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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0100

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139

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 5.

140

der Rosenberg-Kapelle in Schwabach.
Die Gesichter sind noch mit Verständnis
durchgebildet. In den Gewändern macht sich
eine starke Vorliebe für Brokatmusterung be-
merkbar. Die Landschaft ist aphoristisch be-
handelt und mit breitem Pinsel gemalt. Dar-
gestellt sind die Kreuzprobe der h. Helena,
der Einzug Constantins in Rom und die Voll-
figuren der Heiligen Helena, Magdalena,
Severus und Antonius. Jeder Fachgenosse
wird es gewiß mit Freuden begrüßen, ein so
großes und bedeutendes, bislang aber ge-
trennt aufgestellt gewesenes Allarwerk, wie
es der Hersbrucker Altar ist, wieder ein-
mal vereinigt zu sehen. Der Mittelschrein
mit den geschnitzten Vollfiguren der Maria
und der vier Kirchenväter stand bislang im
Germanischen Museum, die vier beiderseits
bemalten Flügel wurden im Chor der Stadt-
pfarrkirche zu Hersbruck aufbewahrt. Es kann
nach näherer Untersuchung keinem Zweifel
unterliegen, daß die Idee und die Entwürfe
/um Altar auf einen Künstler zurückgehen.
Dies k;mn kein anderer wie Wolgemut gewesen
sein. Siehe darüber auchThode a. a. O S. 144—1-16.
Doch war er nur zu einem geringen Teil aus-
führende Instanz. Die beiden großen Bilder
der Geburt und des Todes der Maria sind
im großen und ganzen sein Werk. Schwerlich
von ihm rührt das seelenvolle Antlitz der
Maria, das auf beiden Darstellungen den
Kulminationspunkt bildet, her. Auch die
reizenden Engelchen auf dem Bilde der Geburt
verraten nicht seine Art Eine andere Hand
hat ferner die Passionsdarstellungen geschaffen,
die bei einmal geschlossenem Altar sichtbar
werden. (Abb. 1.) Es war ein temperament-
voll begabter Schüler, der in der drastischen
Darstellung seine Force suchte. Nur das
Kreuzigungsbild, das die Typen des Bam-
berger Bildes wiederholt, rührt von Wolgemut
selbst her. Schon an sich klingt es wahr-
scheinlich, daß sich der Meister diese wichtige
Szene selbst vorbehalten hätte. Und tat-
sächlich ist dies, wenn man der Sache auf
den Grund geht, auch der Fall gewesen.
Wiederum ein anderer Künstler hat die vier
Darstellungen aus dem Leben Maria ausge-
führt, welche bei vollkommen geschlossenem
Altar sich dem Blick zeigen. (Abb. 2.) Dieser
Meister hat sich am meisten von Wolgemuts
Art emanzipiert. Die Feinheiten der Natur
sind gut beobachtet. Die Gestalten haben

etwas ungemein Sympatisches und Natürliches
an sich. Die Entstehung des Hersbrucker
Altares ist in die erste Hälfte der Achtziger
Jahre zu setzen. Urkundlich beglaubigt ist
Wolgemuts Autorschaft an dem Schwabach er
Hochaltar, dessen Ausführung ihm im Jahre
1507 übertragen wurde. Eigenhändig aber
ausgeführt hat er nur die beiden Praedellen-
bilder mit den Halbfiguren Johannes d. T.,
des S. Martin, der h. Anna selbdriit und der
h. Elisabeth. Beide Tafeln sind auf der Aus-
stellung zur Darbietung gebracht. Nicht von
Wolgemut selbst rührt her, aber seiner Schule
beizuzählen ist das große Heimsuchungs-
bild aus S. Gangolph in Bamberg, das
weniger belangvoll in den Figuren als in der
Landschaft ist. Wir könnten hier noch weitere
Gemälde aus dem Ende des XV. Jahrh. an-
fügen, doch müssen wir uns mit Rücksicht
auf den Zweck unserer Ausfüllrungen be-
schränken.

Selten wird man solch färben frisch er-
haltene Bildwerke antreffen, wie es das Rosen-
kranzbild aus Schwabach ist. (Tafel III.)
Die Schwabacher kennen eben seinen Wert
und haben es in einem besonderen, im all-
gemeinen verschlossenen Kasten geborgen.
Die Glut der Farben ist groß. Harmonisch
sind das funkelnde Gold und das frische Rot
als die gewichtigsten Töne zusammengestimmt,
einen weihevollen Eindruck von intimstem
Reiz hervorrufend, der sich lange im Ge-
dächtnis wach hält. Rechts unten das später
hinzugefügte Monogramm M. S. Doch hat
das Bild mit Martin Schwarz von Rothenburg,
dem es Nagler zuschreiben will (Monogr. IV,
Nr. 2148), nicht das mindeste zu tun. Ent-
standen ist es zu Anfang des XVI. Jahrh.
(Seine Ikonographie hat Beissel in dieser Zeit-
schrift Bd. XIII, Sp. 38fT. behandelt)

Dürer ist in der kirchlichen Abteilung,
wie es ja nicht anders zu erwarten war, wenn
man nur wenig bekanntes bezw. neues bringen
will, nur spärlich vertreten. Ob der im Besitz
der kgl. Bibliothek zu Bamberg befindliche
Kopf des Apostels Paulus ein Werk von
seiner Hand ist, wage ich nicht mit Bestimmt-
heit zu entscheiden. Das Bild, ein Ölgemälde
auf Pergament, ist in seinem originalen Be-
stand durch spätere Übermalungen und
Restaurationsversuche zu stark beeinträchtigt
worden. Nicht zu leugnen aber ist, daß die
einzig unlädierte Partie, d. i. das linke Auge
 
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