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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Unveröffentlichte mittelalterliche Paramente
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0026

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23

1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1-

24

die einander in bestimmten Abständen um-
schlingen und so miteinander runde und recht-
eckige Pässe bilden. In diesen Pässen wurden
hierauf, und zwar wiederum durch Einstopfen,
ornamentale Darstellungen figürlicher, anima-
lischer oder vegetabilischer Art angebracht
und dann der Grund genetzt, indem man je
drei Ketten- bzw. Schußfäden des Batistes
zusammenschob und diezusammengeschobenen
Fäden mit farbiger, gelber, blauer oder grüner
Seide umwickelte.

Was das Alter der Albe anlangt, so möchte
ich sie noch dem XIII. Jahrh., spätestens
aber dem frühen XIV. Jahrh., zuschreiben.
Die Form und die Machweise des Gewandes
bieten allerdings für eine solche Datierung
keinen sichern Anhalt, da auch noch die
Alben des ausgehenden Mittelalters wesentlich

Seite hin ein brauchbares Vorbild darstellen
dürfte.

Die Stola (Bild 5) ist überall gleich breit,
nämlich 7 cm; ihre Länge beträgt insgesamt
2X 1,48 m. Den Enden sind beiderseits
kleine, etwa 6 cm hohe, 3—i1/^ cm breite
Zwickel angesetzt, infolgedessen sie sich trapez-
artig verbreitern. Den unteren Abschluß bilden
kurze rote Seidenfransen. Als Futter dient
ein derbes blaues Leinen, als Einlage ein
Pergamentstreifen, Reste eines dem XL Jahrh.
angehörenden Kommentars zu den Petrus-
briefen. Etwa in der Mitte der beiden
Hälften der Stola sind am inneren Rand
Löchlein angebracht, offenbar zur Aufnahme
einer Schnur, mit der man, wie es scheint,
die Stola- am Cihgulum befestigte.

Die an den Enden angebrachten Zwickel

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Abb. 4.

die gleiche Bildung zeigen. Auch die Be-
schaffenheit der Parura, die stofflich allerdings
dem XIII. Jahrh. angehören wird, kann nicht
als schlechthin maßgebend für die Bestimmung
der Entstehungszeit des Gewandes gelten; denn
es wäre immerhin möglich, daß die Parura nicht
ursprünglich ist, sondern entweder von einer
älteren Albe herrührt oder doch aus einem
älteren Stoff gemacht wurde. Um so deut-
licher aber reden die Verzierungsweise der
Albe, die Technik der Stickereien sowie
namentlich auch die zur Anwendung ge-
kommenen ornamentalen Motive.

Der Manipel hat allem Anschein nach
viele Veränderungen erlitten. Deshalb und
weil er kaum etwas Bemerkenswertes an sich
hat, glaube ich von näheren Angaben über
ihn absehen zu können. Um so mehr ver-
dient eine ausgiebige Beschreibung die Stola,
zumal dieselbe für neue gestickte Stolen nach
der technischen wie nach der ornamen'alen

bestehen aus Fragmenten einer kräftigen, in
Grün und Rot gemusterten, aus Häutchengold
angefertigten Borte. Leider ließ sich bei der
Kleinheit und der Schadhaftigkeit der Stücke
das Muster nicht genügend feststellen. Die Stola
selbst ist ganz in Stickerei hergestellt, und zwar
in der gleichen Technik wie die vorhin be-
schriebene Parura des Amikts, nur daß als
Unterlage kein Kanevas gebraucht ist, sondern
ein grobes Leinen, und daß die Flechtstich-
reihen, je nachdem die Muster — geome-
trische Gebilde, meist Bandverschlingungen,
in rechteckigen Feldern — solches erforderten,
bald horizontal, bald vertikal verlaufen. Was
die Farbengebung anlangt, so wirkt die Stickerei
zu unruhig. Nicht bloß, daß die Farben an sich
etwas zu lebendig sind, auch ihre Zusammen-
stellung ist zu hart. Der Fond der Felder zeigt
Rot, Grün oder Blauviolett. Rot herrscht vor;
eine bestimmte Ordnung und ein regelmäßiger
Wechsel in der Folge der Farben des Fonds
 
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