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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0056

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Abhandlungen.

Kölner Architekturbilder in einem
Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts.

(Mit 11 Abbildungen.) (Schluß.)

eite64:S.Pantaleon. Von
Südwest gesehen. (Abb 5.)
Unter den erhaltenen An-
sichten der Pantaleons-
kirche gibt diese Skizze
die beste Vorstellung von
dem einstigen Zustande
des im XVIII.Jahrb.. teils abgebrochenen, teils
umgebauten Vorhallen- und Turmbaues. Der
jetzige Westbau der Kirche gehört einer Wieder-
herstellung der 1890er Jahre an, die Vorhalle
wurde damals ganz neu aufgeführt. In der
Hauptsache stimmt Finckenbaums Skizze über-
ein mit dem oft reproduzierten Kupferstich aus
Karl Stengels Monasteriologie (Augsburg 1638).
Der Bogen der Eingangshalle ist aber — eher
der jetzigen Wiederherstellung entsprechend
— größer, doch wie auch doit von einer
Mauermitschmalen seitlichen Türöffnungen und
einer rundbogigen Galerie darüber geschlossen;
auf einem Postament zwischen den Türen
eine Kreuzigungsgruppe. Neben dem Bogen
und im Obergeschoß Nischen mit Figuren,
wie solche auch auf dem genannten Kupfer-
stich angedeutet sind. Eine bemerkenswerte
Abweichung gegenüber diesem und der Wieder-
herstellung besteht darin, daß auf Fincken-
baums Skizze die Vorhalle etwa doppelt soweit
ausladet wie die Flügel des westlichen Quer-
schiffs, so daß noch eine Mittellisene und zwei
Emporenfenster auf der sichtbaren Südseite
dieses Vorbaus Platz finden. In der Tat wurden
1887 die Fundamente eines soweit ausladenden
Vorbaues aufgefunden, die bei der Wieder-
herstellung jedoch unberücksichtigt blieben,
indem die Vorhalle nur dieselbe Ausladung
erhielt wie die Querarme. Also auch in diesem
Punkte wird die Skizze Finckenbaums den
Bestand des XVII. Jahrh. getreu wiedergeben.
Eine wertvolle Zeichnung der Kirche vom
Jahre 1544 im Herzoglichen Museum zu Braun-
schweig, die noch den Zustand vor der Er-
neuerung des Langhauses im Anfang des
XVII. Jahrh. darstellt, zeigt gleichfalls diese
bedeutende Ausdehnung des Vorbaus, freilich
ohne Fenster und Mittellisene.

S. 65: S. Cäcilien und S. Peter, von
Nordost. (Abb. 6.)

Besonders bemerkenswert ist der große
Dachaufbau bei S. Cäcilien, den wir sonst
nur aus den Prospekten Anton v. Worms' und
Men ators kennen -6). Er ruht (wie noch der
jetzige Dachturm) auf einem geschweiften
Sattel und hat das Aussehen einer kreuz-
förmigen von einer Kuppel bekrönten Kapelle27)-
Das Ganze ist jedenfalls nur als leichte Holz-
konstruktion denkbar; für einen massiven Stein-
baü fehlte hier in der Mitte des Langhauses
ein entsprechender Unterbau.

Über dem westlichen Giebel ist noch ein
kleiner viereckiger mit Pyramide gedeckter
Turm sichtbar. Während das Dach des Chores
gegenwärtig nach Osten abgewalmt ist, zeigt
die Finckenbaumsche Skizze hier noch den
ursprünglichen Giebel; an der Apsis fehlt der
jetzige Rundbogenfries über der Säulengaleric.

Das rechts (nördlich) neben der Kirche
sichtbare Gebäude ist die ehemalige Michaels-
kapelle. Die Mauer der Stiftsimmunität stößt
an die Apsis und ist bis zur Peterskirche fort-
gesetzt. Östlich vor letzterer Kirche das alle
mit einem Erker geschmückte Pastorat an dem
ehemaligen Petersgäßchen.

S. 67 : S. Aposteln, von Südwest, während
die drei, die Apostelkirche darstellenden Ge-
mälde Berckheydes (in Köln, Schwerin und
Florenz) von der Nordseite aufgenommen sind.
Das westliche Querschiff mit flachem, von Kreis-
blenden belebtem Giebel und an den Ecken von
kräftigen Strebepfeilern abgestützt. Zwischen
Turm und Querschiff sind Wohnhäuser an-
gebaut. Nach Süden schließt sich dem Quer-
schiff der westliche Flügel der Stiftsgebäude
an: Ein zweigeschossiger schlichter, mehrfach
abgestützter Bau mit kleinen unregelmäßig ver-
teilten, im Obergeschoß rundbogigen Fenstern
ohne Schmuckformen. Darüber ist der (zu
weit nach unten gezeichnete) Chorbau sichtbar.

S. 69: S. Maria ad gradus, irrtümlich
S. Margareta bezeichnet. Von Osten gesehen.

26) Der jetzige Dachniter ist erst 1787 erbaut
(v. Mering, »Die Peterskirche und die Cäcilien-
kirche« S. 57).

") Die Rekonstruktion in »Köln und seine Bauten«
S. 56 ist nach dieser Ansicht zu berichtigen.
 
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