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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Braun, Joseph: Das Rationale bei den Bischöfen von Augsburg
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Braun, Joseph: Eine Pluvialagraffe im Schatz von St. Peter zu Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0205

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361

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

362

mit Amikt, Albe, Cingulum, Stola, Pluviale,
Stab und Mitra, wofern sie diese ge-
brauchen dürfen, zu erscheinen, die Mit-
glieder des Domkapitels und der sonstigen
Stiftskapitel in Superpelliceum und Pluviale,
die Dekane, Kämmerer und Pfarrer in Super-
pelliceum, Stola und Kasel, die Angehörigen
von Mendikantenorden in Amikt, Albe, Cin-
gulum und Stola. Der Kardinal legt die
Pontifikalkleidung an, und zwar trägt er als
oberstes Gewand bei Anhörung der Predigt
das Pluviale, für die Messe nach der Predigt
aber nimmt er statt des Pluviales Kasel und
Rationale an: cardinalis, deposito pluviali capit
casulam et rationale. Nach Beendigung der
Messe, heißt es dann weiter, entledigt er sich
wieder der Kasel und des Rationales, und be-
kleidet sich von neuem mit dem Pluviale. Daß
es aber wirklich so gehalten wurde, wie es der
Ordo angegeben hatte, ersehen wir aus
dem offiziellen handschriftlichen Protokoll der
Synode, aus welchem also ebenfalls klar hervor-
geht, daß auch der Augsburger Bischof sich

des Rationales bediente.2) Seit wann dies der
Fall war, muß dahingestellt bleiben. Hier
sollte nur aus offiziellen urkundlichen Akten
nachgewiesen werden, daß es wirklich bei
demselben in Gebrauch war und daß sonach
das Rationale der Grabfigur des hl. Simpertus
dem Tatbestand entspricht, wie er zwar nicht
in den Tagen des Heiligen (f ca. 808), wohl
aber zur Entstehungszeit der Statue vorlag,
und nicht auf eine künstlerische Velleität oder
einen Irrtum des Künstlers zurückzuführen ist.
Festgestellt war das Ornatstück bisher bei den
Bischöfen von Würzburg, Regensburg, Eich-
stätt, Naumburg, Halberstadt, Bamberg, Pader-
born, Minden, Speier, Metz, Prag, Olmütz, Toul,
Lüttich, Aquileja und Krakau. Von jetzt an
haben wir also zu diesen auch den Bischof
von Augsburg hinzuzuzählen.

Luxemburg. Jos. Braun S. J.

2) Der Bericht über die Synode findet sich auch
gedruckt bei Jos. Anton Steiner, »Synodi Dioecesis
Augustanae« (Mindelheim 1766J I, 341.

Eine Pluvialagraffe im Schatz von St. Peter zu Salzburg.

(Mit Abbildung.)

as spätere Mittelalter legte sehr
viel Wert auf reich verzierte, kost-
bare Pluvialagraffen. Monumente
wie Inventare wissen manches da-
von zu erzählen. Dabei ist die Zahl der
Agraffen in vielen Inventaren ungemein be-
deutend. Das Schatzverzeichnis von St. Paul
zu London aus dem Jahre 1245 zählt ihrer
z. B. 28 auf, 17 aus massivem vergoldetem
Silber, 4 aus vergoldetem Kupfer und 7 aus
Holz, das mit Silberblech überkleidet war.
Alle waren mit Steinen, Schmelzen und Perlen
besetzt, 12 wiesen obendrein bildliche Dar-
stellungen auf. Ein Inventar der Kathedrale
zu York von 1545 führt 11 Agraffen an, ein
Inventar des Klosters Cluny von 1382 19.
Eine dieser letzteren war in der Mitte mit
einem großen Sardonyx geschmückt, um die
sich 6 große, von Rubinen umgebene Perlen
und ebensoviele Saphiere gruppierten, eine
andere enthielt als Verzierung außer den
Figuren des hl. Petrus und zweier Engel
3 Saphire, 2 Rubine, 1 Kristall und 12
sonstige Edelsteine. Ein Schatzverzeichnis

der Kathedrale zu Cambrai von 1401 vermerkt
nicht weniger denn 55 Stück Agraffen, größere
und kleinere, runde, quadratische und vierpaß-
förmige, alle mehr oder weniger reich mit
Perlen, Edelsteinen, plastischen Heiligen-
darstellungen, Niellos oder Emails ausgestattet.
In St.-Ame zu Douai besaß man 1386 19
solcher Schließen.

Es hat sich im ganzen noch eine recht
nennenswerte Anzahl mittelalterlicher Pluvial-
agraffen erhalten, die ebenfalls beredtes Zeugnis
von der Sorge geben, welche man auf Be-
schaffung kunstvoller Schließen verwandte.
Manche gehören zu den hervorragendsten
Kleinarbeiten der Goldschmiedekunst, wie z. B.
die aus der Sammlung Leven stammende
Agraffe in der kaiserlichen Zeichenschule zu
Petersburg, die Agraffe mit der Verkündigung
und die zwei ungarischen Agraffen im Münster
zu Aachen, die herrliche Pluvialschließe des
Reinecke vam Dressche, ehedem im Dom zu
Minden, jetzt im Kunstgewerbemuseum zu
Berlin. Auffallenderweise zeigen fast alle noch
vorhandenen mittelalterlichen Pluvialagraffen
 
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