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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0097

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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heber hat wie die Maria als Himmelskönigin
aus Heilsbronn. Auch hier bildet eine Kreuzi-
gung das Mittelstück. Auf den Seitenflügeln
eine Verspottung und Geißelung. Während wir
aber auf den vorigen Bildern von einem Land-
schaftsstudium noch so gut wie gar nichts be-
merkten, ist hier die Haupthandlung vor einen
mit Bäumen, Felsen, Bergen, bürg- und stadt-
ähnlichen Bauten reich belebten Hintergrund
gestellt. Wellenförmig silhouettierte Gletscher-
felsen von blau-grünem Ton bilden den eigent-
lichen Abschluß. Überhaupt gibt diese Dar-
stellung zu vielen Beobachtungen Gelegen-
heit. So wäre namentlich auf die auffallend
prachtvollen Gewandungen der Maria und des
Hauptmannes und die goldig glänzende Rüstung

erstehung Christi aus den Sammlungen
des fränkischen Kunst- und Altertumsvereins
in Würzburg zu beschäftigen. Dasselbe ist
erst jüngst, wenn ich so sagen darf, neu ent-
deckt worden. In den vorjährigen Mitteilun-
gen des Germanischen Museums veröffent-
lichte ich einen Aufsatz über den ehemali-
gen Zustand der Hauskapelle im früheren
Haus „zum goldenen Schild", aus welchem
im Jahre 1356 die ersten 23 Kapitel der
goldenen Bulle bekannt gegeben worden sind.
Ich konnte auf Grund einer Zeichnung vom
Jahre 1854 feststellen, daß sich ehedem links
neben dem Altar ein großes Auferstehungs-
bild befunden. Ich gab damals, soweit es mir
möglich war, eine eingehende Beschreibung



des Kriegsknechtes zur Rechten vorn zu ver-
weisen. Die Köpfe lassen uns den Meister
auf einer hohen Stufe künstlerischen Ver-
mögens erscheinen. Noch zittert die Art
des großen Bildes aus der Jakobskirche deut-
lich nach. Vergl. auch Thode a. a. O.
S. 71—72. Der Zeit nach fügt sich an dieser
Stelle eine Tafel mit drei Darstellungen
aus der Legende der h. Catharina aus
der Lorenzkirche ein, welche um 14G0
entstanden und von Thode dem Meister des
Löffelholzaltares in S. Sebald zugeschrieben
wird. Siehe a. a. Ü. S. 120. Das Kolorit
dieser Szenerien ist ein außerordentlich an-
sprechendes.

Wir sind schon in der zweiten Hälfte des
XV. Jahrh. angelangt, deren Art sich in vier
bislang ganz unbekannten Bildern auf das
deutlichste offenbart. Zunächst haben wir uns
da mit dem großen Gemälde der Auf-

des Bildes, dabei der Vermutung Raum gebend
daß es vielleicht noch irgendwo vorhanden
wäre, ohne daß man um seine Herkunft wüßte.
Der Zufall wollte es, daß daraufhin das für die
Malerei der 2. Häl fte des XV. Jahrh. außerordent-
lich bezeichnende Gemälde vom Sekretär St öhr
in Würzburg in der dortigen Sammlung wieder
aufgefunden wurde. In der Mitte steht vor einer
hügeligen Landschaft der Auferstandene mit
der Siegesfahne vor dem geöffneten Sarkophag.
Rechts und links von ihm knieen Maria und
die 12 Apostel, vorn die aus 18 Köpfen be-
stehende Familie des Stifters Dr. Johann
Lochner, der mit der am 4. Februar 1467
verstorbenen Clara Pirkheimerin, welche ganz
rechts neben ihrem Wappen dargestellt ist,
vermählt war. Den oberen Hintergrund füllt
Bach geschnitztes Rankenwerk. Wir kommen
nunmehr zu dem reizenden kleinen Bildchen
der vor einem Brokatvorhang sitzenden Gottes-
 
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