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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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Beitrüge zur Kunst- und Kulturgeschichte eines Landes,
zu deren Aufklärung der Verfasser durch seine großen
Monographien und durch seine zahlreichen kleineren
Studien mehr als irgend ein anderer Forscher gewirkt
hat. — Bei dem großen Einfluß, den auswärtige
Künstler gerade in Spanien ausgeübt haben, Italiener,
Vlamen, Deutsche, nicht nur gebend, sondern auch
empfangend, lag es vielleicht gerade einem deutschen
Forscher durch die Universalität seines Wissens und
durch die Gründlichkeit seines Wesen«, am nächsten,
für Eii schlag und Rückschlag, für die Verschmelzung
des fremden Elementes und der heimischen Art, ihrer
enormen Begeisterung und ihrer passionierten, bald
düsteren, bald verklärten Stimmung das richtige Ver-
ständnis zu gewinnen. — Aus diesem Gesichtswinkel
schieben sich in den Vordergrund die Aufsätze über
die Kölnischen Meister von der Kathedrale zu Burgos,
die lombardischen Bildhauer in Sevilla, der Florentiner
Torrigiano, die (aus Deutschland stammende) Gold-
schmiedefamilie der Arphe, die altflandrische Malerei in
Spanien. Neben ihnen aber kommen die im eigent-
lichsten Sinne spanischen Kunstschöpfungen zur Geltung,
wie sie namentlich den großen Kardinal Pedro de
Mendoza als Mittelpunkt haben, und auf die Kathedrale
von Granada, wie auf den Alhambra-Palast Karls V.
und seinen Baumeister Pedro Machuca sich beziehen.
In alle diese ungemein inhaltreichen, dazu anschau-
lichst illustrierten Abhandlungen ist so viel Belehren-
des in durchsichtiger Gruppierung und geistvoller Fassung
verwoben, daß die Lektüre, trotz der Fülle von Angaben,
einen großen Genuß bereitet, mit der Sehnsucht nach
dem Schlußbande, für welche die beiden folgenden Jahr-
hunderte die Denkmäler liefern. Schnütgen.

Handbuch der Kunstgeschichte von Anton
Springer. III. Die Renaissance in Italien. Achte
Auflage, bearbeitet von Adolf Philippi. Mit
332 Abbildungen im Text und 20 Farbendrucktafeln.
E. A. Seemann in Leipzig 1908. (Pr. geb. Mk. 8.)
Dieser Band, der von Anfang an als der wertvollste
in der Springerschen Serie betrachtet wurde, vervoll-
kommnet sich trotzdem mit jeder neuen Auflage. —
Dieser Fortschritt betrifft diesmal nicht nur die Aus-
stattuung, die durch die Einführung des Kunstdruck-
papiers, durch die Verschärfung mancher Textillustra-
tionen, durch die Vermehrung und Verbesserung der
Farbentafeln erheblich gewonnen hat, sondern auch
den Text der an manchen Stellen durch die Berück-
sichtigung der neuesten Forschungen umfänglicher, aber
auch präziser, prägnanter geworden ist, dazu an Über-
sichtlichkeit nicht unerheblich gewonnen hat, ohne an
Umfang verstärkt zu sein. — Der neue Band ist Augen-
weide und Geistesnahrung höchster Art.

Seh nü t gen.

Die Meister der Malerei und ihre Werke, fünf
Jahrhunderle Malkunst in Deutschland, Italien,
Spanien, Frankreich, England und den Niederlanden,
1400—1800, von Max Rooses. Mit etwa 450
Abbildungen und 13 Farbendrucktafeln, 12 Liefe-
rungen zu je 1 Mk. - Weicher in Leipzig 1908.
Um ein für das Volk bestimmtes, daher reich
illustriertes, einfach belehrendes, ganz wohlfeiles Werk
handelt es sich. Daß dieses Ziel erreicht wird, be-
weisen die beiden ersten Lieferungen, die nach

einer mit einigen abgebildeten Hauptwerken 10 Seiten
umfassenden Einleitung (als Überblick über die
ganze Geschichte der Malerei von 1400 —1800), „die
frühesten Niederländischen Meister" und „die Flämischen
Meister des XVII. Jahrh." durch 70 Tafeln und Text-
abbildungen mit 3 Farbentafeln vorführt, an welche
die Unterweisung vornehmlich anknüpft. — Die Aus-
wahl ist geschickt, die Ausführung zum Teil ganz gut,
wo etwas klein gewählt, stellenweise unklar, die Er-
klärung auf den 64 Seiten naturgemäß etwas knapp,
deswegen nicht ganz frei von Mißverständlichkeiten,
aber doch instruktiv und für die meisten Leser aus-
reichend. — Der weiteren Entfaltung des Werkes
darf daher mit Vertrauen entgegengesehen werden.
__________ G.

Kunstgeschichtliche Monographien von
Karl W. Hiersemann in Leipzig IX, X, XI.

Diese ungewöhnlich reich, stellenweise nicht kräftig
genug illustrierten (mehrfach aus Dissertationen heraus-
gewachsenen) Monographien schreiten rüstig vorwärts,
so daß in zwei Monaten drei umfassende Bände er-
schienen sind, die hervorragenden, aber der Forschung
noch sehr bedürftigen Malern gewidmet, hier wohl am
besten zusammen besprochen werden

IX. Pieter Aertsen. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der niederländischen Kunst im XVI. Jahrh.,
von Johannes Sievers. Mit 35 Abbildungen auf
32 Lichtdnicktafeln. (Preis geb. Mk. 18.) - Der 1508
in Amsterdam geborene, 1575 gestorbene, 1535 in
die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommene Künstler
wird hier zum ersten Male systematisch behandelt, in-
dem seine weithin zerstreuten Gemälde sorgsam analy-
siert, seine Zeichnungen und die Stiche nach seinen
Werken geprüft werden, mit dem Ergebnis, daß er
wenig Abhängigkeit von großen Lehrern zeigt, sich auf
die Pflege des besseren Bauernelements beschränkt, es
zu den mannigfaltigsten Szenen verwendend, mit der
Vorliebe für das Stillleben, im engsten Anschluß an
die Natur, in die später italienische Einflüsse (Bassano)
hineinspielten. Als konsequenter Holländer, ist Aertsen
für die etwas dunkle Zwischenperiode des XVI. Jahrh.
ein wichtiger typischer Faktor.

X. Jusepe de Ribera (Lo Spagnoletto) von
August L. Mayer. Mit 59 Abbildungen in Licht-
druck auf 43 Tafeln. (Preis geb. Mk. 24.) — Obwohl
Ribera (vielleicht wegen seines langen italienischen
Aufenthaltes) zu den bekannteren spanischen Malern zählt,
so fehlte es doch an einer Zusammenstellung seines
Oeuvre. Diese wird hier auf Grund umfassender
Autopsie in großer Vollständigkeit geboten, und die
darauf gründende Charakterisierung bietet mancherlei
Neues, wie hinsichtlich der den Meister beherrschenden
Einflüsse, namentlich seitens seines Lehrers Francisco
de Ribalta, dem ein eigener Abschnitt gewidmet ist,
so seiner eigenartigen Entwicklung. Diese trat um
1635 in die Feriode der Freiheit, ein Jahrzehnt später
in die der Reife, die ihm große Berühmtheit ver-
schaffte und eine fast beispiellose Masse von Auf-
trägen. So ist er einer der mannigfaltigsten und frucht-
barsten Maler geworden, in Auffassung und Stimmung
ganz Spanier geblieben, trotz Parma und Venedig.
Dieses und vieles Andere festgestellt zu haben, ist das
Verdienst der fleißigen Studie.
 
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