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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Schmid, Andreas: Der Rosenkranz und seine christlichen und unchristlichen Brüder
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Graus, Johann: Von Freisings deutscher Kolonisation in den Ostalpenländern: Kirchliche Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0106

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177

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

178

gebraucht wird. Statt des Kreuzes endet er
unten mit einer Seidenquaste. Der Moslim
trägt seinen Rosenkranz häufig und ganz offen,
selbst auf der Straße, gewöhnlich links in der
herabhängenden Hand. Mit Gewandtheit läßt
er die Körner durch die Finger gleiten und
betet leise: La illaha il allah e Mohamed rasul
Allah. Es gibt keinen Gott außer Allah und
Mohamed ist Allahs Prophet. Die Zahl 33
bezw. 99 soll die Eigenschaften Gottes angeben.
Es wäre sicherlich ein grober Verstoß gegen
die Geschichte, wollte man den Ursprung des
christlichen Herrnrosenkranzes von den heid-
nischen Vettern ableiten; entsprechender ist

die Ansicht, die heidnischen Gebräuche seien
dem christlichen entsprungen; denn der Ge-
schichtsschreiber Sozomenus erzählt, der Abt
Paulus in der Wüste Pherme, c. 400 n. Chr.,
habe 300 mal „Gebete" verrichtet und um
Irrtum zu vermeiden, habe er bei jedem
Gebete ein Steinchen in seinen Schoß fallen
lassen.') Man kann selbst bezweifeln, ob
überhaupt zwischen den' christlichen und
heidnischen Exemplaren ein historischer Zu-
sammenhang besteht.

München. Andreas Schmid.

J) Migne patr. gr 67 p. 1380.

Von Preisings deutscher Kolonisation in den Ostalpenländern:
Kirchliche Denkmäler.

(Mit 3 Abbildungen.)

farüber, was der rechte sicherste
Grund sei für die zeitliche Wohl-
fahrt der Völker und den Bestand
von Staaten, herrschte in alten
Zeiten frühen Mittelalters bei den leitenden
Kreisen der Intelligenz wohl eine ganz andere
Meinung, als sie verbreitet wird in unseren
Tagen. Man sah ihn nicht so sehr in der
höchst ausgebildeten Erkenntnis und Benutzung
irdischer Dinge, sondern weit mehr in der
Religion, im pflichtgemäßen Verhalten der
Menschen gegen Gott, in der Erkenntnis und
Treue gegen den Ewigen, die auch alle Be-
ziehungen der Menschen zueinander zurecht
leiten müßten. Zur Förderung alles weltlichen
Wesens der Kultur sei bei der Gottesfurcht
zu beginnen, daß diese eingegründet wirke,
dem Einzelnen und der Gemeinschaft zum
Halt und zum Nutzen. Zeitliche Interessen
ausgiebig zu besorgen, bedienten sich weltliche
Machthaber vergangener Jahrhunderte über-
legt und gerne der kirchlichen Organe des
Christentums und statteten eifrige Bischöfe
und neu gestiftete Klöster so freigebig mit
reichen Besitzungen und Mitteln aus, damit
sie im religiösen Wirken auch fürs Erdendasein
tunlichst zu nützen vermöchten. Von dieser
ihrer Freigebigkeit an die Kirche haben Regie-
rung und Völker jedenfalls mehr profitiert,
als beiden die spätere Einziehung der Kirchen-
güter wider Recht und Gewissen zeitlichen
Gewinn erbracht hat. Lange aber vor dem
achtzehnten Säkulum der Unterdrückung kirch-

licher Stiftungen in Masse suchten die Regie-
renden und Großbesitzenden gerade durch
ihre Gründung zeitlichen Gewinn nachhaltiger
Art zu erzielen mit bestem Erfolg, den unsere
Blicke noch konstatieren können. Recht guten
Beleg dazu gewährt die vom deutschen Reiche
her durchgeführte Kolonisierung und Kulti-
vierung der österreichischen Ostalpenländer
Tirol, Kärnten, Krain und Stei ermark.
Für die Ostalpenländer waren es die noch
heidnischen Südslaven, die als die letzten
Fluten der Völkerwanderung im zweiten Teile
des VI. Jahrhunderts hier eindrangen und
nach der Besetzung von Krain, Steiermark,
Kärnten im tirolerischen Pustertale in
Konflikt gerieten mit dem deutschen Stamme
der Bajuwaren. Nach einer Reihe von
kriegerischen Ereignissen und Wechselfällen
ersahen die Herrscher Bayerns das richtige
Mittel, am strittigen Gebiete einen Halt zu
gewinnen durch die Schaffung eines kirchlichen
Anwesens, des Benediktinerklosters Inichen,
einer Kolonie des bischöflich Freising -
sehen Klosters Scharnitz, zum Zwecke der
Christianisierung der umwohnenden Slaven.
Das geschah 769 vom Bayernherzog Tassilo III.
in der Form der Schenkung des Ortes Inichen
mit einem Gebiete, welches weitere Ver-
gebungen stets mehr an Ausdehnung zu-
nehmen machten. Die Kolonisierung im Zu-
sammenhang mit Germanisierung und Christia-
nisierung brachte in Tirol und Kärnten, auf
welches das Pustcrlal sich öffnet, dem Bistume
 
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