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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Firmenich-Richartz, Eduard: Eine Darstellung aus der Apokalypse mit der thronenden Madonna: Altkölnisches Tafelgemälde nach 1450
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0015

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Abhandlungen.

Eine Darstellung aus der Apokalypse
mit der thronenden Madonna. Altköl-
nisches Tafelgemälde nach 14501).

(Mit Abbildung. —
Tafel I.)

urch die Neuerwer-
bung der hier repro-
duzierten Bildtafel
(Abb. 1.) wurde dem
Wallraf - Richartz-
Museum ein Werk
zugeführt, das nach Gehalt wie Form
besonderes Interesse verdient und
'tS-p' mannigfache Betrachtungen anregt. Das
Gemälde stammt aus einer altberühmten Kölner
Sammlung und hat nun endgültig den Weg in
die Heimat zurückgefunden. Es war schon
ein Bestandteil der Galerie Lyversberg, die seit
Beginn des XIX. Jahrh. aus dem Inventar auf-
gehobener Klöster und abgerissener Kirchen
zusammengebracht wurde und es ist nicht
wertlos für die Bestimmung, wenn das Bild im
Verzeichnis vom August 1837 Nr. 33 durch
Mathias Joseph de Noel der „Kölnischen Schule"
zugeteilt wird. Der ursprüngliche Standort
dürfte diese Attribution nahegelegt haben und
auch die Stilanalyse bringt keinen Anhalt, ihr
zu widersprechen. Ohne hinreichende Be-
gründung hat man dem schätzbaren Werk die
Stelle vorenthalten, die ihm innerhalb der
heimischen Produktion zukommt.

Ludwig Scheibler ließ das Stück bei seinen
grundlegenden Forschungen noch unberück-
sichtigt; Carl Aldenhoven2) entzog das wert-
volle Dokument rigoros der Geschichte der
Kölner Malerschule, in der Annahme, diese
Darstellung sei „aus den Niederlanden einge-
führt". Solche Verkennung trug wohl die
Schuld, wenn man auf den Ankauf verzichtete,
als das Bild 1894 zu billigem Preis in Köln
vorgelegt wurde. Für die kunsthistorische Aus-
stellung zu Düsseldorf 1901 blieb das Gemälde
dann leider trotz aller Bemühungen, uner-
reichbar und dies ist um so mehr zu bedauern,
da jene Übersicht mannigfacher Monumente

*) Eichenholz Höhe 1,05 m, Breite 1,46 m-
2) C Aldenhoven, »Geschichte der Kölner Maler-
schule« (Lübeck 1902). S. 203. An li. 335.

auch der westfälischen und mittelrheinischen
Schulen die Einordnung des Werkes erleichtert

hätte.

Wie neuerstanden harrt das Bild nun der
ikonographischen Interpretation und der kunst-
historischen Würdigung, nachdem es durch
den Kunsthändler Steinmeyer aus der Samm-
lung Fay in Aachen losgelöst in den Besitz
der Stadt Köln überging und Heinrich Fridt
die Tafel von störenden Übermalungen befreite,
den ursprünglichen Glänzgoldgrund freilegte
und ergänzte, vornehmlich aber die Leucht-
kraft und Tiefe der alten Farben neuerweckte.
Der erste Anblick ergibt, daß diese mit
Figuren bedeckte Tafel einer Kunstweise an-
gehört, die ihre wesentliche Aufgabe in der
Anregung der Vorstellungskraft findet. Nach
reingeistigen Zusammenhängen sind bedeut-
same Gestalten aufgereiht; das Streben nach
illusionärer Wirkung tritt erst als ein Zweites
hinzu und muß sich dem Hauptziel unter-
ordnen. Der Zusammenhang mit den alten
Traditionen wirkt ungebrochen fort. Es ist
der späte Sproß jener großzügigen gedanken-
schweren Art der Darstellung, die früher Chor
und Kapellen mit monumentaler Bilderschrift
an Wänden und Gewölben erfüllte.

Ein Vergleich mit niederländischen Werken
des nämlichen Zeitraumes zeigt bei diesen
ein ungleich lebendigeres Verständnis für die
Bedingungen der Realität, die Erfassung des
kubischen Wertes der Körper, Raumwieder-
gabe und Lichtwirkung. Darstellungen der
Krönung Maria, des jüngsten Gerichtes oder
der Apokalypse aus der Schule der Brüder
Huybrecht und Jan van Eyck, des Roger van
der Weyden oder Dierick Bouts werden schon
mit mehr Konsequenz aufgebaut und wie
Szenen auf verschiedenen Podien koordiniert,
während die Figuren hier noch planimetrisch
nach Zonen ausgebreitet erscheinen.

Mit dem Aufzeigen prinzipieller Divergenzen,
die allmählich überwunden, nicht mit einem Mal
beglichen werden konnten, soll jedoch die
Einwirkung der neuen niederländischen Er-
rungenschaften in Technik und Formengebung
bei rheinischen Tafelbildern seit Mitte des
XV. Jahrh. durchaus nicht abgeleugnet werden.
Dies alles tritt aber als etwas Fremdes hinzu;
Figuren, Motive, die schärfere Wiedergabe von
 
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