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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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191

1907.

ZEITSCHRIFT FÜR. CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

192

repräsentanten er Klinger betrachtet, bedarf noch der
Durcharbeitung und Erweiterung, während das über
die „künstlerische Erziehung" Gebotene vor dem
Beobachtungs- und Scharfsinn des Verfassers mit
Respekt erfüllt. — Am ausgedehntesten sind die Er-
örterungen über Malerei, die als die eigentlich
moderne Kunst zugleich für die Beurteilung die meisten
Schwierigkeiten bietet. An Versuchen, s'e zu über-
winden, den ganzen modernen Werdegang dieses viel-
gestaltigen Kunstzweiges zu zeigen, ihn zum Teil aus
der Technik zu begründen, hat der Verfasser es nicht
fehlen lassen, aber zu völlig befriedigenden Ergebnissen
ist er nicht gelangt, zuletzt Böcklin als den Heros
preisend. — Der Anhang: Kunststreit, Reichstag
und Liebermann, führt eine offene Sprache, die mitten
in den Streit der Tage hineinführt. — Wenn in dem
Vorstehenden der reiche Inha't, wegen Mangel an
Raum, nur angedeutet ist, so möge daraus mancher
Leser die Anregung entnehmen, das frisch geschriebene,
aktuell bedeutsame Buch baldigst zur Hand zu nehmen.
_________ K.

Handbuch der Kunstgeschichte von Anton
Springer. I. Das Altertum, VIII. Auflage, be-
arbeitet von Adolf Michaelis. Mit 900 Abbil-
dungen im Text und 12 Farbendrucktafeln. E. A.
Seemann in Leipzig 1907. (9 Mk.)
Dieser vor 3 Jahren (Bd. XVII, Sp. 25/26) hier
angezeigte I. Band der unübertroffenen Springerschen
Kunstgeschichte hat schon wieder eine neue Auflage
erlebt, die abermals an Abbildungen und Text einen
sehr erheblichen Zuwachs bezeichnet (ohne daß der
Preis gest-egen ist). Überall macht sich die respekt-
und liebevoll pflegende Hand des Bearbeiters bemerk-
bar, der hinsichtlich der Vertrautheit mit dem vor-
nehmlich durch die fortdauernden Ausgrabungen ge-
waltig vermehrten Forschungsergebnisse auf dem Gebiete
der griechischen und römischen Kunst die Spitze be-
hauptet. Für die Bearbeitung der in der Kunst-
geschichte nicht mehr zu ignorierenden prähistorischen
Kultur, sowie namentlich der in den letzten Jahren
stark geförderten ägyptischen, babylonisch-assyrischen
und persischen Studien hat der Verfasser sich freund-
schaftlicher Beihülfe bedient, so daß der neuen Auf-
lage eine Vollständigkeit, Übersichtlichkeit, Zuver-
lässigkeit nachgerühmt werden darf, die den Glanz d.s
alten Handbuches immer heller aufstrahlen läßt. —
An der erhöhten Beachtung, die das Kunstgewerbe in
ihr gefunden hat, wäre für die folgende Auflage auch
der Weberei ein größerer Anteil zu gönnen, damit
auch auf diesem wichtigen Gebiete die Spuren immer
weiter zurückgeführt werden können.

__________ Schnütgen.

Die Katakombenheiligen der Schweiz. Ein
Beitrag zur Kultur- und Kirchengeschichte der letz-
ten drei Jahrhunderte. Von E. A. Stückelberg.
Kösel in Kempten und München 1907. (2,50 Mk.)
Der namentlich auf dem Gebiete der Hagiographie
unermüdliche Professor macht hier mit den Reliquien
bekannt, die in den drei letzten Jahrhunderten aus
den Katakomben in die Schweiz gelangt sind. Wie
diese Gebeine gefaßt und zur öffentlichen Verehrung

ausgestellt sind, wird im einzelnen nachgewiesen in
einer kurzen Einleitung und auf 8 Tafeln mit 13 Ab-
bildungen. — Ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis
der einzelnen Heiligen mit den Orten, an denen ihre
Reliquien ruhen, erleichtert wesentlich die Nach-
forschungen auf diesem bislang sehr vernachlässigten,
und doch so beachtenswerten Gebiete. d.

Die „Meister der Farbe" und „Die Galerien
Europas", als große Reproduktionswerke neuer und
alter Gemälde in E. A. Seemanns Dreifarbendruck, hier
wiederholt auf wärmste empfohlen, sind seit der letzten
Besprechung im XIX Bd. Sp. 287 um 10, bezw
8 Hefte gewachsen. — Die „Meister der Farbe",
welche die europäische Kunst der Gegenwart, d. h.
die Gemälde der besten modernen Künstler, in ge-
schickter Auswahl und vorzüglicher Ausführung wieder-
geben, unter Beifügung von biographischen Notizen,
sowie von sehr zeitgemäßen literarischen Beigaben, haben
mithin von dem IV. Jahrgang bereits die Hälfte er-
reicht. Bald sind die Hefte international zusammen-
gestellt, wie das vorletzte mitCiardi,Gallegos,Meissonier,
Shannon, Gay, Frieseke, bald ausschließlich für Deutsch-
land reserviert, wie das letzte, das sogar nur den
Worpswedern gewidmet ist. Hinsichtlich der Gegen-
stände, Auffassungen, Stimmungen herrscht die größte
Mannigfaltigkeit, ohne daß etwas Anstößiges Aufnahme
gefunden hätte. Das mustet hafte Werk ist das Jahres-
opfer von 24 Mk. reichlich wert. — „Die Galerien
Europas", 200 Farbenreproduktionen in 25 Heften,
ä 3 Mk., haben die Hälfte längst erreicht, so daß der
I. Bind mit seinen 100 Tafeln abgeschlossen ist. Auch
hier bilden interessante, zum Teil illustrierte Aufsätze
über alte Kunst und Künstler die Einleitung zu jedem
Heft, ein biographischer Exkurs das Vorspiel zu jeder
Farbentafel. Eine solche (oder auch mehrere) sind
den meisten der hervorragenden Maler von Jan van
Eyck und Fra Angelico bis Reynolds und Tischbein
gewidmet, und in ihnen die bedeutendsten europäischen
Sammlungen vertreten, namentlich Amsterdam, Berlin,
Budapest, Dresden, Florenz, Frankfurt (dessen Städel-
sches Kunstinstitut ein ganzes Heft füllt), Kassel,
London, Paris, Rom, Wien, denen nur vorzügliche,
aber auch minder bekannte Werke entlehnt sind. —
Da nur noch 8 Hefte erübrigen, so ist der AbschluU
der ungemein dankbaren Sammlung vielleicht schon
bis Weihnachten zu erwarten. Schnütgen.

„Benzigers Marien-Kalender" für 1908 und
der „Einsiedler-Kalender" desselben Verlegers
(50 bzw. 40 Pf.), jener zum 16., dieser zum 68. Male
erscheinend, bewähren sich hinsichtlich der Ausstattung
wie des Textes. — Ein treffliches Farbendruckbild der
Gottesmutter mit ihrem die Tafeln der 10 Gebote hal-
tenden Kinde eröffnet den Marien-Kalender, der außer-
dem über 100 ansehnliche Illustrationen enthält, religiöse
und profane in bunter Mischung. — Mit dem Chromo-
bild des göttlichen Kinderfreundes setzt der Einsiedler-
Kalender gut ein, und 80 weitere Abbildungen, unter
denen die originellen Kopfvignetten des Kalendariums,
liefern zu den mancherlei Berichten und Erzählungen
ansprechende Erläuterungen. D.
 
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