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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Wulff, Oskar: Der Madonnenmeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0148

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1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

228

Der Madonnenmeister.

Ein sienesisch-florentinischer Trecentist.
(Mit 5 Abbildungen.)

(Schluß.)

JäPJSjgjSrt lücklicherweise kommen uns zwei
weitere Werke des Anonymus zu
Hilfe, die den Weg seiner Ent-
wicklung deutlicher weisen als die
schon aufgeführten Arbeiten. Es gilt jedoch,
sich zuerst davon zu überzeugen, daß sie tat-
sächlich von ihm und nicht von einem an-
deren Unbekannten herrühren.

Dasjenige Stück, aus dem wir den voll-
ständigsten Aufschluß über die Herkunft unseres

Kardinalshut in der Linken an den Schnüren
haltend, und den Täufer, mit nach der Mitte
weisender Geberde sich nach außen wendend
und in der Linken das Stabkreuz schulternd,
sämtliche Gestalten in Halbfigur und offenbar
stehend gedacht. Schon das ist mehr siene-
sische als florentinische Art, daß die Figuren
so tief abgeschnitten sind. Die Farbengebung
entbehrt im ganzen der dunkleren Töne, von
der graubraunen Mönchskutte und dem Fell

Abb. 4. Triptychon im Museum der Collegiata in Empoli.

Meisters erhalten, hängt in der interessanten
kleinen Sammlung der Collegiata zu Empoli
(s. Abb. 4). Man wird hier freilich zunächst die
deutlichen Berührungspunkte im einzelnen ver-
missen und vielleicht sogar im Zweifel bleiben,
ob wir es überhaupt mit einem Florentiner und
nicht vielmehr mit einem Sienesen zu tun haben.
Doch würde dies die Autorschaft des Ano-
nymus an sich noch keineswegs ausschließen. Wir
erblicken in der Mitte die Madonna mit dem
Kinde auf dem linken Arm, links Katharina
mit der Palme in der Rechten, die Linke auf
das Buch und dieses auf das Rad stützend,
und Antonius Abbas mit Buch und Stock,
rechts Hieronymus mit offenem Buch, den

des Täufers abgesehen. Der letztere trägt
darüber einen grauvioletten, nicht wie sonst
einen rosenroten Mantel. Auffallend ist, daß
offenbar der Farbensymmetrie mit Katharina
zuliebe, die in einen hellrosa Mantel über licht-
blauem, golddurchwirkten Kleide gehüllt ist,
auch das Kardinalsgewand des Hieronymus
diesen Ton hat, der sich mit dem Rot des
Hutes zu einem bei dem Meister schon öfter
vermerkten, etwas harten Zusammenklang ver-
bindet. Rosa, Kobaltblau und ein leuchtendes
Gelb bilden auch an den halbzerstörten
Einzelheiligen und der Pietä der Predella sowie
an den kleinen Figuren der Verkündigung in
den Seitengiebeln (der mittlere fehlt) die bevor-
 
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