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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Arntz, Ludwig: Die Pfarrkirche zu Wildenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0031

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Abb. 1. Ansicht von Norden.

Die Pfarrkirche zu Wildenburg.

(Mit 10 Abbildungen.)

er, von Norden kommend, auf ein-
samen Forstpfaden das Leiterbach-
tal hinabwandert, wird überrascht
J durch ein entzückendes Land-
schaftsbild, das von dieser Seite der hoch ge-
legene, malerisch aufgebaute Ort Wildenburg
(bei Schieiden) dem Beschauer bietet. Auf
schmalem Berggrat, der mit kurzer Sattel-
senkung an die Hochfläche anschließt, erhebt
sich der Wehrbezirk der ehemaligen Unter-
herrschaft Wildenburg, deren ursprünglicher
Umfang in seinen wesentlichen Marken
(Hauptburg, Vorburg und Burgflecken) noch
deutlich erkennbar ist (vgl. Abb. 2). In wir-
kungsvollem Gegensatz zu der langgestreckten
Vorburg, die sich an die Ringmauer anschmiegt,
steht der engere Burgring, welcher mit der
Kirche, dem Pfarr- und Schulhause als ge-
schlossene, wuchtige Baugruppe in die Er-
scheinung tritt. Letztere ist das Ergebnis
eines Umbaues, welchen die mittelalterliche
Feste nach Erwerbung durch das Kloster
Steinfeld in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh.
erfahren hat. Die Art und Weise, wie sich
die baulichen Änderungen im Sinne ander-
weitiger Zweckbestimmung vollzogen haben, ist
in mancher Hinsicht beachtenswert (vgl. Abb. 8).
Die archivalischen Quellen überden einstigen
Besitz der Herren von Pallandt sind ziemlich
spärlich; immerhin dürfte eine Erforschung der
in Frage kommenden Familienarchive noch
baugeschichtliche Ausbeute bieten, soweit es sich
um den mittelalterlichen Besitzstand handelt.1)

!) Vgl. Übersicht über den Inhalt der Kleineren
Archive der Rheinprovinz von Dr. Joh. Knidewig.
Vgl. »Eiflia Sacra« von Karl Schorn.

Von dem Baubestand der Burganlage —
abgesehen von den verdeckten Ringmauern —
zeugen noch drei stattliche Wehrtürme und
ein Teil der Pallasmauern, welche bei deren
späteren Umgestaltung Wiederverwendung
fanden. Bemerkenswert ist die noch er-
haltene, kleine Burgkapelle, welche an der
östlichen Pallasmauer (bei Kj teilweise vor-
kragt und ursprünglich mit dem Obergeschoß
räumlich zusammenhing (vgl. Abb. 3, 4 u. 5).
Unter Hinweis auf die wiedergegebenen Auf-
nahmen (vgl. Abb. 6 u. 7) sei bemerkt, daß
sich an der Südseite des kreuzförmig gewölbten
Raumes eine Piscinennische in Werkstein, mit
eigenartigem Giebelabschluß noch wohl er-
halten hat, während die ursprüngliche Altar-
platte nicht mehr vorhanden ist. An den drei
Wandflächen sind noch Reste mittelalterlicher
Malerei erkennbar, insbesondere 4 Heiligen-
figuren unter gotischen Baldachinen. Über-
malt wurde später ein Streumuster mit roten
Sternen auf gelbem Grund.

Außer diesem, lediglich für die Hausandacht
bestimmten Gelaß hat jedenfalls auch im
Burgfiecken (in oppido) schon im XV. Jahrh.
eine Kapelle bestanden, wie aus der Pfarr-
einrichtungsurkunde vom 3. Dezember 1562
zweifellos hervorgeht: „Da" — wie es in der Ur-
kunde heißt — „die genannte Kapelle, welche
zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit und
des heiligen Johannes des Täufers errichtet
worden, an ungünstiger Stelle gelegen, infolge
der Ungunst der Witterung und der Länge
der Zeit fast zusammengestürzt war, hat Rein-
hard von Pallandt im Jahre 1562 die Kapelle
an geeigneter Stelle auf seine Kosten wieder-
 
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