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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Schmid, Andreas: Nachtrag zum "Taufkleid"
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0162

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283

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

284

Nachtrag zum „Taufkleid"

(im vorigen Heft).
(Mit Abbildung.)

eben dem liturgischen Taufkleid,
welches der Priester dem Täuf-
ling reicht, verdient ein außer-
liturgisches kurze Erwähnung, näm-
lich die Decke über dem Kissen des Kindes.
Beigefügtes Exemplar stammt noch aus dem
Ende des XVI. Jahrh. und wurde bis in die
letzten Jahrzehnte benutzt. — Diese Decke

des Bildes, so ist sie gegeben in der Schrift-
stelle: „Wer mich (Maria) gefunden hat, wird
das Leben finden und Heil schöpfen aus den
Quellen des Erlösers". Prov. 8,35.

Derselbe Gedanke wiederholt sich in einer
Inschrift, welche um das Jahr 180 entstand
und 1885 von einem englischen Gelehrten
Ramsay zu Hierapolis entdeckt wurde. Sie

Taufdecke im Georgianum in München. XVI. Jahrh.

beteht aus grober weißer Leinwand und mißt
56 cm im Quadrat. Die Figur nebst den
Ornamenten ist in schwarzer Farbe mittelst
eines Stempels mechanisch aufgetragen. Auf-
fallend ist, daß ein Madonnenblild auf einer
Taufdecke eine so hervorragende Stelle
einnimmt. Dasselbe ist der Fall auf einem
romanischen Taufbecken des XII. Jahrh. in
Altenstadt in Schwaben, indem zwischen den
vier Evangelistensymbolen ein Relief der
Mutter Gottes in Mitte der Beckenver-
zierung steht. Sucht man eine Erklärung

bildet die Grabschrift eines ehemaligen Bischofs
Abercius und redet von einem Fisch aus einer
Quelle (Leib Mariens), einem übergroßen, un-
befleckten Fisch (Jesus), welchen die makel-
lose Jungfrau ergriffen. Aus dem Schlußverse,
für Abercius zu beten, ersieht man, daß es
sich um eine christliche Inschrift handelt.

Meines Erachtens ist nicht ausgeschlossen,
daß erwähntes Tüchlein mit seinen tiefsinnigen,
religiösen Emblemen ursprünglich dem Priester
als Ersatz für das weiße Kleid diente.

München. Andreas Schmid.
 
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