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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Poppelreuter, Josef: Fund eines altchristlichen Glases in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0048

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1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

68

Fund eines altchristlichen Glases in Köln.

(Mit 4 Abbildungen.)

it dem in Abbild. 1 u. 2 wiedergegebe-
nen Glase ist die römische Samm-
lung des Wallraf-Richartz-Museums
jüngsthin um ihr bedeutendstes
Stück vermehrt worden. Dasselbe wurde im
Sommer 1907 bei Ausschachtungsarbeiten an
einer Stelle gefunden, an der ohne weiteres
Gräber nicht zu vermuten sind, an der von der
Aachener Straße weit hinter dem Bereich der
regulären Gräberstraße abbiegenden Eupener
Straße unfern ihrer Kreuzung mit dem sog. Maar-
sträßchen. Die Verspätung der Meldung durch
den Ankäufer des ursprünglich städtischen
Terrains hatte die Öffnung des Steinsarges durch
die Schachtarbeiter auch diesmal zur Folge
gehabt: das Glas wurde aus zweiter Hand

in den Besitz des _____

Wallraf - Richartz- ,--j ~~~

Museums zurück-
gebracht.

Die Bestattung
war nicht etwa eine
geheime im weiten
Felde, sondern ge-
hörte zu einer hier
liegenden landwirt-
schaftlichen An-
siedlung; denn im
Verlaufe der weite-

Abb. 1.

ren Veränderungen des umliegenden Terrains
durch die Bauarbeiten wurde einige Wochen
später bei Anlage eines Brunnens etwa 20 m
südlich inmitten eines Schutthaufens von römi-
schen Bauresten das Stück eines Bodenbetons
durchstoßen. Die Bestattung war, wie die
Ausschachtung für ein großes Fabriklagerhaus
weithin festzustellen gestattete, zunächst eine
vereinzelte. Wir müssen aber sagen bis jetzt;
denn die auf der Ostseite jener Ansiedlungs-
reste liegenden Terrains sind noch unaufge-
schlossen.

Technik. Auf dem tiefen Blau der
Schale zeigen sich, jetzt nur noch in schwacher
Mattierung aber gleichwohl bis auf den Punkt,
vollständig erhalten, die wiedergegebenen bib-
lischen Darstellungen, Medaillons und Orna-
mente, in einem System vertiefter Kreisrillen,
welche auch ihrerseits jene Mattierung auf-
weisen. Der Eindruck dieses jetzigen Restes
der ehemals aufgebrannten Zeichnung ist dem

der Ätzung aufs nächste vergleichbar. Andere
Restchen von bemalten Glasscherben, welche
mehrfach in Köln aus der Erde gekommen sind,
zeigen hier und da unter abgesprungenen Stellen
auf der Glashaut die gleiche Veränderung,
welche nunmehr als unveränderliche Spur des
Brandes stehen bleibt und sich mit der ursprüng-
lichen Zeichnung genau deckt. Es ist keines-
wegs sicher, daß unser Stück, welches durch die
ersten Auffinder eine brutale Waschung erlitten
haben dürfte, eine reine Goldzeichnung trug;
die Zuhilfenahme weniger Emailfarben würde
vielmehr der Technik ähnlicher Stücke, z. B.
der Herstattschen Kölner Schale im Britischen
Museum entsprechen. Die Innenzeichnung
indes der Köpfe, Körper und Gewänder ist
^^^^^ im nackten Glas

|^ ^ stehen gelassen,

war also nicht etwa
durch Farbenauf-
trag bewirkt. Es
ist noch die Frage
aufzuwerfen, ob die
Zeichnung oder
zum wenigsten die
Ornamente mit
Hilfe von Schab-
lonen aufgetragen
seien? Die Frage
ist zu verneinen, wie kleine aber unzweifel-
hafte Abweichungen in' den Details der sich
wiederholenden ornamentalen Motive lehren.
Eines aber ist sofort klar für den, der mit
Massen kölnischer Gläser umgegangen ist, daß
das Stück sich sehr wohl in die kölnische In-
dustrie einfügt. Form, Glasmasse, Farbenton
und der geometrische Teil der Dekoration
sind ohne weiteres geläufig. Die Kübelschale,
hellenistischer Abstammung, begegnet in ge-
ringeren Produkten unendlich oft und ist auch
in der landläufigen terra sigillata fast in voll-
ständiger Deckung vorhanden; der tiefblaue
Farbenton ist in einer Reihe von Stücken ver-
treten, die geometrische Einteilung der Ober-
fläche durch Kreisrillen findet sich in nächster
Verwandtschaft bei den in den Bonn. Jahrb.
114/15, p. 353 Fig. 2, a. u. d. publizierten
Kölner Gläsern.

Datierung. In der Datierung des Glases
dürfte schwerlich bis an das Ende des III.
 
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