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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schmid, Andreas: Polychromie der Kirchen, [2]
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Keussen, Hermann: Der Kölner Goldschmied Balthasar Lutz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0229

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341

1909.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

342

einseitig erklären, weil auch im äußeren Kulte
fortwährend durch 20—30000 Dekrete seit
dem XVI. Jahrh. Änderungen vorgenommen
worden sind und auch in Zukunft nicht aus-
bleiben werden. Diese Bestimmungen schrei-
ben auch für Kirchen in dem letzthistorischen
Stile farbige Paramente vor. Dazu kommt noch,
daß die oben schon erwähnten Gründe, welche
seit dem XVI. Jahrh. der weißen Tünche in
den Kirchen die Oberherrschaft einräumten,
heutzutage als historisch unhaltbar angesehen
werden müssen und auch die Architekten in
erwähnten Stilformen sich Änderungen er-
lauben. Warum soll also die Malerei allein
eine Ausnahme machen ?

Es kann sich also schließlich nur noch um
die Frage handeln, wie in Barock- oder Ro-
kokokirchen die Ausmalung zur Anwendung
gebracht werden solle. Nach meiner unmaß-
geblichen Meinung ist in Kirchen dieser Art
wenigstens eine Tünchung in verschiedenen
Tönen — Gelb, Rotgelb, Gelbrot u. dgl. —
angezeigt; einzelne größere Flächen mögen
mit farbigen Bordüren eingefaßt werden; im
übrigen aber kann Farbe gespart werden.
Dasselbe gilt umsomehr von Stukkaturen in
Rokokokirchen. Man findet kein Ende mehr,
wenn man jeden Schnörkel und jedes Blatt
für sich selbst mit Farbe behandelt; es genügt
dem ganzen weißen Rankenwerk einen anders-

tönigen Hintergrund zu geben, damit die Orna-
mente kräftiger hervortreten.

Literatur für Vorlagen:

Ravoth u.Vogel, »Ornamente der italienischen
Renaissance«. (Halle 1870).

Köhler, »polychrome Meisterwerke, V.—XVI.
Jahrh.« (Leipzig 1877) 190 Mk.

Owen Jones, »Grammatik der Ornamente«. 112
Taf. (London-Leipzig 1868), 80 Mk.

Racinet, »ornement polychrome«. Paris. 100,
Taf. (Stuttgart 1880.) 130 Mk.

Audsley G., »peinture murale du moyen age«.
(Paris 1881). 50 Mk.

Alt Th., »Grenzen der Kunst und die Bunt-
farbigkeit der Antike«. (Berlin 1886.)

Vi o llet-le- Duc, »peintures murales des chapelles
de Nötre-Dame de Paris«. (1870). 165 fr.

Niedling A., »Kirchliche Dekorationsmalerei«.
Taf. 24. (Berlin 1890.) 48 Mk.

Pastern \V., »Dekorationsmalerei im Stile des
Mittelalters«. (Leipzig 1893.) 27 Mk.

Meyer Fr., »Handbuch der Ornamentik«.. (Leip-
zig 1888.)

Hammel, Otto, »Ausschmückung der Kirchen«.
12 Taf. (1899.) 30 Mk.

Eythu. Meyer, »Malerbuch«. (1894.) 20 Mk.

»Ornamentenschatz in alten Stilarten«. (Stuttgart
1882.)

Ko 1b H., »Kolorierschule«. (Stuttgart 1884). 9 Mk.

»Flachornamente.« 150 Taf. (Stuttgart 1885.)

Fenger, »Dorische Polychromie«. (Berlin.)

Meyer Fr., »Ornamentale Formenlehre«. 300
Taf. (Leipzig 1886.) 90 Mk.

(Schluß folgt.)

München.

Andreas Schmid.

Der Kölner Goldschmied Balthasar Lutz.

n Heft 10 dieser Zeitschrift macht
Jos. Braun auf einen Kölner Gold-
schmied aufmerksam, der die Büste
von S. Donatus für die Jesuiten-
kirche in Münstereifel im Jahre 165(1 angefertigt
hat. Aus einer Rechnung in den Münstereifeler
Jesuitenakten des Düsseldcrfer Staatsarchivs
hat Braun den Namen des Meisters festgestellt;
aber offenbar ist ihm dabei ein Lesefehler
untergelaufen. Der Meister der Büste heißt
nicht Balthasar Cuntz, sondern Balthasar
Lutz (auch Luetz1) oder Lux geschrieben). In
den reichlich erhaltenen Goldschmiedeakten8)

') So ist auch in den von Braun angeführten
Archivalicn zweifelsfrei zu lesen, wie mir von der Ver-
waltung des Düsseldorfer Staatsarchivs freundlichst be-
stätigt wird.

J) Insbesondere Z 98, 104 und 108.

des Kölner Stadtarchivs ist kein Meister ersteren
Namens zu finden, während Balthasar Lutz
zu den angesehenen Meistern des Kölner
Goldschmiedeamts in der Mitte des XVII. Jahrh.
gehörte. Ich benutze den Anlaß, um die
Lebensdaten, welche ich über diesen Meister
ermittelt habe, ebenso zusammenzustellen, wie
ich es seiner Zeit bei Herrn. Leeker getan habe.
Nach den Akten des Goldschmiedeamtes
wurde Lutz, über dessen Herkunft sie nichts
aussagen, im Jahre 1641 als Meister aufgenom-
men*). Am 1. Juni desselben Jahres heiratete
er die Agnes Plettenberg4) in der Pfarrkirche
S. Laurenz, in deren Bezirk die Straße Unter

') Z 104, Bl. 19 a.

') Sie war i. J. 1607 geboren als Tochter der Ehe-
leute Herrn. Plettenberg und Agnes Königsfeld: Tauf-
buch von S. Martin (155, 48 n. 1).
 
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