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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Graus, Johann: St. Ambed, Vilbed, Gwerbed zu Meransen in Tirol
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Cremer, Franz Gerhard: Unsere Künstler und das öffentliche Leben, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0107

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153

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

154

Parcae bezeichnet werden (Ihm, Mutter- oder Ma-
tronenkultus, Nr. 524 und 371, = Bonner Jahrbücher
83, S. 180 und 160). Besonders stark verbreitet ist
der Kult der drei hl. Jungfrauen im Lande an der
Erft und Rur, dem alten Ubierland, wo auch der
Matronenkult nach den zahlreichen Denkmälerfunden
äußerst beliebt war. Wir finden hier den Kult in
Bettenhoven Bürgermeisterei Rödingen, auf dem
Swisterbergen bei Weilerswist, in Frauweiler, Bürger-
meisterei Bedburg, in Thum bei Nideggen, in Sistig
bei Urft, in Frauenrath bei Adenhoven und in
Ligneuville bei Malmedy. Bemerkenswert ist, daß
bei einzelnen dieser Orte sich auch Matronensteine
gefunden haben, und daü andere durch ihren Namen
auf den Kult hinweisen. In Bettenhoven fand sich
bei der Abtragung des alten Hauptaltares der Pfarr-
kirche ein Bleisiegel, das auf der Vorderseite den
Bischof Pilgrim von Cöln (1021—1036), auf der
Rückseite drei durch Beischriften als Fides, Spes,
Caritas bezeichnete weibliche Gestalten darstellt; die

Umschrift dieser Kehrseite lautet: ,.Sancta Coloniensis
religio" — ein Beweis dafür, daß Erzbischof Pilgrim
von Cöln für die Verchristlichung des heidnischen
Schwestern-Kultes tätig gewesen ist Bonner Jahr-
bücher 52, S. 117). Auch die ursprüngliche Mutter-
natur der drei hl. Schwestern schimmert noch in
dem Umstände durch, daß letzlere vielerorts zur Er-
langung von Kindersegen, in Geburtsnöten und bei
Kinderkrankheiten angerufen werden. Auf letzteres
beziehen sich die volkstümlichen Namen, die sie in
Frauenrath und Thum führen: Krischmerge, Pelmerge
und Schwellmerge. Zugleich aber mahnen diese
Namen an die Form, welche der Kult der Matronen
in christlicher Zeit in Frankreich angenommen hat,
wo sie als die drei hl. Marien, d. h. als jene hl. Frauen
verehrt wurden, die am Ostermorgen zum Grabe des
Heilandes pilgerten (Ihm a. a. O. S. 74). Auch hier-
zulande ist stellenweise der Haupttag für die Ver-
ehrung der hhl Fides, Spes und Caritas der Oster-
montag.

Unsere Künstler und das öffentliche Leben.

„Auch die Schätze der alten Weisen, die sie
in ihre Schriften niedergelegt haben, durchsuche
ich gemeinschaftlich mit meinen Freunden, und
wenn wir etwas Gutes finden, so nehmen wir es
in uns auf, und achten es für einen großen Ge-
winn, wenn wir einander nützlich werden.

(Xenophon, Memorab, I. 6,14.)

I.

nter dieser Überschrift fanden wir
unter dem 9. Januar dieses Jahres
in der „Düsseldorfer Zeitung" einen
Artikel, welcher direkt und indirekt
tief in das innere und äußere Kunstleben der
Düsseldorfer Schule eingriff. Dieser Weckruf
schloß mit der Aufforderung, besagte Erörterung
doch nicht unbeachtet zu lassen, vielmehr daraus
Anlaß zu einem kunstfördernden Austausche
zu nehmen. — Unabhängig von diesem Artikel
folgte alsdann unter dem 10. desselben Monates
in den hier ebenfalls erscheinenden „Neuesten
Nachrichten" eine längere Besprechung unter
der Aufschrift: „Die Chemie als Retterin der
Malerei", welche sowohl durch ihre Mahnungen
Beachtung, als auch durch ihre Irrtümer —
in die bei solch rein-fachmännischen Fragen
der Nichtfachmännischgebildete nur zu leicht
verfällt — Berichtigung erheischt. — Da nun
fast gleichzeitig mit diesen Artikeln das 14. Heft
des XXII. Jahrganges der „Technischen Mit-
teilungen für Malerei" — offizielles Organ der
„Deutschen Gesellschaft zur Beförderung ratio-
neller Malverfahren" — (mit dem Datum des
15 Januar 1906) — eine nach den verschiedensten

Seiten hin anregende Studie von Dr. A.
Eibner ') brachte, die deutlich in und zwischen
den Zeilen die Notwendigkeit recht gründlicher
und dazu baldiger Abhülfe vor Augen stellt,
so kann es doch nicht mehr zweifelhaft sein,
daß irgendwo der Schuh bedenklich drückt.

So verschieden auch die Auffassungen oben
gedachter Betrachtungen oder Weckrufe sein
mögen, so gipfeln sie doch schließlich in
der längst anerkannten Tatsache, daß dieWerke
unserer Tage mit jenen der voraufgegangenen
Jahrhunderte nicht zu vergleichen sind; und
hierfür treten zwei Momente in den Vorder-
grund: die Schulung, die Erwerbung des
erforderlichen Wissens und die für den
künstlerischen und handwerksmäßigen Teil
benötigte Kenntnis der Mittel. — Die hier
und dort unterlaufenen irrigen Ansichten ändern
daran nichts, denn diese erklären sich leicht
aus der Laienstellung der Referenten; besteht
doch ein wesentlicher Unterschied zwischen
einem noch so hervorragenden Fachlehrer und
einem mit dem erforderlichen Rüstzeug wohl
ausgestatteten Künstler und Forscher.

Betrachten wir ohne Rücksicht auf die
Schule so ganz im allgemeinen die Werke der
alten Meister, dann überrascht uns in deren
Ölbildern zunächst die nirgendwo gestörte, die
uns so anmutende und wohltuende, die innere

') „Die Öl- und Temperamalerei in historisch-
naturwissenschaftlicher Betrachtung."
 
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