrahmungen der
Fenster wie der Türen, die Füllung der Gewölbe
kappen, die Kartuschen, welche unterhalb der
Schlußsteine angebracht sind, das Bildwerk in den
Medaillons der Gewölbekappen, die den Zwickeln
der letzteren eingefügten, von Blattwerk beglei-
teten Rosetten oder einfachen, aber energischen
Ranken, die kräftigen Formen der Verkröpfungen
der Gebälkaufsätze und der von ihnen ausgehen-
den Diagonalrippen stehen zueinander in voller

von F. Küch in «Beiträge zur Geschichte des Nieder-
rheins» (Düsseldorf 18!>7) Band XI, S. 76 veröffent*
licht.

8) Eine gute Abbildung des Mittelschiffes in - Kunst-
denkmäler der Rheinprovinz«, Düsseldorf, Tu. I.
 
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