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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0062

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77

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

78

der Sionskirche bereits langgestreckte spitz-
bogige Fenster.42)

Die folgenden Blätter (82—89) enthalten
8 Skizzen von der Kölner Stadtbefestigung:

S. 82: Die noch vorhandene S. Gereon s-
Windmühle mit der anschließenden Stadt-
mauer, von der Innenseite gesehen. Links
hinten, S. Gereon und der kleine Turm von
S. Christoph.

Die folgenden Torburgen, von denen be-
kanntlich nur das Severin- Hahnen- und Eigel-
steintor erhalten sind, sind von der Feldseite
darge stellt.

S. 83: Das ehe-
malige Ehrentor,
fälschlich Eichelstaein
(für Eigelstein) T/iore
bezeichnet. (Abb. 9.)
Zwischen den nach
der Innenseite abge-
kanteten runden Flan-
kierungstürmen er-
hebt sich über dem
Tor noch der acht-
eckige Turmaufbau,
ähnlich wie der des
noch vorhandenen
Severintores. Nach
den Aufnahmen vor
dem Abbruch des
Tores (1882) war die-
ser mittlere Turm im
XIX. Jahrh. bereits
bis zur Höhe der
Seitentürme abge-
tragen. Die alte Tor-
öffnung ist bis auf ein Abb u
halb so weites Tor

vermauert, entsprechend den Abbildungen aus
dem XIX. Jahrh , darüber zwischen den Seiten-
türmen ein hölzerner Wehrgang. Während der
linke Seitenturm noch die ursprüngliche Zinnen-
bekrönung besitzt, ist sie bei dem rechten
abgebrochen und der Turm mit einem Kegel-
dach gedeckt. Im Vordergrund eine niedrige
von einem Gattertor unterbrochene Außenmauer.

|Abb. 10. Das Weyertor.

43) Vgl. die Abbildungen der Sionskirche bei
Boisseree a. a. O. Taf. 64—60. — Die Wohl-
täter des Kölner Sionsklosters, Graf Gottfried von
Sayn und dessen Gemahlin Mechtildis, gründeten 1231
auch das Minoritenklostcr Seligenth.il, dessen noch
vorhandene Kirche (Zeitsch. f. christl. Kunst IV. 43 ff.;
Renard, »Kunstdenkm.d.Siegkreises«,S. 184ff.)gleich-
falls baulicheBoiehungen zur Kölner Sionskirche aufweist.

S. 84: Das Hahnentor, gleichfalls mit
hölzernem Wehrgang zwischen den Türmen;
die Fenster im mittleren Geschoß rechteckig
umgebaut, die im Obergeschoß vermauert.

S. 85: Das Severintor, dem heutigen
Zustande entsprechend.

S. 86: Das ehemalige Weyertor, fälsch-
lich Erin (Ehren-) Thor bezeichnet. (Abb. 10.)
Diese zunächst etwas befremdliche Skizze
erweist sich doch bei genauerer Prüfung als
getreue Wiedergabe des alten Zustandes. Wäh-
rend alle übrigen Bastionen an der Außen-
seite des alten Stadt-
grabens lagen und nur
durch eine Brücke
oder einen Damm mit
den Toren in Ver-
bindung standen, war
die Bastion des Weyer-
tores48) diesem un-
mittelbar vorgebaut,
und derGraben um die
Bastion herumgeleitet.
Bei dernördlichen Ein-
biegung der Graben-
abzweigung führte eine
Brücke im Bogen auf
die Bastion, von wo
aus man das Tor pas-
sierte (vergl. Abb. 11,
bei der a Weyertor,
b Bastion, c Brücke,
d Eckturm, e Graben
bezeichnet)44). Die
Skizze Finckenbaums
ist vom feldseitigen
Ufer des Grabens so
aufgenommen (in der
Pfeilrichtung der Abb. 11), daß man im Vorder-
grund die Brücke und den sie beherrschen-
den, mit einem eigenartigen Erker versehenen
Bastionsturm (d) sieht, an welchen sich rechts
die Wallböschung anschließt; hinter der Brücke
erscheint die den alten Graben kreuzende

*"*) Sie gehörte zu den ältesten seit 1632 ausge-
führten Teilen der bastionierten Befestigung Kölns
und ist bereits auf dem Stich von Ho llar-Altze n-
bach a. d. J. 1635 zu sehen.

M) Diese ganze Toranlage ist im wesentlichen bis
zu ihrem Abbruch dieselbe geblieben: vergl. „Kölner
Torburgen und Befestigungen" BI. 57 (für obige Plan-
skizze benutzt), sowie das von Ruhl-Hauzeur an-
gefertigte Modell und das Aquarell von J. Scheiner
(beide im Kölner Hist. Museum).
 
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