Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Zwei kölnische Hinterglasmalereien der Spätgotik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

Zwei kölnische Hinterglasmalereien
der Spätgotik.

(Mit 2 Abbildungen,
Tafel VIII.)

| interglasmalereien, d. h. auf die
| Rückseite des Glases gemalte,
nicht eingebrannte Dar-
stellungen wurden be-
reits in der altchrist-
lichen Zeit ausgeführt.
Diese antiken „Gold-
gläser" wurden auf
zweierlei Art gebildet.
Bei dem einen Verfahren wurde Blattgold auf
helles oder dunkles Glas gelegt, silhouettenartig
ausgeschnitten und ausgraviert, um durch einen
ganz dünn aufgeschmolzenen farblosen Über-
zug geschützt zu werden. In dieser glänzenden
Technik haben sich manche Dutzende von
Glasböden und Schalen erhalten, mit zumeist
alt- und neutestamentlichen Figuren und Szenen.
— Bei dem anderen Verfahren wurden die
Darstellungen, fast nur Porträts-Brustbilder,
durch schwarze Linien und Schatten der Hinter-
seite eines farblosen Glases aufgetragen und
mit Goldstaub bestrichen, wenn der Miniatur-
maler nicht vorzog, in den so bereiteten Gold-
grund die Konturen einzutragen. Beide Ver-
fahren wurden vom IV. Jahrhundert an in
Italien (aber auch am Rhein) gepflegt, sei es
um kostbare Gläser damit zu schmücken, sei
es, um Anhänger zu bilden, die sich ganz ver-
einzelt als Zierrat an liturgischem Gerät er-
halten haben, wie an dem Prachtkreuz im
Museum zu Brescia mit den Brustbildern der
Galla Placidia und ihrer Kinder Honoria und
Valentinian, auch als früherer Reliquiarschmuck
im Museum zu Schwerin.

Jenes erstere, mehr Zwischen- als Hinter-
glasmalereiverfahren scheint sich behauptet zu
haben (obwohl m. W. aus den unmittelbar
folgenden Jahrhunderten Exemplare nicht
nachgewiesen sind); Theophilus spricht näm-
lich in seiner „Schedula", Lib. IL Cap. 13 u. 14
von „gläsernen Gefäßen, welche die Griechen
mit Gold und Silber verzieren", unter Zuhilfe-
nahme des Ofens. In einem gewissen Zu-
sammenhange damit scheinen aber die Byzan-

tiner auch einfache Hinterglasmalereien an-
gefertigt zu haben, denn was in dieser Technik
vom XIII. Jahrh. an wieder auftaucht, steht
unter dem Einflüsse byzantinischer Vorbilder.
Auf solche weisen die ältesten romanisierenden
Exemplare hin in der von dem Ritter d'Azeglio
gestifteten umfassenden Entwicklungsserie des
Museo Civico zu Turin. Sie scheinen in
Dalmatien entstanden zu sein und bald in
Murano Nachahmung gefunden zu haben, an-
fänglich noch vom byzantinischen Bilder- und
Formenkreise beherrscht, wie die frühesten
Sieneser Tafelgemälde. Man sieht es den
Darstellungen und ihrer Fassung an, daß sie
eine Art von Ersatz für die Grubenschmelz-
bilder sein sollten, die allmählich von den Gold-
schmieden aufgegeben waren. Auf viel ein-
fachere Weise und in größeren Dimensionen
herstellbar, mochten sie als Andachtsbilder be-
sonders begehrenswert erscheinen, in Holz-
rähmchen gefaßt, die, in derselben Technik
garniert, ihrer Bestimmung zu Haus- und Reise-
altärchen vorzüglich entsprachen. Eine Glas-
tafel (5^2 ä- 71U cm) meiner Sammlung (aus
der Kölner Auktion Minutoli) stellt je unter
frühgotischem Kleeblattbogen die hl. Margareta
und Katharina dar. Die ungefähr 2 mm dicke,
mit Bläschen versehene und etwas gewellte
farblose Tafel wurde rückseits mit Blattgold
belegt, umrissen und ganz fein ausradiert, wie
in dem Gesicht und den Gewandpartien, so
in der Architektur, deren zarte Linien ab-
wechselnd schwarz, rot, grün gefüllt wurden,
die Arkaturen selbst als schwarzer Fond. Die
Wirkung der fein gezeichneten Standfigürchen
(deren Karnation noch im Gold belassen
wurde, wie bei den frühen Gruben- und
Reliefschmelzen) ist vorzüglich, wie die Er-
haltung (abgesehen von einigen Brüchen). —
Daß diese namentlich unter dem Einflüsse der
sienesischen und florentinischen Malerschulen
und ihrer eigens darauf eingeübten Miniatoren
schon im XIV. Jahrh. zu großer Vollkommen-
heit und reicher Blüte gelangte Technik, von
der besonders die Mustersammlung des Turiner
Museums rühmliches Zeugnis ablegt, schnell
auch in Deutschland Eingang gefunden hat,
beweist die hochgotische (34 ä 40 cm) Tafel,
die in der Kreuzkirche zu Rostock erhalten
 
Annotationen