73
1908.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
74
p. 77). Ein interessantes Stück, eine Kanne
aus opakem weißem Glas mit einer Darstellung
von Apollo und Daphne in Goldmalerei, mit
leichter Zuhilfenahme weniger Emailfarben,
lernte ich jüngst im Privatbesitz des Herrn
Pierre Mavrogordato aus Odessa kennen. Das
Stück, welches sicher noch dem IL Jahrh. n.
Chr. angehört, ist in der Gegend des Pontus
gefunden und nach einer Vermutung Dr. Zahns,
die sich auf das Inhaltliche der Darstellung
stützt, in Antiocheia fabriziert; es zeigt
reine Goldmalerei ohne Überfang, die
gleiche, von der landläufigen römischen
abweichende Technik also, welche die
hervorragende und noch frischester
Zeit angehörende Kölner christliche
Schale aus Sammlung Herstatt — jetzt Abb. 3. Tongefäis
Brit. Museum — aufweist.
Alles in allem stellt also auch unsere neue
Schale eine starke Abweichung von der römi-
mittelalterliche Problem eine energische Förde-
rung erwarten kann. Zugleich war der Fund für
den Verfasser eine schöne Bestätigung der von
ihm jüngst in den Bonn. Jahrb. I. c. p. 372 aufge-
stellten Sätze über die Bedeutung des Christen-
tums für die in unsern Gräbern auftauchenden
hellenistischen Elemente. Wir finden hier in
Köln die Christen als Auftraggeber des besten,
was die Kunst der Zeit noch zu leisten im-
stande war; ihnen gehört das schönste Stück
unserer Sammlung.
Wenn nun in so starkem Maße, wie
unsere neue Erwerbung wieder zeigt,
sich gerade in Köln eminente Stücke
altchristlichen Kunsthandwerks finden,
wenn wir hier also einen starken Ab-
nehmerkreis für die Kunsthandwerker
vermuten müssen, so liegt es nahe,
auch in dem übrigen Bestände nach ver-
steckten Symbolen heimlicher Religionsübung
Abb. 4. Sarkophag aus Trierer Sandstein.
sehen Gruppe dar, und scheint in Technik und i
Dekoration eher auf den Osten hinzuweisen.
Andere Spuren des Christentums
in Köln. So hat eine glückliche Fügung dem
Museum, nachdem die Arbeit einer chrono-
logischen Rangierung der kölnischen Gräber
soeben gemacht ist, eines der Stücke von all-
gemeinerem kunst- und kulturgeschichtlichem
Interesse zugeführt, um derentwillen allein
eine solche Rangierung geschehen muß. Es
wäre zu wünschen, daß alsbald in allen Land-
schaften des hellenistisch-römischen Kultur-
bereichs die lokale Archäologie ein gleiches
unternähme, da gerade auch so das spätantik-
zu suchen. Ich habe 1. c. die sicher oder
doch mit höchster Wahrscheinlichkeit christ-
lichen Elemente in unserem kölnischen Kunst-
handwerk zusammengestellt. Es bleibt noch
das Elfenbeingefäß aus Sammlung Garthe
jetzt Brit. Museum — mit Daniel hin-
zuzufügen, welches in der Gegend von
Lüttich gefunden ist, bis wohin der Spreng-
kreis der Kölner Werkstätten sicher reicht.
Ich will nun bei der jetzigen Gelegenheit
einmal die Arbeit tun, auch noch die
möglicherweis-e christlichen Elemente
in unserem Kunsthandwerk zusammenzu-
stellen.
1908.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
74
p. 77). Ein interessantes Stück, eine Kanne
aus opakem weißem Glas mit einer Darstellung
von Apollo und Daphne in Goldmalerei, mit
leichter Zuhilfenahme weniger Emailfarben,
lernte ich jüngst im Privatbesitz des Herrn
Pierre Mavrogordato aus Odessa kennen. Das
Stück, welches sicher noch dem IL Jahrh. n.
Chr. angehört, ist in der Gegend des Pontus
gefunden und nach einer Vermutung Dr. Zahns,
die sich auf das Inhaltliche der Darstellung
stützt, in Antiocheia fabriziert; es zeigt
reine Goldmalerei ohne Überfang, die
gleiche, von der landläufigen römischen
abweichende Technik also, welche die
hervorragende und noch frischester
Zeit angehörende Kölner christliche
Schale aus Sammlung Herstatt — jetzt Abb. 3. Tongefäis
Brit. Museum — aufweist.
Alles in allem stellt also auch unsere neue
Schale eine starke Abweichung von der römi-
mittelalterliche Problem eine energische Förde-
rung erwarten kann. Zugleich war der Fund für
den Verfasser eine schöne Bestätigung der von
ihm jüngst in den Bonn. Jahrb. I. c. p. 372 aufge-
stellten Sätze über die Bedeutung des Christen-
tums für die in unsern Gräbern auftauchenden
hellenistischen Elemente. Wir finden hier in
Köln die Christen als Auftraggeber des besten,
was die Kunst der Zeit noch zu leisten im-
stande war; ihnen gehört das schönste Stück
unserer Sammlung.
Wenn nun in so starkem Maße, wie
unsere neue Erwerbung wieder zeigt,
sich gerade in Köln eminente Stücke
altchristlichen Kunsthandwerks finden,
wenn wir hier also einen starken Ab-
nehmerkreis für die Kunsthandwerker
vermuten müssen, so liegt es nahe,
auch in dem übrigen Bestände nach ver-
steckten Symbolen heimlicher Religionsübung
Abb. 4. Sarkophag aus Trierer Sandstein.
sehen Gruppe dar, und scheint in Technik und i
Dekoration eher auf den Osten hinzuweisen.
Andere Spuren des Christentums
in Köln. So hat eine glückliche Fügung dem
Museum, nachdem die Arbeit einer chrono-
logischen Rangierung der kölnischen Gräber
soeben gemacht ist, eines der Stücke von all-
gemeinerem kunst- und kulturgeschichtlichem
Interesse zugeführt, um derentwillen allein
eine solche Rangierung geschehen muß. Es
wäre zu wünschen, daß alsbald in allen Land-
schaften des hellenistisch-römischen Kultur-
bereichs die lokale Archäologie ein gleiches
unternähme, da gerade auch so das spätantik-
zu suchen. Ich habe 1. c. die sicher oder
doch mit höchster Wahrscheinlichkeit christ-
lichen Elemente in unserem kölnischen Kunst-
handwerk zusammengestellt. Es bleibt noch
das Elfenbeingefäß aus Sammlung Garthe
jetzt Brit. Museum — mit Daniel hin-
zuzufügen, welches in der Gegend von
Lüttich gefunden ist, bis wohin der Spreng-
kreis der Kölner Werkstätten sicher reicht.
Ich will nun bei der jetzigen Gelegenheit
einmal die Arbeit tun, auch noch die
möglicherweis-e christlichen Elemente
in unserem Kunsthandwerk zusammenzu-
stellen.