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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Braun, Joseph: Die St. Andreaskirche zu Düsseldorf, ihre Stuckdekoration und ihre Stellung zu den übrigen rhein. Jesuitenkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0063

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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Übereinstimmung und sind in dieser ihrer
Einheit und Harmonie, die durch außergewöhn-
liche Durchsichtigkeit des ornamentalen Ge-
dankens doppelt scharf in die Erscheinung
treten, von einer Wirkung, wie sie nicht gerade
häufig ist.

Ein zweiter Vorzug der Stuckdekorationen
in St. Andreas besteht in der vollen Unter-
ordnung derselben unter die Architektur (Ab-
bild. 3). Während sonst nur zu oft der Stuck-
schmuck aut die architektonische Gliederung
sehr geringe Rücksicht nimmt und fast unbe-
kümmert um sie die einzelnen Bauglieder um-
kleidet und überzieht, so daß über der Menge
und der selbstherrlichen Anordnung des Stucks
die Konstruktion als Nebensache erscheint und
kaum zur Geltung kommt, ist in St. Andreas
bei allem Ornament der konstruktive Gedanke
nicht bloß zu seinem vollen Recht gekommen,
sondern gerade durch die Art der Stuckdeko-
ration ungleich bestimmter, als es ohne sie der
Kall gewesen wäre, zum Ausdruck gelangt.
Wie die von oben bis unten an den Pfeilern
aufsteigenden Kannelüren die aufstrebende Ten-
denz der Pfeiler scharf versinnlichen, so findet
durch die kräftigen Rippen, die breiten, in
festem Rhythmus mit Rosetten in leichter Um-
rahmung verzierten Quergurte und die mäch-
tigen Kartuschen der Schlußsteine das kon-
struktiv noch gotisch gedachte System der
Gewölbe eine ebenso wuchtige wie energische
Betonung, bei der die Gewölbekappen klar
als das sich geben, was sie an sich nur sind,
als zwischen den Rippen eingesprengte Füllungen.
Selbst die geflügelten Engelsköpfe unterhalb
der die Emporen tragenden Verbindungsbogen
zwischen den Schiffspfeilern sind keineswegs
bloßes Ornament; denn sie bezeichnen beim
Fehlen von Kämpfergesimsen die Stelle der
Bogenansätze.

Einen dritten und nicht den geringsten
Vorzug des Stucks in St. Andreas bildet end-
lich die Geschlossenheit und das Einheitliche
des figuralen Schmucks, der unwillkürlich an
den festen Gedankengang in so mancher mittel-
alterlichen Kirchendekoration erinnern. Es ist
eine im Bildwerk verkörperte Litanei von
Allen Heiligen.9)

In den drei Gewölbekappen des dreiseitig
abschließenden Chorhauptes haben die drei

9) Die Idee zum Stuckschmuck zu Neuburg
stammt teils von Wolfgang Wilhelm, teils von P.
Welser: „Zweitens sollen sie nicht allein die 25 Kreuz-

göttlichen Personen Platz gefunden, über der
Epistelseite der Vater mit der Weltkugel, über
der Evangelienseite, also zur rechten des Vaters
Gott der Sohn mit dem Kreuz, und in der
Mitte der hl. Geist als Taube. Die vier Felder
in dem an die Apsis sich anschließender
Kreuzgewölbe des Chors enthalten Bilder von
Engeln, die in den Händen Leidenswerkzeuge
halten, das Schweißtuch, das Kreuz, die Lanze,
den Schwamm, den Leibrock, die Geißelsäule
und die Geißeln, offenbar zum Hinweis auf
das hl. Opfer, die unblutige Erneuerung des
Kreuzesopfers, welches an dieser Stätte immer-
fort dargebracht wird. An den Schildwänden
dieses ersten Chorjoches gewahrt man eine
symbolische Wiedergabe der Synagoge und
der Kirche, erstere, wie es scheint, durch Moses
mit den Gesetzestafeln, letztere durch eine
Frauengestalt, welche in der Hand einen Kelch
trägt, versinnbildet. Die Medaillons der Ge-
wölbekappen des zweiten Kreuzgewölbes im
Chor sind der Darstellung der drei hhl. Erz-
engel und des hl. Schutzengels gewidmet. Sie
weisen nämlich die Verkündigung der Mensch-
werdung durch Gabriel, den Kampf Michaels
mit dem Drachen, Raphael in Pilgertracht und
den hl. Schutzengel, ein Kind an seiner Hand
geleitend, auf. Zwei Inschriften oberhalb der
Arkaden der Turmoratorien lauten: Gaudium
angelorum und Regina angelorum; sie nehmen
Bezug auf die Stellung des Heilandes und
Marias zu den hl. Engeln.

Die Darstellungen in den Gewölben des
Langhauses heben an mit den Patriarchen.
Jesu rex Patriarcharum — Regina Patri-
archarum lesen wir rechts und links über der
ersten Arkade der Emporen. Eines der Me-
daillons der Kappen zeigt uns Noe beim Bau
der Arche, die anderen Abraham Isaak opfernd,
Jakob im Schlaf die Himmelsleiter schauend,
und Joseph, Jakobs Sohn, von Putiphars Weib
versucht.

Es folgen im zweiten Joch die Propheten:
Inspirator Prophelarwn — Maria Regina Pro-
phelarum besagen die Inschriften an den Schild-
wänden. Vertreten sind sie durch Moses, der
die Gesetzestafeln erhält, Daniel in der Löwen-
grube, dem durch einen Engel Habakuk mit

felder ziehen .... sondern auch die darein ge-
hörigen 100 Bilder nach Anleitung und Befehl I. fstl.
Durchl. oder Herrn Pater Welser in gebührender
Größe oder Form verfertigen." (Gras egger a. a. O.
S. 43.)
 
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