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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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23

1909.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. !•

24

auf ein umfängliches Altarwerk hin, das aus
der Kirche St. Gereon stammt und durch
Tausch aus Ferdinand Wallraf's Sammlung
an den Baron v. Brenken in Wewer gelangte.
Der Schrein befand sich 1904 auf der Düssel-
dorfer Ausstellung Nr. 12 und wurde soeben
vom Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin er-
worben. Die Tafeln erweisen sich fraglos als her-
vorragendes Erzeugnis der altkölnischen Maler-
schule, doch die acht Heiligengestalten der
Innenseiten sind ebenso wie „die Verkündigung"
außen zum Teil durch Malereien gedeckt, die
mit den Zusätzen am Clarenaltar nahe Ver-
wandtschaft zeigen. Die Ergänzung im An-
schluß an andere Hauptleistungen erfolgte aus
äußeren Gründen vor dem Tausch, also noch
zu Lebzeiten Wallrafs. (Lichtdrucke bei Ludorff:
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen,
Kreis Paderbom, Tafeln 114/15. Pigm.
Bruckmann).

Zu den Erörterungen Poppelreuters in-
betreff „der Madonna mit der Wickenblüte"
will ich heute nur Folgendes kurz anmerken:

1. Die Kontrastwirkung schon durch die
Wahl verschiedenartiger Darstellungen an den
Hälften eines Diptychons oder der Innen-
und Außenseiten eines Klappaltares entspricht
durchaus der Auffassung der Meister des
XV. Jahrh. Auf den Diptychen im Berliner
Museum und im Bargello steht der Madonna
die Kreuzigung Christi gegenüber; der (aller-
dings stark übermalte) altkölnische Marienaltar
der Galerie Weber Nr. 4 zeigt außen den

kreuztragenden Christus. Am Pallanter Altar
ist außen die Erlösung der Seelen aus dem
Fegfeuer dargestellt, an Lochners Anbetung
des Kindes (Altenburg) der Krucifixus.

2. Die Dornkrönung an der Außenseite
des Kölner Triptychons kann nicht „freie
Erfindung oder vielmehr Pasticcio aus allent-
halben zusammengeholten Motiven" sein, denn
ein niederdeutsches Schrotblatt der Sammlung
W. L. Schreiber, ein unbeschriebenes Unikum
(Auktionskatalog Wien 1909 Nr. 56) zeigt so-
wohl im Aufbau der Gruppe als auch einer
Anzahl eindrucksvoller Motive eine solche
Übereinstimmung, daß wenigstens die Kom-
position als Erfindung des XV. Jahrh. ver-
bürgt bleibt.

3. Sichere Nachrichten über die Provenienz
namentlich kleiner altkölnischer Gemälde sind
so spärlich, daß deren Mangel unmöglich als
Beweisgrund gegen die Echtheit angeführt
werden kann. Selbst der Standort ausgezeich-
neter Hauptwerke z. B. der Münchener Veronika
oder Stephan Lochners Madonna im Rosenhag
um 1800 ist nicht bekannt.

4. Die Bestimmung „der Madonna mit der
Wicke" als raffinierte Imitation aus dem ersten
Viertel des XIX. Jahrh. beruht ausschließlich
auf dem technischen Befund der Malerei.
Doch ist die Anwendung von Asphalt als
Bindemittel, welche als die Ursache der eigen-
artigen Rißbildung bezeichnet wird, vor 1824
nicht einwandfrei beglaubigt.

Bonn. E. Firmenich-Richartz.

Biicherschau.

Die Allgemeine Kunstgeschichte von Dr.
P. Albert Kuhn (Benziger & Co. in Einsiedeln,
Waldshut, Cöln), über die hier zuletzt Bd. XX, Sp. 815
berichtet wurde, hat mit der 44. Lieferung (ä 3 Mk.)
ihren Abschluß gefunden, wozu nicht nur dem glück-
lichen Verfasser und dtm opfei willigen Verleger,
sondern auch dem weiten Kreise der harrenden Inter-
essenten gratuliert werden muß. Das „Vorwort" aus
1891 und das „Schlußwort" aus 1908 markieren die
Entstehungsfrist, die angesichts des Umstandes, daß
alles aus einer Feder geflossen ist, noch als mäßig
bezeichnet werden darf. — In 3 Bände (bzw. 6 Halb-
bände zum Gesamtpreise von Mk. 174 in prächtigen
Originaldecken) zerfällt das Ganze, indem den 3 Haupt-
zweigen der bildenden Kunst: Architektur,
Plastik (mit Kunstgewerbe), Malerei (mit Kunst-
gewerbe) je ein Band, also getrennte Behandlung
gewidmet ist, die, zumal bei deren gleichmäßiger
Einteilung, viele Vorzüge hat. — Der Verfasser

hat sich aber nicht darauf beschränkt, jeden dieser
Kunstzweige in seiner geschichtlichen Entwick-
lung von seinem Beginn bis in die Gegenwart zu ver-
folgen, sondern auch, im Unterschiede von den meisten
Kunsthistorikern, namentlich der letzten Jahrzehnte,
die ästhetischen Gesichtspunkte eingehend betont,
die allgemeinen in einer eigenen 172 Seiten starken;
Vorschule, die besonderen in ihrer Maßgebung für die
einzelnen Zweige und deren Abteilungen. — Mit ihnen
hängt eng zusammen die Erklärung der einzelnen Tech-
niken, ohne deren Kenntnis das richtige Verständnis un-
möglich. — So vereinigen sich hier die drei Elemente,
die als Bedingung für gründliche Belehrung be-
zeichnet werden dürfen. Auf diese hat es der eminent
didaktische Verfasser abgesehen, und ihr entspricht auch
der gewaltige Illustrationsapparat, der 5572 Ab-
bildungen umfaßt, von denen 982 auf 272 ein- und
mehrfarbigen Beilagen. — Was zunächst diesen
enormen Bildeischatz anbetrifft, so ist er das Ergebnis
 
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