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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Hasak, Max: Karl der Große ist doch auf einer Art goldenem Thron beerdigt worden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0068

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105

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

106

Karl der Große ist doch auf einer Art goldenem Thron beerdigt worden.

(Mit 3 Abbildungen.)

die Urkunden

IL
assen wir nun
sprechen.

Der Erste, welcher über den
Tod, die Bestattung und das Grab-
mal Karls des Großen schrieb, ist Einhart,
der bei des Kaisers Abscheiden wohl zu-
gegen war. Er berichtet:11)

„Cumque ibi hiemaret, mense Januario
febre valida correptus decubuit . . . septimo
postquam decubuit die, Sacra communione
percepta, decessit anno aetatis suae septua-
gesimo secundo, et ex quo regnare coeperat
quadragesimo septimo, 5. Kalendas Februarii,
hora diei tertia.

Corpus more solemni lotum et curatum et
maximo totius populi luctu ecclesiae inlatum
atque humatum est. Dubitatum est primo,
ubi reponi deberet, eo quod ipse vivus de
hoc nihil praecepisset. Tandem omnium ani-
mis sedit, nusquam eum honestius tumulari
posse quam in ea basilica. quam ipse propter
amorem dei et domini nostri Jesu Christi et
ob honorem sanctae et aeternae virginis gene-
tricis eius proprio sumptu in eodem vico con-
struxit. In hac sepultus est eadem die, qua
defunctus est. Arcusque supra tumulum
deauratus cum imagine et titulo exstructus.

Titulus ille hoc modo descriptus est: f
Sub hoc conditorio situm est corpus
Karoli magni et orthodoxi imperatoris, qui
regnum Francorum nobiliter ampliavit et per
annos XLVII feliciter rexit. Decessit septua-
genarius anno Domini DCCCXIIII, indic-
tione VII, V Kai. Febr."

[Als er daselbst (zu Aachen) überwinterte,
wurde er im Monat Januar, von einem starken
Fieber ergriffen, bettlägerig .... am 7. Tage,
nachdem er sich gelegt hatte, starb er nach
Empfang der hl. Kommunion im 72. Jahre
seines Lebens und im 47., nachdem er zu
herrschen begonnen hatte, am 28. Januar früh
um 9 Uhr.

Der Körper wurde in feierlicher Weise ge-
waschen und besorgt (einbalsamiert ?), unter
größter Trauer des gesamten Volkes in die
Kirche getragen und beerdigt. Man zweifelte
zuerst, wo er ruhen sollte, weil er selbst bei

ll) Jaffe, »Einharti Vita Caroli Magni« (Berlin
1876) S. 50.

Lebzeiten nichts darüber bestimmt hatte. End-
lich war es in Aller Geiste entschieden, daß
er nirgends ehrenvoller bestattet werden
könne, als in der Basilika, welche er selbst
aus Liebe zu Gott und unserem Herrn Jesus
Christus wie zu Ehren der heiligen und ewig
jungfräulichen Gottesgebärerin auf seine eigenen
Kosten an diesem Orte erbaut hatte. In
dieser wurde er an demselben Tage, an dem
er gestorben war, begraben. Ein vergoldeter
Bogen wurde über einem Sarkophage
(oder über dem Grabe) mit einem Bild
und einer Inschrift errichtet.

Jene Inschrift wurde folgendermaßen ab-
gefaßt: Unter diesem Grabmal ruht der
Körper Karls, des großen und rechtgläubigen
Kaisers, welcher das Reich der Franken ehren-
voll vergrößert und 47 Jahre glücklich ge-
leitet hat. Er starb als Siebzigjähriger im
Jahre des Herrn 814 in der 7. Indiktion, am
28. Januar.]

Daß Karls Leiche oberirdisch in einem
Sarkophag beigesetzt worden wäre, geht aus
Einharts Bericht nicht hervor. Dann hätte er
nicht humatum, beerdigt, schreiben können.
Keinenfalls aber konnte er schreiben: Sub
hoc conditorio situm est corpus Karoli, wenn
die Leiche in dem Grabmal lag. Denn was
heißt sonst hierbei conditorium?

Auch Ludwig der Fromme war nicht in
dem Prunksarkophag beigesetzt, sondern unter
ihm beerdigt worden. Das beweist die In-
schrift seiner zweiten Ruhestätte:12)

,,D. Ludovici Pii Rom. Imp. Gall. Reg.
Chrislianiss. manes.

Extra urbem positus sacra pius aede jacebam,
Mars ruil et solita membra revellil humo
Eiusdem manes cum uma Henr. II
Beneficio huc translati M. D. LH
HenriciPietas hie tandem 'ut seraferuntfata\
Pium duro marmore condit avum".
[Des Herren Ludwigs des Frommen, des
Rom. Kais., des allerchristlichen Königs d.
Gall. Überreste. .

Außerhalb der Stadt bestattet lag ich fromm

im heiligen Hause,
Mars stürzt herein und entreißt der
Erde die aufgelösten (?) Glieder.

12) Kraus, »Kunst und Altertum in Lothringen.«
(Straßburg 1889) S. 663 ff.
 
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