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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Schmid, Andreas: Das Taufkleid
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0145

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251

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

252

hristus selbst war vom hl. Johannes
im Jordan durch Untertauchung
getauft worden. Diese Taufart blieb
auch im Christentum bis tief in
das Mittelälter herab Vorbild. In der Apostel-
geschichte wird erzählt, der Diakon Philippus
sei in das Wasser gestiegen und habe den
Kämmerer getauft. Die Didache (II. Jahrh.)
verlangt zur Taufe „lebendiges Wasser" und
Darstellungen in den Katakombenx) sowie
ein syrischer Kodex zu Florenz,2) und ein
Sarkophag des VI. Jahrh. in Neapel geben
genügendes Zeugnis.3) Nicht umsonst heißen die
Christen bei Tertullian „pisciculi" (Fischlein).4)

1. Dieser Gebrauch der Untertauchung sollte
nach der Synode von Cahors 1286 stets bei
Kindern beobachtet werden und nur, wenn das
nötige Wasser fehle, sollte Übergießung statt-
finden 6); er war nach Thomas von Aquin
sogar communior und laudabilior. 6J In der
Augsburger Diözese war er vorgeschrieben
durch die Synode von Augsburg 13557); nach
Rituale 1580 übergoß man Kopf und Rücken,
und erst nach Rituale 1656 den Kopf allein.
Erwachsene knieten in ein Schäffel Wasser;
nach gespendeter Taufe wurde der Schäffel
verbrannt.

Der hl. Apostel Paulus unterlegt der Im-
mersionstaufe eine merkwürdige und tiefsinnige
Erklärung, in der er schreibt: „Wisset ihr
nicht, daß wir Alle, die wir auf Christus Jesus
getauft sind, auf seinen Tod getauft sind?
Denn wir sind mit ihm durch die Taufe auf
den Tod mit begraben".8) Dieses Bild wird
leicht verständlich durch andere Schriften.
Während die apostolischen Konstitutionen an-
geben: Das Wasser vertritt die Stelle des Be-
gräbnisses .... das Untertauchen ist das
Mitsterben, das Hervortauchen das Mit-
auferstehen,9) erklärt die sog. hier, coelest.:
„Die völlige Bedeckung mit Wasser ist passend
als Sinnbild des Todes und des gestaltlosen
Grabes."10)

2. Bevor dieseUntertauchung stattfand,mußte
der Täufling sich ganz entblößen. Nach den

>) Garr. tav. 1 n. 2. 2) 1. c. 130 n. 2.

3) Ciampini vet. mon. II 15. *) Tert de bapt. I

6) Martene anecd. TV p. 286.

6) Summa theol. III 66 art. 9.

7) Steiner stat 173 8) Rom. 6,3.

9) Ap. const. III 17. ") Hier, coelest. 6.

Das Taufkleid.

can. Hippol. n. 19 (II/V Jahrh.) wurden die
Kinder von den Paten entkleidet; Erwachsene
taten es selbst. Frauen hatten zur Beihilfe
Begleiterinnen, legten ihren Schmuck ab und
lösten die Haare auf, um aller Hoffart zu
widersagen. Cyrillus von Jerusalem lehrt,
diese Entkleidung bedeute das Ausziehen des
alten Menschen und die Nachahmung Christi
am Kreuze. „Ihr wäret nackt vor den Augen
aller und schämtet euch nicht."11) Es ist nach
Gregor von Nazianz keine Schande, wenn der
Reiche vor dem Niedrigen, der Herr vor
dem Diener sich entblößt, denn Christus hat
noch mehr getan.12)

Eine Vorbereitung zur Taufe bildete, wie
noch heutzutage, die Salbung mit Katechu-
menenöl; nur erstreckte sie sich auf den ganzen
Körper. Der Bischof salbte bei Männern und
Frauen nur den Kopf; der übrige Teil des
Körpers wurde von Diakonen und bei Frauen
von Diakonissen gesalbt.13)

Sodann mußte der Täufling in das Wasser
steigen und dreimal untertauchen zum Be-
kenntnisse seiner Rechtgläubigkeit an die
Trinität14) oder, nach Gregor von Nyssa, im
Hinblick auf die drei Tage, welche Christus
im Grabe zubrachte.15) Selbst der Taufbrunnen
soll aus diesem Grunde drei Stufen auf und
abwärts gehabt haben.

3. Nach gespendeter Taufe fand abermals
eine Salbung statt mit Chrisam; erst darnach
konnte der Körper wieder bekleidet werden
Der Priester „trocknet den Getauften vor-
sichtig mit einem Tuche ab, kleidet ihn
an und führt ihn in die Kirche".16) Die
mitgebrachten Zivilkleider wurden entweder
wieder angezogen oder durch „lichtartige" er-
setzt.17) Dieser Auffassung entspricht die Er-
klärung des hl. Ambrosius: „Du hast das weiße
Kleid empfangen, das Zeichen, wie du ab-
geworfen die Hülle der Sünde, wie du da-
gegen angenommen hast das reine Gewand
der Unschuld." Da es sich bei der Taufe um
eine Tilgung und nicht um eine Zudeckung
der Sünde, um ein Ausziehen des alten
Menschen handelt, so war es schicklicher, die
alten Kleider beiseite zu setzen.

ll) Cat. myst. II 2.
«) Ap. const. III 16.
W) Greg Nyss. cat. 43.
") Hier, coelest II 8.

1!) De. bapt. c. 27.
'*) Can. apost. 4.

16

;) Hipp. can. 19 n. 12.
 
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