Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

DOI Artikel:
Witte, Fritz: Das religiöse Buch und der Buchschmuck
DOI Artikel:
Braun, Joseph: Zwei mittelalterliche Stolen im Schatze des Domes zu Salzburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0124

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
179

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nt. 6.

180

wachsen sind. Daß übrigens unsere moderne
Kunstindustrie auf dem Gebiete der Buch-
ausstattung mehr wie auf irgend einem
anderen, große Erfolge zu verzeichnen hat,
das erweisen die vielen Reproduktionen von
Bucheinbänden usf. in fast allen Kunstzeit-
schriften. Einfachheit, Billigkeit und Ge-
schmack sprechen dabei das erste und das
letzte Wort und man wird heute kaum noch
sagen können, daß geschmackvolle Einbände
zu teuer wären. Und warum hier nicht
auch, wie Renaissance und Barock und wie
es schon der romanische Stil im Metall-
ornament geübt, sich der Stanze bedienen
bei solchen Büchern, die in großen Mengen
hergestellt werden müssen ? Warum nicht
gerade für den Buchschmuck bei den Alten
überhaupt in die Schule gehen, bei ihnen
lernen und auch im Notfalle sie kopieren,
solange an geeigneten Neuentwürfen noch
Mangel ist? Würde nicht, um ein einfaches
Beispiel heranzuziehen, bei der Illustration
eines Gesangbuches als begleitendes Bild bei
dem herrlichen, tiefsinnigen Liede „O Haupt
voll Blut und Wunden" das sog. Schweißtuch
Albrecht Dürers auch heute noch den Beter
zu einem innigeren Empfinden der herrlichen
Dichtung anleiten?

Aber es genügt nicht, über das Thema zu
schreiben, alle müssen auch hier mithelfen,
daß unser Volk auf dem Gebiete der Kunst

nicht versauert und verkümmert, die doch
auch für den gewöhnlichen Mann da ist, daß
unser Volk neue Anregung und Aufweckung
findet durch die Schönheit auch in religiösen
Dingen. Lange genug sind wir bis zur Über-
sättigung bedient worden mit der seichten,
nichtssagenden Schablonenzier großer und
kleiner Druckereien, und höchste Zeit wird es,
daß wir alle, allen voran der Klerus, den Ruf
der Kirche retten helfen, daß sie eine Hüterin
der echten, wahren Kunst sein will für alle
Zeiten, weil diese selbe Kunst ein nicht zu
unterschätzendes Macht- und Erziehungsmittel
ist, gerade in den Händen der Kirche, die
nicht allein auf den Verstand, sondern viel-
mehr durch Herz und Gemüt hindurch
wirken will.

Nürnberg. Fritz Witte.

[An gutem Willen, für die Illustration wie für den
Einband der Volksbücher auch der religiösen, die Kunst
und die Künstler in Anspruch zu nehmen, hat es
sicher manchen Verlagshändlern nicht gefehlt. Wenn
sie nicht mehr erreichten und boten, so werden sie sich,
nicht ohne ein gewisses Recht, auf die minimalen Preise
berufen, zu denen sie liefern müssen, nicht im Einver-
nehmen mit den Künstlern, die ihre Ansprüche höher
zu beziffern pflegen. Trotzdem hätte gewiß auch unter
diesen Umständen manches Geschmacklose vermieden,
manches Zutreffende erlangt werden können. Insoweit
es sich um die Innenausslattung handelt, muß hier
namentlich auf die Schriftgießerei von Klingspor
verwiesen werden, deren Liturgisch in diesem Hefte
Sp. 189 eingehend besprochen wird.] D. H.

Zwei mittelalterliche Stolen im Schatze des Domes zu Salzburg.

(Mit 2 Abbildungen.)
n Nr. 1 des Jahrganges 1909 dieser

Zeitschrift habe ich die Reste
eines im Besitz des Domes zu
Salzburg befindlichen englischen
Bilderpluviales veröffentlicht. Zugleich gab ich
eine kurze Beschreibung einer dem Schatz
des Domes angehörenden spätgotischen Kasel
aus bedrucktem Baumwollzeug, eine nicht
gerade häufig vorkommende Erscheinung. Von
den übrigen mittelalterlichen Paramenten des
Domes möchte ich im Interesse der Geschichte
der Paramentik noch zwei bisher unpublizierte
Stolen vorlegen. Die Zahl der bekannten
älteren mittelalterlichen Stolen ist ja keineswegs
sogroß, daß eine Veröffentlichung weiterer ohne
Wert und nicht vielmehr sehr erwünscht wäre.
Stola I hat eine Gesamtlänge von 2,81 m
und zeigt überall die gleiche Breite von 8 cm.

Das Rankenmuster, mit dem sie geschmückt
erscheint, wurde durch Abheften doppelt ge-
nommener Goldfäden hergestellt, wobei die
Abheftstichc erst nach je zwei Fadenlagen ver-
setzt wurden. Im Fond, der mit kräftigen
Seidenfäden gearbeitet ist, wechselt ein leuch-
tendes, sattes Rot mit frischen kräftigen, jetzt
allerdings etwas verschossenem Grün. In der
Mitte der Stola ist ein gleicharmiges, an den
Enden sich erweiterndes Kreuz angebracht. Es
ist wie die Ranken in Gold gearbeitet, mit
schmaler, roter Einfassung versehen und an
den Ecken der Arme mit einem roten und
einem weißen Blättchen besetzt. Der ein
Rechteck darstellende Fond des Kreuzes ist in
violetter Seide gestickt und gegen das Ranken-
muster der Stola beiderseits durch einen
schmalen romanischen Fries abgegrenzt, ein
 
Annotationen