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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0040

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41

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

42

1670 begonnene Wiederherstellung der 1585
zerstörten Abteikirche von Hochelten, die
auf 20 Blättern noch als vollständige Ruine
dargestellt ist, anzunehmen (s. auch Sp. 46).
Wir werden daher den Verfertiger der
Skizzen wohl mit dem in der Mitte des XVII.
Jahrh. in Amsterdam tätigen Kupferstecher und
Kunstverleger Johannes Vinckeboons,
dem Bruder des Architekten Philipp V. (L608 bis
1675) identifizieren können.8) 1645 war er Zeuge
bei der Heirat seines Bruders Philipp, 1648 gab
er zusammen mit Philipp ein Buch mit dessen
Architekturen heraus % 1651- 53 hat er eine
Karte von Schieland10) gestochen, 1663 ist
er noch in Amsterdam nachweisbarn). Der

) Philipp ist als Erbauer des Trippenhuis in Amster-
dam und durch Veröffentlichung seiner Bauten bekannt
(Gurlitt, Geschichte des Barockstils II, 1 S. 50;
s. auch das unten zitierte Werk). — Die Schreibweise
des Namens ist sehr verschieden; neben der obigen
kommt vor Vinck-Boons, Vingboons, Vinghbooms usw.
H- p1l^fbeelsels der vo°rnaemste Gebovwen uyt alle
tue fhihps Vingboons geordineert heeft. t'Aemsteler-
dam, by Philips en Joan Vingboons. 1648. — 2. Deel.
mst. 1674. Französische Ausgabe: Oeuvres d'Archi-
ecture de Ph. Vingboons, Leyden, P. van der Aa, 1715.
s gibt noch verschiedene andere Ausgaben, mir war
aber nur die von 1648 zugänglich. Sie enthält 61 Folio-
fein in Kupferstich mit Grundrissen, Schnitten und
rissen von größtenteils ausgeführten, zum Teil
a er nur projektierten Profanbauten in klassizistischer
ormgebung. Die meisten Tafeln sind bezeichnet:

• Vingboons (Taf. 18: P. Vinckeboons), Inventur —
f- Vingboons sculfsit.

10) Eine Landschaft in Südholland.
) Ich verdanke diese Angaben über Joh. Vinck-

oons der freundlichen Mitteilung des Direktors des
Amsterdamer Prentenkabinets, Herrn Dr. Moes.
Auch der inzwischen erschienene 2. Teil von Wurz-
bachs »Niederländ. Künstlerlexikon« hat Jan Ving-

oons als Verleger und Kupferstecher aufgenommen.

61 Nagler ist ein Joost Vingboons als Architekt in
Amsterdam aufgeführt. Kramm (De Levens en Werken

er Hollandsche en Vlaamsche KunstschiIders VI

• 1761) hält dies jedoch für eine Verwechselung mit
Johann, den Nagler nicht nennt. Wohl deshalb hat

Wurzbach

in seinem erwähnten Künstlerlexikon Joost V.

fortgelassen. Es scheint aber in der Tat einen Archi-
tekten Justus V., einen Bruder Philipps und Johanns,
gegeben zu haben, wie aus einer Privilegerteilung vom
22. Sept. 1664 für Johann und Justus V. hervorgeht
(Obreen, Archief vor nederiandsche Kunstgeschiedenis
VTI S. 143); sie betrifft die Veröffentlichung der
bauten Philipps nebst einiger, „die geordineert sijn
door den voorn. Justus Vinghboons". In unserm
^kizjenbuch ist stets nur der Anfangsbuchstabe J. ge-
setzt, so daß es sich demnach wohl auch um Justus V-
handeln könnte. Da ich von den wiederholten Ver-
öffentlichungen der Vingboonschen Bauten trotz Nach-
frage in Berlin und Amsterdam nur die oben genannte

bekannte Landschaftsmaler David Vinckboons
(geb. 1578 zu Mecheln, seit 1591 in Amster-
dam, wo er 1629 starb) ist möglicherweise der
Vater Philipps und Johanns; Davids Vater
hieß gleichfalls Philipp.

Die zunächst befremdliche deutsche Schreib-
weise des Namens (Finckenbaum) im Skizzen-
buch stimmt mit den deutschen Benennungen
der einzelnen Ansichten überein; diese sind
aber — selbst für die damalige Zeit — so
fehlerhaft (z. B. S. Petri Fahrkirch. — Das
alt ertbüssoflige Hof. — Das Chur Choelle-
nische bourg schlos Godesberchg usw.), daß
sie den im Hochdeutschen ungeübten Schreiber
verraten. Auch die, wie erwähnt, einigemale
vorkommende Schreibweise des Namens mit V
läßt keinen Zweifel darüber, daß wir es tat-
sächlich mit dem Holländer Vingboons zu
tun haben. Überdies weisen auch die dar-
gestellten Gegenstände, unter denen ein „alter
Ruin einer Stadt-Thore in Niederland" figuriert,
auf Holland als die Heimat des Zeichners.
Er ist, wie sich aus den Skizzen verfolgen läßt,
den Rhein aufwärts gereist bis zum Sieben-
gebirge, von dem er auf der letzten Seite
eine flüchtige Skizze gibt.

Für das erwähnte Monogramm /F habe ich
keine ausreichende Erklärung finden können.
Die so bezeichnete Skizze, die Ruine eines
schloßartigen Gebäudes darstellend, stimmt völlig
mit der Art der übrigen überein; auch ist ein
A. Finckenbaum bezw. Vinckeboons nicht
nachweisbar. Vielleicht handelt es sich um
ein Monogramm aus JAF, wobei A dem
zweiten Vornamen Johanns entspräche. Das
Zeichen ist übrigens so flüchtig, daß es keines-
wegs erwiesen ist, ob es überhaupt als Mono-
gramm gedeutet werden muß.

Die Ausführung der Skizzen ist hinsicht-
lich der auf sie verwandten Sorgfalt ziemlich
ungleich. Während einige nur flüchtig hinge-
worfen sind und starke Verzeichnungen auf-
weisen, sind andere — so namentlich die
meisten Kölner Ansichten — eingehend aus-
gearbeitet. Jedenfalls handelt es sich um einen
für seine Zeit geübten Architekturzeichner; das
Landschaftliche ist dagegen recht unbeholfen.

von 1648 erhalten konnte, ließen sich weitere Nach-
forschungen hierüber von mir nicht mehr anstellen.
Wurzbach zitiert Obreen nur für Johann V. — Die
Eintragung mit Blei auf der ersten Seite des Skizzen-
buchs: „Johs. Vinkeboom, Baumeister in Amsterdam,
1. Hälfte des XVn. Jahrh.'- ist nicht authentisch,
 
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