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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Hasak, Max: Karl der Große ist sitzend auf einer Art goldenem Thron begraben worden, [1]
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Schreiber, Wilhelm Ludwig: M. Bouchots Ansichten über die Erstlinge der Holzschneidekunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0056

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1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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an sich vorzüglichen Abhandlungen nun noch-
mals und man wird mit mir ausrufen: Kaiser
Karl war doch auf einer Art goldenem Thron,
angetan mit all seiner Pracht, beerdigt worden!

Man wirft ein, warum hat Einhart nichts
von dem goldenen Thron erwähnt? Aber er
sagt auch nichts von der Krone, dem Schwert,
dem Evangelium usw. — Ja, das waren selbst-
verständliche Beigaben, der Thron aber nicht.
— Aber wahrscheinlich doch. Wenn man
nur nicht annimmt, daß der Kaiser senkrecht
auf einem Thron gesessen hat, sondern „mit
zurückgelehnten Schultern" und wahrscheinlich
mit bequem ausgestreckten Beinen, auf einer
Art von Thron, einem solium, so daß der
goldene Faltstuhl nur ein majestätisches Aus-
hilfsmittel war, um die übliche Schrägstellung
der Leiche zu erzielen.

Der Tote sah der Auferstehung entgegen.

Noch einige Worte zur Abbildung des
Grabmales Ludwigs des Frommen. Heutzutage
gibt es davon nur noch einige Reste des
antiken oder eigentlich altchristlichen Sarko-
phages. (Es ist auf ihm der Durchgang der
Juden durch das Rote Meer dargestellt.) Ur-
sprünglich war Ludwig in St. Arnulf vor Metz
begraben worden. Als diese Kirche 1552 der
Befestigung der Stadt gegen Karl V. weichen
mußte, wurden die Gebeine und Grabmäler
der Karolinger nach der neuen Arnulfskirche
übertragen. Dabei erhielt das Grabmal die

barocken Zutaten. Aber auch diese Kirche
wurde später abgebrochen. Die auf dem
Sargdeckel ruhende Gestalt ist ersichtlich früh-
gotisch. Aber vielleicht war sie ein Ersatz für
ein ursprüngliches Bild in ähnlicher Lage.
Vielleicht war auch die imago Karls so be-
schaffen gewesen und ebenfalls zu frühgotischer
Zeit erneuert worden. Dann würde auch die
Abbildung Karls bei Monfaucon nicht so
ganz irrig an ihre Stelle gekommen sein.

Man könnte vermuten, daß diese Aus-
gestaltung der Grabmäler eine Nachbildung
des Grabes Christi bedeutet.

Der antike Sarkophag ist die Steinbank,
auf welcher der Körper Christi niedergelegt
war. Darüber der Bogen, welcher die Nische
abschloß. An der Rückwand dann eine In-
schrift.

Bringt man nun die Ausführungen der
Schriftsteller, von Einhart angefangen bis van
Beeck, welche über die Bestattung und das
Grabmal Karls geschrieben haben, so reihen
sie sich ohne jeden Widerspruch klar an
einander.

Das soll in einer Fortsetzung geschehen.

Die Erzählung des Grafen von Lomello
über den Kaiser Karl auf einer Art von
Thron ist kein Jägerlatein, sondern so gut
beglaubigt, wie die Mehrzahl aller geschicht-
lichen Überlieferungen. (Fortsetzung folgt.)

Grunewald bei Berlin. Max Hasak.



M. Bouchots Ansichten über die

IL
ch gehe nunmehr zu dem 2. Kapitel
der Abhandlung über, in welcher
M. Bouchot Gelegenheit findet, uns
seine außerordentliche Belesenheit
und seine umfassende Kenntnis der fran-
zösischen Kunstgeschichte zu beweisen. Seine
Absicht aber, den urkundlichen Nachweis
zu liefern, daß der Bildholzschnitt in Fran-
reich früher als in Deutschland bekannt ge-
wesen sei, ist völlig mißglückt.

Aus der Mitteilung (S. 50), daß in Calais
1328 „trois tapis d'entaillure" angefertigt
wurden, lassen sich sichere Schlüsse überhaupt
nicht ziehen, wie auch Bouchot bemerkt.
Vielleicht handelt es sich um Zeugdruck.

In einer Urkunde von 1377 werden er-
wähnt: „Un tavlet, oü est represente PAnnon-

Erstlinge der Holzschneidekunst. (Forts.)

ciation, un autre montrant la Vdronique, et
deux livres en papier de legendes de saints
et de expositions d'evangiles". — Die tavlets
waren sicher Gemälde, doch bei den Büchern
ist Bouchot im Zweifel, ob man an Block-
bücher oder an Bilderhandschriften denken
solle. Wo steht denn aber nur ein einziges
Wort, daß die Bücher überhaupt mit Bildern
geschmückt waren? Von den zahllosen lateini-
schen Ausgaben der Legenda aurea, die in
Deutschland, Italien, Frankreich und den
Niederlanden im XV. Jahrh. gedruckt wurden,
ist auch nicht eine illustriert, nur die in den
betreffenden Landessprachen veröffentlichten
Übersetzungen sind meist mit Holzschnitten
geziert.

Dann erfahren wir von einer „Annonciation
entaillee prisee 13 sols dans Ie mobilier de la
 
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