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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0051

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1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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ohne innerliche Alkrierung des Opferaktes; das Meß-
opfer mit dem Kreuzopfer identisch sei, weil durch
die Konsekration die einmalige Opfertat eucharistisch
gegenwärtig werde. Mithin sei das Meßopfer liturgisch
ein Gebet, eine Gabendarbringung nur symbolisch. —
Der Begründung dieser Thesen widmet der Verfasser
3 große auf eingehenden Untersuchungen der biblischen
und apostolischen Literatur beruhende Kapitel. —
Bei der Wichtigkeit und Schwierigkeit der ganzen
Opferbegriffsfrage darf auch dieser Beitrag zu ihrer
Lösung warm^begrüßt werden. g.

ReligiöseMalereienfürKirchendekoration.
Entwürfe und ausgeführte Arbeiten von F. Urban,
akadem. Maler in Prag. Photographische Aufnahmen
in Lichtdruck, IL Abteilung. — Schroll & Co-
in Wien. (Preis Mk. 25.)

Diese 25 Blätter in Großfolio bieten Pläne, welche
für die dekorative Ausmalung zumeist böhmischer Kir-
chen, ihrer Wände und Fenster angefertigt, und den
Kartons entnommen sind. Da die Architektur der
betr. Kirchen nur ganz vereinzelt in die Erscheinung
tritt, so läßt sich die Wirkung der ornamentalen und
figuralen Darstellungen nicht recht beurteilen; es scheint
sich vornehmlich um spätgotische Bauten zu handeln, die
eine sehr reiche malerische Ausstattung erfahren haben.
Für diese hat der Künstler die Stilformen frei gewählt,
die hinsichtlich des Ornaments eine gewisse Verwandt-
schaft mit den entarteten Erzeugnissen der Spätgotik
zeigen in stellenweise sehr üppiger Entfaltung, während
die Figuren durchweg viel maßvoller gehalten sind
teilweise an die Wiener Romantiker erinnernd, teil-
weise aber auch modernisierende Tendenzen zur Er.
reichung feierlicher Effekte verratend. Die dekorative
Architektur findet keine Stätte, desto mehr das Ranken,
spiel, dem der Meister anmutige Formen, trotz der
Überladung, zu entlocken weiß. Die sum Teil recht
komplizierten Kompositionen sind, namentlich in den
Fenstern, den bezüglichen Stellen geschickt eingegliedert,
freilich ohne rechte monumentale Wirkung. Die Ver-
wendung dieser Vorlagen setzt reiche Mittel voraus,
wie .•••ie für Kirchenausmalung zu den Ausnahmen ge-
hören. G.

CatalogusDissertationum Philologicarum Classi-
carum. Editio II. — Verzeichnis von etwa 27 400
Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der Klassi-
schen Philologie und Altertumskunde
zusammengestellt von der Zentralstelle für Disser-
tationen und Programme der Buchhandlung Gustav
Fock G. m. b. H. Leipzig. Fock in Leipzig 1910.
(Pieis M. 7.20.)
Dieser Katalog, der über den Fortschritt auf dem
Gebiete der klassischen Philologie, der Sprach- und
Altertumskunde durch Angabe aller Programme und
Dissertationen informieren will, (deren Erwerb zu den
beigesetzten Preisen ermöglicht wird) erscheint in
n. Auflage. Sie ergänzt die vor 15 Jahren erfolgte
I. Auflage, so daß sie durch dieses bis in die neueste
Zeit hineinreichendes bibliographisches Hilfsmittel den
Spezialforschern auf den Gebieten der klassischen

Sprachen, der Epigraphik, der Paläographie, Archäologie
Numismatik usw. mit den entlegensten Angaben zur
Hand ist, in ihrer übersichtlichen Anordnung und durch
ihr „Stichwortregister'' das Aufschlagen und Auffinden
sehr erleichternd. IC.

DieStellung der deutschen Katholiken zur
neuen Literatur. Von Alexander Baum-
gartner S. J. — Herder 1910. (Preis 1 M.)
In bezug auf die Beurteilung der neueren Literatur
mit Einschluß des Maßstabes, der an sie zu legen sei,
hat der Altmeister auf diesem Gebiete, durch seinen
ästhetischen Sinn, seine geistreiche Darstellung und
kritische Befähigung dazu ganz besonders qualifiziert,
das Wort ergriffen und seinen Standpunkt dargelegt
in 4 Artikeln der „Stimmen aus Maria-Laach", welche
die Aufgabe hatten, aufzuklären und zu beruhigen. —
Dieselben erscheinen in einer Broschüre, welche in
die 3 Teile zerfällt! „Die katholische Belle-
tristik -und die Moderne" (zur Beurteilung der
3 Veremundus-Schriften), „Literarische Gegen-
sätze unter den deutschen Katholiken",
„Die katholische Kirche und di'e neue
Literatur". Das „Vorwort" führt in das Thema
ein, das „Nachwort" zieht die Folgerungen. —
Die Darlegung ist klar und bestimmt, wie sie vom
Verfasser nicht anders zu erwarten ist, und doch maß-
voll und versöhnlich, den Streit weder übertreibend,
oder gar schürend, noch auch unterschätzend. Deswegen
dürfte von ihr eine gewisse Verständigung zu erhoffen
sein, die so wünschenswert ist im Interesse der ge-
meinsamen Prinzipien, deren Klarstellung die Vor-
bedingung für die Gemeinsamkeit der Aktion. H.

Georg Büchners gesammelte Schriften. In
zwei Bänden. Herausgegeben von Paul Landau. —
Cassirer in Berlin 1909. (Preis 10 M.)
Von dem 1837, erst 23 Jahre alt, gestorbenen Dichter
Georg Büchner ist sein von Gutzkow herausgegebenes
Erstlingsdrama „Dantons Tod", ein geistvolles, aber etwas
unreifes Werk, vielleicht etwa über Verdienst gepriesen,
sein übriger dichterischer Nachlaß aber nicht hin-
reichend gewürdigt worden, weder nach seiner ästhetischen
Seite, noch nach seiner literarischen Bedeu tung, im
Sinne seines Einflu'ses auf das moderne realistische
Drama — „Leonce und Lena" eine feine gesponnene
Biedermeierkomödie, „Wozzeck" eine ergreifende Tra-
gödie, „Lenz", eine Novelle von großer Unmittelbar-
keit und Virtuosität, „Der hessische Landbote", eine
aus der lebhaften Teilnahme an den damaligen revolu-
tionären Umtrieben herausgewachsenes, ungemein drasti-
sches und packendes Pamphlet beleuchten seine geniale
Lebensauffassung und seine dramatische Gestaltungs-
kraft, während aus seinen „Briefen" sein vornehmer
und doch gemütreicher Sinn hervorgeht. — Die vor-
liegenden beiden Bände, welche diese Erzeugnisse
des hochbegabten jugendlichen Feuergeistes in guter
Zusammenstellung bieten und zu ihrer Würdigung einen
eingehenden Lebens'auf, haben das Verdienst, einem
großen Dichtergenius zu spä'er Anerkennung zu ver-
helfen. D.
 
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