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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0149

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223

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

224

Bücherschau.

Katalog der Historischen Ausstellung
derStadtNürnberg auf der Jubiläums-Landes-
Ausstellung Nürnberg 1906. Im Selbstverlag des
Stadtmagistrats. (Preis 2 Mk.)
Wenn bei den meisten Kunstgewerbeausstellungen
auf eine alte Abteilung nicht leicht verzichtet wird,
wenn sogar der gegenwärtigen großen Veranstaltung
in Dresden, trotz ihrer ganz modernen, das Alte
verleugnenden Aspirationen, eine solche unter dem
Deckungsschilde der alten Techniken nicht fehlt,
dann durfte gewiß die Stadt Nürnberg in der
jetzigen Bayerischen Jubiläums-Landes-Ausstellung die
Altertümer, ihre Altertümer nicht vergessen; dafür
sind sie doch viel zu bedeutend, dafür hat ihnen die
Stadt doch zu Vieles zu danken, dafUr auch noch zu
viel Respekt vor deren vorbildlichem Wert, zu viel
historischen und praktischen Sinn. — Ein eigenes,
aus 10 größeren und kleineren Räumen bestehendes,
mit Anklängen an die Alt-Nürnberger Profanarchitektur
ausgeführtes Gebäude hat die aus 1762 Gegenständen
bestehende Sammlung aufgenommen, von denen 193
der kirchlichen Kunst angehören: 8 Altäre,
zahlreiche Heiligenfiguren und -Gruppen, viele Ge-
mälde, Gold- und Silbergefäße, wie -Geräte, Haus-
altärchen. Glasmalereien, Bronzeepitaphien, Stickereien
usw. — Noch viel umfassender und mannigfaltiger
ist das Gebiet der weltlichen Kunst: Gemälde
(namentlich Porträts) und Zeichnungen, besonders
Gold- und Silbergeräte, Fayencen und Gläser,
Arbeiten in Bronze, Messing, Zinn, Eisen; Uhren,
Geschütze, Bestecke, Plaketten, Schmucksachen, Ar-
beiten in Holz, Wachs, Alabaster, Elfenbein, Ton;
ferner Kinderspielzeug, Mobilien, eine ganze K liehen-
einrichtung, Pläne und Ansichten der Stadt und
ihrer Umgebung, Photographien und Zeichnungen aus
der Aufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler der
Stadt Nürnberg, ausgewählte Urkunden, kostbare
Handschriften, seltene Wiegen- und ältere Drucke. —
Schon dieser ganz oberflächlichen Aufzählung sieht
man es sofort an, daß die Auswahl der Stadt auf
den Leib geschnitten ist, die seit dem XIV. Jahrh.
auf dem Gebiet der Kunst, des Kunstgewerbes und
des Kunsthandwerks in Deutschland die Führung
übernahm und im XVI. Jahrh. mit dem glänzendsten
Erfolg behauptete. — In diesem weiten kunst-
geschichtlich-technischen, und doch wiederum engen
Ursprungs-Rahmen eine Ausstellung zu veranstalten,
nicht nur aus lokalem, sondern mit Vorliebe aus
entferntem und verstecktem, besonders aus privatem
Besitz war eine verlockende, aber auch sehr schwierige
Aufgabe, die weiten Überblick, große Geschicklich-
keit im Losmachen, Aufstellen, Katalogisieren ver-
langte. — Glänzend hat sie Dr. Fritz Traugott
Schulz, Konservator am Germanischen National-
museum, gelöst, der Verfasser der so lehrreichen
Artikelserie in unserer Zeitschrift, die deren
Leserkreis bereits mit der kirchlichen Kunst-Abteilung
bekannt gemacht hat. — Der Anfang August
erschienene, 359 Seiten Text, 84 Seiten Abbildungen
umfassende Katalog, ein Muster übersichtlicher
Anordnung und wissenschaftlich korrekter, anschau-
licher Beschreibung, ist dem Wesen nach das Werk

von Schulz, dem Archivrat Dr. Mummenhoff bei der
Bearbeitung der Urkunden, wie der Verzeichnung
der Pläne und Ansichten, der Handschriften und
Drucke Sukkurs geleistet hat. Mit manchen bislang
unbekannten Erzeugnissen der Nürnberger Werkstätten,
namentlich auf dem Gebiete der Gold- und Silber-
geräte, wie der silbermontierten Gläser macht der
Katalog durch Wort und Bild bekannt, so daß ein
dauernder Wert für ihn in Anspruch genommen
werden darf. __________ Schnüteen.

Die „Alte und Neue Welt" hat ihren XXX X.
Jahrgang abgeschlossen. Derselbe umfaßt nahezu
1000 Seiten Text und über 1000 Abbildungen, so
daß der Preis von 35 Pf. für das Halbmonatsheft
sehr niedrig erscheint. Mit den durchweg vorzüg-
lichen Erzählungen, die im Vordergrunde stehen,
wechseln unterweisende und belehrende Artikel ab
von großem Gesichtskreis und reich an erläuternden
Illustrationen. Vielfach sind Gedichte, Humoresken
und dergl. eingestreut. Die zeitgenössischen Ereig-
nisse werden in der „Rundschau" auch an der Hand
von Bildern besprochen, und in der „Frauen- und
Kinderbeilage" wird auch dem engeren Kreise der
häuslichen Interessen Berücksichtigung zu teil. Kunst-
beilagen, farbige wie farblose, sorgen für den all-
mählich unentbehrlich gewordenen Dekor. — Unter
den Zeitschriften, die zum Hausapparate gehören,
hat „Alte und Neue Welt" in langjährigem opfer-
vollem Ringen einen der ersten Plätze erobert; dem
Programm für den nächsten Jahrgang merkt man an,
daß sie ernstlich gewillt ist, diesen Platz zu be-
haupten. M

L'art ä l'6cole et au foyer. Bulletin de la
societe de mime nom. — Adm. a Heverle-Louvain,
(Beige) 165 Chaussee de Namur (Pr. jährl. 3 fres.)
Die unter obigem Titel im vorigen Jahre zu Löwen
gegründete Gesellschaft geht von der richtigen An-
schauung aus, daß (vereinzelte) Vorlesungen, sowie
Besuche der Museen für die allgemeine Verbreitung
von Kunstkenntnissen nicht ausreichen, für diese viel-
mehr der Grund gelegt werden müsse in der Schule
und in der Familie. Die Schule habe die Auf-
gabe, ganz nebenbei durch den Schmuck der Wände,
durch Unterweisungen in den Zwischenpausen,
bei den Spaziergängen, den Ausflügen usw. Kunst-
werke zu erläutern, nicht geschichtlich, sondern
ästhetisch durch den Nachweis ihrer Idee, ihrer Form,
der beide verbindenden Harmonie. — Auch die
Familie, das kunstverständig, wenn auch noch so
einfach ausgestattete Haus könnte durch Bild und
Wort dasselbe Ziel erstreben. — Daß diese Grund-
sätze ihre Berechtigung haben, läßt sich nicht be-
streiten, obgleich sie zumeist ideale Zustände voraus-
setzen, nämlich das Vorhandensein entsprechender
Lehrkräfte. — Wie jene anzuwenden sind, wird in
der Zeitschrift, von der bereits 7 (nicht illustrierte)
Nummern vorliegen, mit großer Frische und Anschau-
lichkeit erörtert, indem Anweisungen gegeben, das
vorhandene Anschauungsmaterial, das belgische und
auch das deutsche mitgeteilt werden. Die hier reich-
lich gebotene Anregung ist daher sehr dankbar. G.




 
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